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Der Gott der Macht

Es ist der Gott der Macht. An der Macht ist es einsam heißt es. Machthunger heißt es auch. Mit Recht. Der Gott der Macht ist der Gott des unstillbaren Schmerzes, denn nie wird für den Mächtigen seine Einsamkeit so vollkommen sein, dass er den Schmerz nicht mehr spüren könnte. Durch verzehren und weiteres verzehren ohne Ende versucht er diesen Schmerz, seinen nagenden Hunger, zu stillen. Das von diesem Gott, der alle Materie einhüllt, geschaffene materialistische System stützt den Mächtigen darin. Ist doch die Verleugnung der Seele die elementare Grundlage allen in diesem System begründeten Handelns und lässt keine Raum für etwas anderes als Schmerz, Angst, Wut und Hass in all ihren Ausprägungen. So ist Macht immer darin begründet, mit allen möglichen „erlaubten“ Mitteln die Trennung zu maximieren. So gibt es zwischen Hitler und Stalin, den Vernichtern von Millionen, und modernen Großkonzernen und ihren Managern in Hinblick darauf keinen grundlegenden Unterschied. Hatten Hitler und Stalin die Macht bereits so weit ausgedehnt, dass es kein „Recht“ mehr um sie gab, das sie an der Stillung ihres Schmerzes hätte hindern können – ihnen war alles erlaubt zu tun, weil alles in ihrer Macht stand -, so müssen die Konzerne noch in Regionen ausweichen, wo das Recht schwächer und ihre Macht maximaler ist als zur Zeit bei uns und dort die Trennung umso intensiver und entschlossener betreiben.

Richtete sich bei Hitler und den Nazis die Wut und der Hass noch scheinbar hauptsächlich gegen die Juden – hatten sie die Juden als die Schuldigen für ihren Schmerz und ihre Angst ausgemacht und alles so vorbereitet und die Wut so geschürt, dass deren Vernichtung (Bestrafung) im Gefühl des vollen Rechts geschehen konnte -, wollte Stalin bereits sein ganzes Volk zu Staub zermahlen und gnadenlos auslöschen, indem er sein ganzes Volk zu millionenfachen, wegwerfbaren Produktionsmitteln machte. Prozesse wurden bei beiden oft gar nicht mehr gemacht. Es bedurfte schon keines Anscheins von Abwägung und Beweis mehr. Es gab niemanden mehr, dem man Rechenschaft schuldig gewesen wäre. Die Schuld und die Strafe waren absolut. Der Hass ebenfalls. Es gab nur das Eine. Wo nichts anderes mehr existiert, da muss nicht abgewogen werden. Justitia hielt nur noch einen Strick in der Hand und keine Waage mehr.

Die heutigen Konzerne, als vollkommene Vertreter des materiellen Prinzips, hassen den anderen Konzern und ebenso alle Menschen auf dieser Welt, denn diese stehen der ersehnten Einsamkeit – der einsamen Macht – entgegen. Hassen bedeutet: durch Vernichtung bestrafen wollen. Die Menschen und die anderen Konzerne sind zwangsläufig als Schuldige (Wut) für den immerwährenden Schmerz der Trennung (Angst) ausgemacht worden, alleine dadurch, dass sie existieren. Die Weltkonzerne wären bereit, jedem alles anzutun, jedem jede Strafe (Hass) aufzuerlegen, wenn es konsequenzlos möglich wäre und es ihrem zwanghaften Drang zur Vereinzelung (in Form der maximalen Anhäufung von Besitz, Geld und Macht) dienen würde. Sprich, wenn sie offen und ohne sich dadurch selbst zu schaden mit Angst und Gewalt herrschen könnten, wie Hitler und Stalin es taten: Sie täten es ohne das Gefühl von Schuld und im vollen Gefühl des Rechts, denn was täten sie denn anderes, als das göttliche Gebot der Trennung zu erfüllen, dem sie sich verschrieben haben und nach dem alles bei ihnen ausgerichtet ist. Alternativlos sozusagen. Die Vernichtung von Existenzen und Leben in asiatischen Sweatshops oder in afrikanischen Iridiumminen hat dieselbe Basis wie das Handeln von Hitler, Stalin, Sadam Hussein und den anderen Einsamen. Der einzige Unterschied besteht in den vorgegebenen Motiven.

Unsere sozialen Gesellschaften bestehen aus Menschen, deren Wahrnehmung über den Seelensinn noch in einem gewissen Grade vorhanden ist und die durch ihre Wahrnehmung von Vertrauen, Demut und Liebe sich den Methoden des Gottes der Macht in ihrer letzten Konsequenz zu widersetzen suchen. Wenn man weiß, unter welchen Umständen bestimmte Produkte in der Dritten Welt zustande kommen, dann sagt doch vielen der moralische Kompass, dass sie den Produzenten dieses Produktes und die Art seiner Produktion nicht durch Kauf unterstützen können. Dies wird ihnen in Grenzen erlaubt. Sie werden zur Zeit als Käufer und als neue Brut an Hohepriestern des Geld- und des Machtgottes gebraucht. Somit darf keine Unruhe bei ihnen herrschen. Man muss ihren noch vorhandenen seelischen Wahrnehmungen sanft ein wenig mit etwas „Feelgood“ und ein bisschen Entscheidungsfreiheit entgegenkommen. Ein Balanceakt. Im Gegensatz dazu brauchte Hitler damals die Menschen als einsame Soldaten – da reichte Hass – und Stalin brauchte sie überhaupt nicht – da reichte Angst. Unsere heutigen Unternehmen müssen – umständehalber – noch ein wenig Seele (Liebe, Einheit, Geborgenheit, bla, bla, bla…) imitieren, um das Gleichgewicht so lange zu halten, bis ebenfalls offen zu Angst, Wut und Hass bei uns übergegangen werden kann. Diese grauenvolle Imitation von Seele erzeugen sie durch die Produkte, die sie den Menschen anbieten und deren Bewerbung in den Medien. Diese Imitation ist so voller triefendem Kitsch und laut und grell, so ohne Liebe und Wissen und Demut und Kraft. So ohne Einheit und wirklicher Geborgenheit. Sie ist wie der Versuch von jemandem, der nur scharfkantige schwarze Steine in seinem Leben gesehen hat, eine Blume zu zeichnen. Eine Zeichnung von jemandem, der nicht weiß, wie eine Blume riecht, sich bewegt, sich anfühlt und der im Grunde zutiefst angeekelt ist von dem Gefühl, so etwas wie eine Blume sehen riechen und fühlen zu müssen. Schlimmer noch: sie auch noch seelisch erfahren zu müssen. Eine Groteske entsteht so. Eine grauenvolle Maske. Die Menschen, die sich in Abhängigkeit vom materialistischen Konsumsystem befinden, versuchen diese ihnen vorgesetzte Imitation in ihrer Verzweiflung als Seelennahrung zu essen – und erkranken daran.

Dies ist aber nur ein Übergang. Werden die Menschen vom Gott der Macht hier nicht mehr halbwegs ruhig und stabil benötigt, dann wird auch diese ressourcenintensive „Soulfood“-Imitation eingestellt werden. Statt Smartphones und Playstations und schicke Wohnmobile wird dann nur noch Wasser an uns verkauft werden. Solange es sich noch kostengünstig fördern lässt. Danach wird dann Staub verkauft. Der liegt auf den Feldern und muss nicht einmal transportiert werden. Wozu da noch die Umstände mit diesem ekligen Spaß- und Glücklich-Familie-Freundschafts-Getue? Um keinen muss dann mehr geworben werden.

Die Erzielung maximaler Gewinnmarge und die Erhöhung der Marktmacht gegenüber dem gegnerischen Unternehmen rechtfertigt in unserem System und der geblendeten Gesellschaft ein entsprechendes Handeln. Ein seelisches Deckmäntelchen, das uns – bis jetzt – noch zugestanden wird, stellt die offen und ungeschönt agierenden und Blut vergießenden Diktatoren als irrationale Wahnsinnige dar, obwohl sie die Methoden des Machtgottes perfektioniert haben und die Konzerne sich danach sehnen, ebenfalls in dieser „Freiheit“ handeln zu dürfen. Ist diese „Freiheit“ erlangt, dann wird sie nicht mehr irrationaler Wahnsinn oder Größenwahnsinn oder Geisteskrankheit oder Psychopathisch oder sonst wie genannt werden, sondern irgendwie anders. Es wird ein Wort sein, dass dem Machtgott huldigen wird. – – – Aber vielleicht werden sie es doch Geisteskrankheit nennen, wenn es nichts mehr gibt, was sie beschönigen müssen und niemanden mehr gibt, den sie taktisch verblenden müssen. Vielleicht werden sie rufen: „Endlich können wir es zugeben! Endlich können wir es vor uns eingestehen, denn es gibt niemanden mehr außer uns: Wir sind seelenlose Geisteskranke! Wir sind die Verdammten einer verdammten Welt! Und jetzt ist endlich Schluss. Alles ist vernichtet. Es gibt nur noch uns. Endlich können wir gehen. Endlich dürfen wir sterben und dann beseelt neu erstehen. Endlich hat dieser Alptraum ein Ende! Endlich ist das Ende erreicht!“

Der letzte Grund für KZ, Gulag und Warenproduktion liegt also in der Erlangung maximierter seelenloser materieller Macht; Er liegt im Versuch, den eigenen Schmerz zu stillen und irgendwann endlich alleine zu sein und von keinem Gegenüber durch seine bloße Anwesenheit an die Trennung erinnert zu werden. Tief in ihrem Inneren sind die Mächtigen alle beherrscht vom Gott des Schmerzes – denn das ist der zweite Name des Gottes der Macht – und voller Angst, Wut und Hass. Sie sind beherrscht von der Grundlage für Vernichtung, für Entseelung, so, wie der Gott des Schmerzes es verlangt. Der letzte, den sie hassen, aber nicht bestrafen können, sind sie selbst. Denn sich selbst werden sie nicht los. Bis zum einsamen Schluss.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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