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Was ist Wissen – 2009… frühe Gedanken

Eine Frau, die einmal zu mir kam, sagte: „Wenn meine 15-jährige Tochter ihre Freundinnen mit nach Hause bringt, dann nehme ich meine ganzen Engelsfiguren aus dem Wohnzimmerschrank und verstecke sie in meinem Schlafzimmer. Meiner Tochter ist es peinlich, wenn ihre Freundinnen sie sehen würden. Und mir ist es mittlerweile auch unangenehm.“

Wäre es nicht schön, wenn diese Frau ihre Figuren stehen lassen könnte und dass sie, wenn die Freundinnen ihrer Tochter darüber lachen würden, Worte zur Verfügung hätte, die es diesen Jugendlichen verständlich machen könnten, was diese Figuren bedeuten? Wenn sie sagen könnte: „Nun, Mädels, mit diesen Figuren ist es nämlich so: Sie sind XYZ. Und weil sie XYZ sind, sind sie für mich ABCD.“ Und die Freundinnen würden dann – vielleicht – sagen: „ Ach so ist das. Dann verstehen wir das. Das ist ja ganz wunderbar.“ Leider gibt es die Begriffe „XYZ“ und „ABCD“ in unserem Wortschatz nicht. So bleibt der Frau nur ungefähr Folgendes zu sagen, wenn die Freundinnen ihrer Tochter – schon tuschelnd und grinsend – fragen, was es mit den Engelsfiguren denn auf sich hätte: „Sie sind Wesen, an die ich glaube, und weil ich an sie glaube, helfen sie mir in schwierigen Situationen weiter und sind meine Begleiter.“

Nun weiß jedes Kind ab einem gewissen Alter, dass es mit dem Glauben schon beim Weihnachtsmann nicht weit her ist. Das Wort „glauben“ beinhaltet irgendwie etwas Negatives. Dem Glauben fehlen irgendwie die Fakten. Er scheint bestimmt von Wunschvorstellungen, von kindischen Phantastereien, mit denen man sich die Realität schön denkt. „Glaube“ oder „glauben“ hat immer etwas Dümmliches. Irgendetwas stimmt damit nicht. Im Zweifel ist es absoluter Quatsch, den sich jemand einredet, um der Realität nicht ins unfreundliche Gesicht schauen zu müssen. Etwas Schwächliches steckt darin. Gar etwas Bequemes. Wenn ich glaube, dann bemühe ich mich nicht um Wissen. Ich weiche den Tatsachen aus.

Glaube ist NICHTS im Gegensatz zum Wissen, das präzise, unangreifbar und klar erscheint! „Glauben sie das nur oder Wissen Sie das?“, „Das glauben sie doch selbst nicht!“, „Was glauben sie denn, wer sie eigentlich sind?“, „Können sie mir das glaubhaft machen?“ „Ich kann es nicht glauben!“ „Wer soll das denn glauben?“ Der Zweifel steckt in jedem dieser Sätze.

So ist diesen Mädchen mit ihrer 15-jährigen Lebenserfahrung sofort absolut klar, dass diese etwas überspannte vierzig-jährige ältere Dame mit der Welt wohl nicht mehr ganz klar kommt und sich in irgendwelche debilen Engelfigürchenträume rettet, um der Realität zu entkommen. „Und sie glaubt das auch noch! Vielleicht spricht sie auch noch mit denen! AuWeia!“ – Es ist den Mädchen nicht zu verdenken, wo sie jetzt aus dem Barbie-Alter heraus sind und ihnen ja auch bereits klar und deutlich gemacht worden ist, wie das mit der Lebensleistungs-Laufbahn in unserer Gesellschaft so aussieht. Für Kinderquatsch wie kleine Püppchen ist da nämlich kein Platz, wenn man mal einen schönen sicheren Bürojob haben möchte. „Mannomann, die Alten werden echt immer schräger. Hoffentlich werden wir nicht irgendwann auch mal so. Lasst uns schnell shoppen gehen und dann ein bisschen im Café chillen. Die ís‘ ja gruselig!“

Erkennen sie das wirklich Gruselige daran? Unser Verstand hat es geschafft, den (als minderwertig, kindisch und dümmlich besetzten) Begriff des „Glaubens“ als Fachbegriff für ALLES seelisch-spirituelle zu installieren. Sogar die Kirche als Glaubensgemeinschaft nimmt diesen Begriff an, obwohl sie sagen müsste: „Es ist ein tiefes WISSEN, das in den Mysterien liegt und NUR dort! GLAUBEN könnt ihr gerne an Eure Heilwerdung im materiellen Konsum, aber WISSEN könnt Ihr so nicht erlangen!“ Tut sie aber nicht. Sie gibt sich damit zufrieden, dass ihre Mitglieder „Gläubige“ sind und keine „Wissenden“.

Beim einem der letzten Papstbesuche stand in einer Zeitung: „Worüber wird er sprechen? Politik oder Privates?“ Als ich das las, fragte ich mich: „Sollte er nicht eigentlich von Gott sprechen und nur von Gott?“ Sollte er uns nicht zu „Wissenden“ machen?

So hat der Verstand als Schöpfer der Sprache es über viele Generationen geschafft, den (guten, klaren, unbestechlichen und eindeutig wirkenden) Begriff des „Wissens“ seiner „Wissenschaft“ und somit der materiellen und dinglichen, von Ursache und Wirkung bestimmten Welt zu widmen, während alles andere Glaubenssache (also Unsinn) wurde. Und so denken und fühlen wir. Und so wurde mir einmal gesagt, dass es doch peinlich sei, über die Seele zu sprechen… Ist das nicht traurig?

Gedanke starker Glaube

Man sagt ja auch: Er hat einen starken Glauben.

Man würde nie sagen, jemand hat ein starkes Wissen.

Wissen hat man oder man hat es nicht. Es ist da oder nicht, aber es ist sicherlich niemals schwach oder stark. Es ist absolut. So wird es gedacht.

Einen starken Glauben haben heißt in unserer Gesellschaft irgendwie, dass der Betreffende sehr zäh und renitent an seiner kindischen eingebildeten Jenseits- und Gottesvorstellung festhält, wobei es ihm diese Phantasievorstellung aber ermöglicht, vielleicht viele Ungerechtigkeiten zu ertragen oder unter widrigen Umständen Gutes zu tun. Er tut dann ja was. Ehrenamtlich sozusagen. Und umsonst. Belohnung gibt es im Himmel. Wie praktisch!

Und daher kann man diesem Handeln so etwas wie religiösen Respekt (Nachsicht) entgegenbringen. Man muss den Gläubigen dann nicht sofort als unproduktiven Träumer oder gar als Schmarotzer abstempeln und kann von starkem Glauben schwurbeln. Oder so etwas Ähnlichem. – Jedenfalls geht das so lange, wie man sich nicht von diesem Glaubenden in seinem eigenen Leben gestört fühlt. Sonst müsste man natürlich schnell Schluss machen mit diesem gefährlichen Unsinn.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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