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Wo ist denn „Gott“?

Wo ist denn Gott? Die große Frage. Wir haben die reine Materie als Ausdruck maximaler Trennung auf der einen Seite und die reine Seele als Ausdruck maximaler Einheit auf der anderen. Maximale Trennung als Ausdruck von maximalem Schmerz der Einsamkeit, von Angst, Wut und Hass ist das, was als „Das Böse“ bezeichnet wird. Ist dann die maximale Einheit als Ausdruck von seelischem Wissen, Demut, Geborgenheit, Vertrauen und Liebe im Umkehrschluss „Das Gute“?

Ist Gott „gut“? Ist Gott, wenn er „gut“ wäre, dann auf der einen Seite des Pendels zu suchen? Auf der Seite der Seele? Was ist denn dann auf der anderen Seite zu finden? Nicht nur die reine Materie, das „Seelenlose“, sondern gleichzeitig auch das „Gottlose“? Aber wie kann etwas gottlos sein, wenn es ein Teil von Gottes Schöpfung ist? Ist das, was als das Böse, was als der Teufel bezeichnet wird nicht zwangsläufig auch ein Teil von Gottes Schöpfung?

Wenn Gott auf der einen Seite der Schöpfung steht, dann ist er damit doch auch selbst ein Teil der Schöpfung. Er hat sich dann in der Schöpfung selbst erschaffen und sich einen „Ort“ in der Schöpfung zugewiesen. Den Platz auf der Seite der maximalen Einheit. So ist er selbst zu einem Teil der Gegensätze geworden: Seele – Materie, Einheit – Trennung ,Gut – Böse, GöttlichGottlos. Nur wie kann etwas Gottlos sein, wenn es doch von Gott erschaffen wurde? Wie kann dieses von Gott Erschaffene dann auf der gegenüberliegenden Seite von Gott stehen?

Ist Gott dann vielleicht gar nicht „Gut“? Steht Gott vielleicht gar nicht auf irgend einer extremen Seite, durch die er eigentlich erst eine „andere“ Seite und damit eine von ihm getrennte Position erschaffen würde? Ist Gott vielleicht „nur“? Steht Gott außerhalb – über – der Schöpfung und hat sowohl das Gute als auch das Böse geschaffen? Gibt es damit eigentlich gar kein „Gottlos“, sondern alles ist erfüllt und durchdrungen von Gott dem Schöpfer?

Würde dann unser Streben nach Gott nicht wirklich bedeuten müssen, die Mitte zu suchen? Keine seelenlose Kreatur des Hasses, aber auch kein materieloses Seelenwesen, sondern Mensch zu sein. In der Mitte. Mit dem Gefühl der Einzelheit und dem Wissen um die Einheit. Im Pendel stehen die Mitte und der Tod auf einer Achse. Auf dieser Achse ist Gott zu erfahren. Der Vergeistigte strebt von der Mitte weg in das seelische Extrem, um nahe dem Tod und damit nahe bei Gott zu sein. Der abgrundtief Hassende geht in das materielle Extrem des Schmerzes, weg von der Mitte, und nähert sich so auch dem Tod. Der Hassende nähert sich somit ebenfalls Gott. Das ist damit gemeint, dass Du niemals tiefer fallen kannst, als in die Hand Gottes. Egal, wohin Du Dich wendest, Du gelangst immer bei ihm an.

Warum hat Gott uns denn dann so etwas wie Schmerz angetan? Warum hat er das Böse erschaffen? – Ich weiß es nicht. Mögliche Antworten werden für den Menschen im Schmerz immer fade bleiben. „Weil es uns zum Menschen macht.“ „Weil Gottes Ratschluss unergründlich ist.“ „Weil wir den Schmerz überwinden müssen.“ „Weil der Sinn nicht rational erkennbar ist.“ Ich weiß es nicht. Vielleicht, weil Gott einfach ist. Er ist kein rational denkender Mensch mit dehnbaren moralischen Vorstellungen. Er ist einfach und damit ist er alles und damit ist auch seine Schöpfung alles und wo Einheit und Liebe ist, da ist dann auch Trennung und Schmerz. In allen Religionen gibt es Gebote, die uns davor bewahren sollen, ausschließlich den Weg des Schmerzes zu gehen. Unser Weg ist die Mitte: Sechs Tage materiell Handeln (immer in Verbindung mit der Einheit) und am siebenten Tag sich nur der Seele widmen. Das ist eine Woche im Ausgleich. Eine Woche in der Mitte. Montags bis Samstags jeweils vier Siebtel Arbeit in Gemeinschaft mit drei Siebteln Seelenruhe und Sonntag sieben Siebtel Seele.

Die Menschen im Leid streben nach der Liebe und der Geborgenheit. Das ist der Ursprung religiösen Handelns. Es ist der Wunsch, dem Schmerz durch Einheit ein Ende zu bereiten und nicht durch die Vernichtung aller anderen um sich herum. Vielleicht heißt es deswegen, Religion sei etwas für die Schwachen. Der (im materiellen, im Verstand) Starke erschlägt den, der ihm Schmerzen bereitet. Er beantwortet so Trennung mit Trennung. Der Schwache geht in die seelische Einheit und wird so frei vom Schmerz, ohne dem anderen ebenfalls Schmerz zufügen zu müssen. Dies kommt dem Menschen als Wesen in einer Gemeinschaft mehr entgegen. Nur: fühlen sich alle individuell, stark und gut versichert, dann wissen sie davon nichts mehr. Dann gehört, Schmerz mit Schmerz zu beantworten, zum guten Ton. Da ist Wut anerkannt und alleine die Erwähnung des Wortes Demut löst erstaunliche allergische Reaktionen aus. Alle sind stark, weil sie stark sein müssen. Alle müssen zurück schlagen, weil sie es in ihrer Angst und ihrem trügerischen Gefühl der Geborgenheit im materiellen Besitz und Wohlstand nicht mehr besser wissen.

Aber ist es nicht so, dass alles nur Seele ist? Ist es nicht so, dass auch die Materie nichts anderes als die Wahrnehmung von Seelischer Kraft durch die fünf Sinne ist? Ist es nicht so, dass die Seelische Kraft dem Verstand als Materie, als etwas Aufgetrenntes, Einsames und Schmerzvolles nur erscheint?

Ist Materie die „verzerrte“ Wahrnehmung von Seelischer Kraft durch den Verstand und sind die Wahrnehmungen über unseren Seelensinn die „klare“ Wahrnehmung der Seelischen Kraft, dann ist alles, was wir überhaupt wahrnehmen nur einzig und allein Das Eine und das Gleiche. Das Ungetrennte in unterschiedlicher Erscheinung. Dann ist Gott vielleicht doch in Allem und trotzdem auf der seelischen „Seite“, weil es nur diese eine Seite gibt.

Dann existiert das Böse, der Hass, die Wut, die Angst, die Trennung, die Materie und der Schmerz nur in der Wahrnehmung des Verstandes. Sie alle sind dann nur Phänomene, entstanden aus einer Fehlwahrnehmung der Seelischen Kraft. Trug. Schein. Früher hieß es auch Wahn.

Die Trennung auflösen und die Einheit wieder als Einheit erkennen, das ist das Ziel.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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