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Materielles und seelisches Schicksal

Unser Verstand ist das Ergebnis der materiellen Existenz. Wie sollte es auch anders sein, als dass der Hüter der materiellen Welt auch aus ihr entstanden ist. Er ist erstanden aus der Materie, die uns von unseren Eltern bei unserer Zeugung mitgegeben wurde. Er, der Verstand, das Kind der Materie, trägt uns von Moment zu Moment, denn mehr als der Moment ist ihm nicht zugänglich. Diese Momente bilden zusammen die Zeit. Die Zeit, die auch eine Form der Materie ist, denn sie existiert nur in der materiellen Wahrnehmung, formt den von unseren Eltern dargebrachten Verstand weiter. Er ist wie eine Messingvase, die glatt und in ihrer eigenen Form entstand und die nun durch die Zeit verändert wird. Vielleicht durch Ornamentik, die hinein graviert wurde. Vielleicht durch Beulen, die durch Kollision oder Sturz entstanden. Trotzdem wird die Urform der Vase, die Form, in der sie in die Welt gebracht wurde, im Grunde immer erkennbar bleiben. Sie wird immer die Grundsubstanz sein, die alle materiell auf sie einwirkenden Kräfte widerspiegeln wird. So trägt der Verstand einen Teil unseres Schicksals in sich, der sich zusammensetzt aus dem, was durch unsere Eltern, übernommen von ihren Eltern und vorher von deren Eltern und so fort, in unsere materielle Form gegossen wurde und dem, was während unseres Lebensweges daraus und aus den Dingen, die uns widerfahren, entsteht. Es ist dies das Schicksal des Momentes, dem der nächste folgt. „Du bist wie Deine Mutter!“ – „Werde ich nicht immer mehr wie mein Vater!?“ Diese Kraft des Schicksals ist unbändig stark und jagt uns durch die Zeit wie Verlorene. Wir laufen, als wären wir Getriebene und wüssten nicht von wem. Uns selber fremd. „Was tue ich hier gerade!?“ fragt man sich dann manchmal. Als erwache man aus einem Traum. Als habe man geschlafwandelt. Als führte ein anderer unsere Hand und unser Wort. Das ist das Schicksal des Momentes. Das ist das Schicksal, mit dem uns die Materie versieht. Das Ererbte, die Gene. Das Erlebte, die Gravuren und Beulen.

Unsere Seele hingegen ruht weder in der Zeit, noch im Raum, noch ruht sie im Moment. Ihre Heimstatt ist die Ewigkeit und die Unendlichkeit. Sie trägt den zweiten Teil unseres Schicksals in sich. Dieser Teil unseres Schicksals beinhaltet den Sinn, den unser Verstand so verzweifelt zu erkennen sucht. Unsere Seele beinhaltet den Sinn, weil es das Weltschicksal, das Schicksal der gesamten Schöpfung ist, mit dem sie uns vereint. So einzeln, eigen und momentverhaftet unser materielles Schicksal mit dem Verstand als seinem Vollstrecker ist, so universal ist das Schicksal, an dem uns unsere Seele teilhaben lässt. Es ist das eine Schicksal, das alle teilen und das alles beinhaltet.

Ist unser materielles Schicksal die Vase, dann ist das seelische Schicksal die Erde, auf der alle Vasen stehen, der Himmel, der sich über allen Vasen wölbt und die Sonne, die auf alle Vasen gleichmäßig scheint. So bildet sich unser Schicksal aus Vergangenheit, Gegenwart und Ewigkeit. Das Schicksal, das in der Vergangenheit und der Gegenwart begründet liegt, das materielle Schicksal, können wir vielleicht durch Erkenntnis und rechtes Handeln beeinflussen. Das Schicksal der Ewigkeit, unser seelisches Schicksal, bleibt unserem Handeln unerreichbar. Wir können es mit unserer seelischen Wahrnehmung erkennen. Und dann in ihm ruhen.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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