Hass und Liebe liegen in den absoluten Extrempunkten unserer Existenz. Deshalb lassen sie sich so leicht übertragen. Dort, wo sie sind, gibt es keinen Ausgleich.
Schwingt das Pendel in den Bereich der Angst und verlässt den des seelischen Wissens und Vertrauens, dann geht der Mensch in Resonanz mit den anderen Menschen, die sich auch in diesem Bereich befinden. Er geht in Resonanz mit deren Angst, nimmt diese auf und hält sie für die seine. Durch diese Verstärkung beschleunigt sich der Schritt in Richtung Wut und Hass. Die Rückkehr wird erschwert und ist ohne Erkenntnis der wahren Zusammenhänge oder seelische Stärkung nahezu unmöglich. Die Erkenntnis ist, dass nichts von dem, was man in diesem Moment fühlt, das eigene ist. – Obwohl man es in sich fühlt. Würden dies alle erkennen, dann gäbe es keine Angst mehr. Sie wäre als die Illusion entlarvt, die sie ist. Wir würden erkennen, dass sie in jedem, aber eigentlich in niemandem ist. Da die Angst ihre Ursache in der Wahrnehmung der Trennung hat, wäre auch diese Wahrnehmung als Trug überführt. Es gäbe keine Einsamkeit mehr. Dies ist so bis in die extremsten Situationen. Wir sehen dies in den Beispielen der heiligen Märtyrer aller Religionen, die furchtlos in den Tod gegangen sind. Sie befanden sich im Angesicht des Todes nicht in der Einsamkeit und der Angst der Trennung. Sokrates, der den Schirlingsbecher trinken musste und in der Nacht davor noch seine Schüler tröstete, wo es doch eigentlich er hätte sein müssen, der des Trostes bedurft hätte. Als er und die Heiligen Märtyrer gingen, waren sie geborgen in ihrem seelischen Wissen und in ihrem demütigen Vertrauen. Das ist nicht für uns alle etwas. Steht uns der Tod entgegen haben wir nichts anderes als Todesangst. Wir müssten sie aber nicht so empfinden, wenn unser Pendel nicht so sehr in der Wahrnehmung der Trennung verhaftet wäre. Die Illusion der Trennung ist nur sehr hartnäckig, überzeugend – – – gewohnt.