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Wenn die Dinge wieder beginnen, kompliziert zu werden

Wenn die Dinge wieder beginnen, kompliziert zu werden. Wenn eine undefinierbare Unruhe mich ergreift – ein Unwohlsein, für das ich im ersten Moment gar keine Erklärung zu haben scheine -, dann hat es sich wieder eingeschlichen und versucht mich in seinen Bann zu ziehen: Das große Spiel der materiellen Verstandesgesellschaft.

So langsam ist das Unwohlsein gewachsen, dass ich es erst überhaupt nicht bemerkt habe. Als es dann da war, habe ich es für eine gewisse Zeit lang als normal angesehen. So heimlich hat es sich eingeschlichen.

Es sind die Regeln des Spiels, die uns unserer Natur widerstrebende Handlungsweisen abnötigen. Es sind die aus diesen Regeln resultierenden Zwänge, die jeder Zug, den wir machen, erzeugt und welche wieder unser erneutes, durch die Spielregeln definiertes Handeln einfordern.

Immer ist der Mensch auf die eine oder andere Art getrieben. Nie hat er den Überblick und gerät von einer Notwendigkeit zu handeln in die nächste. Beruf, Privatleben, Gesellschaft: Alle haben ihre eigenen Regeln und Zwängen in unendlicher Anzahl. Er eilt durch ein Labyrinth und biegt um Ecke und Ecke, nicht in der Lage, anzuhalten. Geschweige denn, den Ausgang zu erreichen und endlich einmal ruhen zu können. Der Mensch vergisst sich und denkt, dass dieser Zustand normal sei. Dass es so sein müsse, weil es eben so ist. Er ist so verstrickt in das Spiel, dass er denkt dieser Zustand sei die natürliche Ordnung. Von Geburt an bis hin zu seinem erschöpften Tode.

Und wenn es mir dann endlich auffällt, dieses undefinierbare Unwohlsein, das anscheinend ein tiefes Grundgefühl unserer Gesellschaft darstellt, dann betrachte ich unseren Hund Pia. Meine Lehrerin, die aus der Freiheit kam und ohne den Einfluss menschlicher Verstörtheit erwachsen werden durfte. Ein Wesen voller äußerer Scheu und innerer Kraft.

Dann schaue ich sie an, wie sie in tiefer Ruhe auf ihrer Decke liegt. Der Atem geht langsam und tief. Versenkung. Meditation. Hier und Jetzt im Zentrum sein. Die Augen geschlossen. In völligem Frieden tief, ach, so tief abgetaucht in Sphären, die jenseits unserer gehetzten Welt liegen. Dann schaue ich sie an und erkenne wieder das Wenige, das wir eigentlich benötigen. Ja, das Wenige, das wir eigentlich tief in uns drin auch nur wollen.

Nahrung haben wir wohl. Daran mangelt es nicht. Warm haben wir es auch. Daran liegt es nicht. – Oder doch? Wie hoch ist der Preis, den wir für Nahrung und Wärme zu zahlen haben? Das Spiel zwingt uns einen hohen Preis auf: Es fordert die Aufgabe unserer Natur. – – – Und dann weiß ich es wieder. Dann erkenne ich die Quelle des permanenten Unwohlseins: Das Spiel liebt uns nicht. Das Spiel gibt uns keine Sicherheit. Es gibt uns keinen ruhigen Hafen, in den wir uns im Sturm flüchten können. Das Spiel ist der Sturm! Es gibt in seiner Welt keine Häfen, in die man sich vor ihm flüchten könnte!

Ich schaue Pia an. Ich weiß, dass sie nur so ruhen kann, weil sich bei ihr zu Nahrung und Wärme auch Liebe und Sicherheit gesellt haben. Ich weiß, dass sie gehen würde, wenn in ihrer Welt der Sturm zu regieren begänne. Ihr könnte dieses Unwohlsein, das sie dann beschleichen würde, niemals als normal erscheinen.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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