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Jedes Wort, das wir sprechen, ist Krieg

Jedes Wort, das wir sprechen, ist Krieg. Jedes Wort, das wir sprechen will etwas sagen. Etwas sagen bedeutet, etwas anderes nicht sagen zu wollen. Selbst, wenn ich von der „Einheit“ spreche, stehe ich damit der „Trennung“ gegenüber. Spreche ich von der „Einheit“, dann will ich die „Trennung“ von mir trennen. Jedes Wort ist eine Meinung. Jedes Wort, das wir sprechen ist ein „Richtig“. Für uns. Jedem „Richtig“ für uns steht ein „Falsch“ – für uns – gegenüber. Ist etwas für uns falsch, dann existiert es für uns nicht wirklich oder es hat keine Daseinsberechtigung. Wir wollen mit dem Wort, das wir „Richtig“ nennen, das, was dem gegenübersteht und von uns als „Falsch“ bezeichnet wird, aus der Welt schaffen. Wir wollen es damit vernichten. Clausewitz sagt: Der reine Krieg hat nur ein Ziel: Es ist die Vernichtung des Gegners. Deshalb ist jedes Wort, das wir sprechen, Krieg.

Wir müssen das wissen, denn nur so kann es uns nicht überraschen, dass selbst wenn wir in höchsten Tönen die Einheit, die Liebe oder andere hehre Ziele preisen, wir dadurch trotzdem Gegnerschaft auf uns ziehen. Wir müssen wissen, dass es nicht der andere ist, der uns mit seinen Gegenargumente, seiner Verneinung unserer Ansichten, seinen Diskussionen über richtig und falsch den Krieg aufzwingt. Es ist so, dass wir – alleine dadurch, dass wir ein Wort gesagt haben – den Krieg begonnen haben. Unser Wort hat erst den Gegner erschaffen. Unser Wort hat Schmerz erzeugt und der Mensch, der vor unserem Wort uns gegenüber vielleicht „neutral“ war, wird nun durch den Schmerz der Trennung, den unser Wort ihm zugefügt hat, zum Gegner. Unser Wort hat die Spirale von Schmerz, Angst, Wut und Hass erst in Bewegung gesetzt, denn wir haben zuerst verneint.

Wir müssen das wissen, denn sprechen wir, dann berufen wir uns auf unser Recht. Unsere Position ist allein dadurch, das sie da ist, eine Festung. Sie ist eine Festung gegen alles, was nicht mit diesem Worte vereint ist – vereinbar ist.

Bedenken wir dies, dann erkennen wir, dass durch Worte kaum wirklicher Friede geschaffen werden kann. Wirklicher Friede, wirkliche Einheit, die keine Meinungen und keine Worte und keine Trennung oder Spaltung mehr kennt, wirkliche Einheit, in der kein „Richtig“ und kein „Falsch“ existiert, kann nur auf der Ebene der Seele verwirklicht werden. Dort wo noch nie irgendetwas getrennt war. Das müssen wir wissen, wenn wir den Mund öffnen und beabsichtigen ein Wort zu sagen.

Darüber hinaus: Alleine unsere Existenz erzeugt den Krieg. Wir stehen mit unserer „Person“, unserer „Individualität“ immer im Gegensatz zu einem anderen. Und dieser verabscheut uns vielleicht, nur weil wir so anders sind als er. Weil es alleine unsere Existenz ist, die in ihm den Schmerz erzeugt, der ihm sagt, dass wir von ihm getrennt sind. Und dass, weil wir uns „Richtig“ fühlen und er anders ist, wir ihn ohne Worte als „Falsch“ ansehen. So gilt schon alleine bezogen auf unsere körperliche Existenz: Wirklicher Friede, wirkliche Einheit, die keine Meinungen und keine Worte und keine Trennung oder Spaltung mehr kennt, wirkliche Einheit, in der kein „Richtig“ und kein „Falsch“ existiert, kann nur auf der Ebene der Seele verwirklicht werden.

Auf der anderen Seite können wir erkennen, dass uns umso mehr Kriege erklärt werden – uns die Worte der anderen Schmerz zufügen – je mehr festgefügte Ansichten von „Richtig“ und „Falsch“ wir haben. Beziehungsweise je mehr wir unser Bewusstsein unserem Verstand überlassen. Denn die unausgesprochenen Ansichten unseres Verstandes sind ebenfalls Festungen – und diese sind nur dazu da, einen Angriff zu erwarten – und je mehr Festungen wir haben, umso mehr sind wir auch Angriffen ausgesetzt. Der Verstand kämpft dann an vielen, vielen Fronten und fühlt sich – zu Recht, wie wir gesehen haben – von überall her angegriffen. Überlassen wir uns nicht so sehr unserem Verstand und lassen es nicht zu, dass sich so viele Ansichten entwickeln, die angegriffen werden können und dann verteidigt werden müssen, bestehen wir nicht nur aus Festungen, sondern sind das weite Land mit seinen unendlichen Ebenen und seinen wunderbaren ewigen langsam dahin fließenden Strömen, dann gibt es keine Angriffe mehr, weil da nichts ist, was angegriffen werden könnte. Dann gibt es nur noch den Wind, der lind und stetig über die Ebenen und die Ströme dahin zieht. Ein stetiges Treiben, das den ganzen Raum umfasst und das nirgendwo in seinem wehen behindert wird und das nirgendwo mit seinem Wehen anstößt.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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