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Schön sauber

„Schön sauber hast Du’s bei Dir!“ Es ist Klaus, der sich mit diesen Worten an Hiltrud wendet. Hiltrud und ich haben am frühen Nachmittag Elisabeth auf einen Kaffee besucht und später haben sich Klaus und seine Frau Gerda dazu gesellt. Hiltrud und ich haben mit den beiden im Grunde nichts zu tun. Wir kennen sie nur über Elisabeth. Klaus ist Kassenwart des Waldschützenvereins und Gerda hatte vor zwei Jahren auf dem dazugehörigen Grillfest meine Frau abgewiesen, als diese sich zu ihnen setzen wollte („alles reserviert!“). Die Neuen und Jungen müssen erst einmal an die Katzentische und gehören nicht zu den Alteingesessenen (deren Düsseldorfer Dialekt aber auch den letztendlich Zugezogenen verrät…).

Sauber…“ Den Bruchteil einer Sekunde bin ich verwirrt. Was meint er? Bei Hiltrud im Haus wird er nicht gewesen sein. Was heißt denn sauber? In dem Moment, in dem sie antwortet wird es mir klar. Hiltrud sagt, wie aus der Pistole geschossen: „Aber noch nicht rechts vom Tor. Da muss ich noch!“ Ich begreife: Er meinte den Garten! Das Laub auf den Beeten und dem Rasen! Sauber! Was für ein Begriff! Ich war verwirrt, weil ich bezüglich des Gartens höchstens ein „ordentlich“ erwartet hätte. Für ihn war alles „Dreck“, ganz einfach. Ich wäre nie auf die Idee gekommen, das Laub der Bäume als Dreck anzusehen oder als solches zu bezeichnen. Denke ich darüber nach, komme ich zu dem Schluss, dass für mich die freie Natur vom tiefsten Grunde heraus sauber ist. Sie ist an keiner Stelle verschmutzt. Sie erneuert sich in einem ewigen Kreislauf immer wieder selbst. Stünde ich knietief im Morast, ich würde niemals an Dreck und Unsauberkeit denken (Bezüglich der Kleidung wohl, aber nicht wegen des Morastes an sich). Sicherlich ist es bei uns auf unserem Grundstück unordentlich, weil die Bäume so fast alles machen können, was sie wollen. Aber es ist doch nicht unsauber oder dreckig! So ist für Klaus – und der Antwort nach wohl auch für Hiltrud – Unordnung gleichbedeutend mit Unsauberkeit. Ich muss mir Gedanken machen. Bisher dachte ich, dass man von mir vielleicht als einem unordentlichen Menschen denkt. Nun scheint es auch möglich, dass ich für einen dreckigen Menschen gehalten werde. Was für mich eine von Morast starrende Hose ist, ist für Klaus und Hiltrud ein mit Laub versehener Garten. (Un)ordentlich → (un)gepflegt → (un)sauber. Ob Garten oder Mensch. Diese Schubladen liegen sehr nahe beieinander. Ich muss dies in meinen Wandel mit einbeziehen.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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