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Absolute Kontrolle bedeutet den absoluten Nullpunkt

Endlich die Kontrolle über die Welt erlangen können. Das ist der Wunsch unseres Verstandes. Geboren aus seiner Angst vor dem, was er nicht beherrschen, ja nicht einmal begreifen kann. Nur liegt die totale Kontrolle der Welt im absoluten Nullpunkt bei –237° Celsius. Da bewegt sich kein Atom mehr. Da ist und bleibt alles an seinem Platz. Alles kann in Ruhe gezählt werden. Nichts tanzt jemals mehr ungefragt (ja nicht einmal gefragt) aus der Reihe. Wenn sich nichts mehr bewegt, dann ist endlich Ruhe. Ich kenne viele Menschen, die so viel Angst haben, dass sie ihr Leben auf diesen absoluten Nullpunkt zusteuern. Da gibt es keine Überraschungen mehr. Und keine Verletzungen. Nur noch eiseskalte Erstarrung. Ein oft gebrauchtes und fast genauso oft missgedeutetes Zitat von Laotse lautet in etwas: „Eine hundert Meilen lange Reise beginnt mit dem ersten Schritt.“ Viele meinen, es bedeute: „ Los, mach den ersten Schritt, damit Deine Reise endlich beginnen kann. Ohne den ersten Schritt gibt es kein Vorankommen und keine Entwicklung.“ Laotse meint damit aber: „Hast Du erst 99,5 Meilen hinter Dir, dann ist die Reise gelaufen. Dann ist an dem Weg, den Du gegangen bist, nichts mehr zu ändern. Die Reise ist so ‚groß‘ geworden, dass sie sich Deinem Einfluss entzieht. Wenn sie ‚klein‘ ist – beim ersten Schritt – da hast Du noch die Kontrolle über den Weg, den die Reise nehmen wird. Das ist der Zeitpunkt, auf den es ankommt und den es zu beachten gilt. Wenn die Reise noch ‚klein‘ ist.“ Weiter gedacht bedeutet dies: „Nie ist die Reise ‚kleiner‘ als vor ihrem Antritt. Der Zeitpunkt an dem sie noch nicht begonnen hat. Dieser Zeitpunkt ist dann der Zeitpunkt mit der maximalen Kontrolle. Trete ich die Reise gar nicht erst an, dann kontrolliere ich sie vollständig.“ Diese Haltung unterscheidet sich auf den ersten Blick nicht so besonders von der Haltung der Zeitgenossen, die Ihr Leben erstarren lassen wollen. Der Unterschied liegt aber darin, dass Laotse das Handeln nicht aufgibt, weil er Angst vor der Welt und den Verletzungen durch die Menschen hat. Dies ist er vollständig bereit in Kauf zu nehmen. Wenn es seinem Schicksal entspricht. Der Unterschied liegt darin, dass Laotse „Angst“ hat, sein Schicksal nicht zu erfüllen. Durch zu viel Tun, durch zu viel falsches Lenken. Daher nur im ganz Kleinen. Oder am besten gar nicht. Die Handlung erfolgt so aus absoluter Ruhe heraus und lässt die Welt um ihn kreisen und auf ihn zu kommen, während der Erstarrte eigentlich handeln will und in einem tiefen Leid lebt, weil er sich dazu nicht in der Lage fühlt.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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