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Körpergefühle – Seelenzustände

Wenn ein Mensch intensiv an mich denkt, dann löst dies ein Gefühl der Leichtigkeit in meinem Kopf und meinen Armen aus. Es „klingeln mir die Ohren“, wie es im Volksmund heißt. Tun dies zwei Menschen zusammen und verfügen sie über gewisse seelische Kraft, dann wird mir bisweilen leicht schwindelig. Die Seele wird gerufen und verlässt in Teilen den Körper. Sie nimmt Kontakt auf mit denen, die gerade auf mich konzentriert sind. Die Pforten der Wahrnehmung öffnen sich.

Es ist ein Gefühl wie bei einer Unterzuckerung. Ich kenne dieses Gefühl bereits aus meiner Kindheit, wenn ich abends im Bett lag und in den Halbschlaf fiel. Das gleiche Gefühl der Leichtigkeit, des „Schwummerig- Seins“. – Und dann fiel ich in einen Tunnel oder es zeigten sich die unterschiedlichsten Wesen vor meinen Augen.

Wie Unterzucker… Ich musste daran denken, als ich Aldous Huxleys Buch „Die Pforten der Wahrnehmung“ las. Er beschrieb dort die Wirkungsweise des Mescalins. Dem Inhaltsstoff des Peyote-Kaktus‘, einem wahrnehmungserweiternden Mittel der Indianer New Mexicos. Huxley begann sein Buch mit einer Ausführung, nach der unser Gehirn nach Ansicht einiger Neurowissenschaftler nicht produzierend, sondern reduzierend sei. Es verhelfe uns somit nicht zu Erkenntnissen oder lasse uns Erfindungen machen. Schon gar nicht gebe es uns eine vollständige Vorstellung von der Welt in der wir uns befinden.

Unser Gehirn erschafft also nichts. Nein, ganz im Gegenteil. Seine Funktion ist es, unsere Wahrnehmung zu filtern und nur das für unsere materielle Existenz auf dieser Erdkugel Notwendige hindurch zu lassen. Täte es das nicht, dann verfügten wir über das gesamte Wissen aller Zeit und jeden Ort der Schöpfung. So wie es uns eben potentiell in seelischer Trance (im Traum, im Halbschlaf auch…) möglich ist.

Nun macht Mescalin eines: Es blockiert die Aufnahme von Zucker, dem Energielieferanten des Körpers, im Gehirn. Das Gehirn – der große Filter – wird in seiner Funktion geschwächt, die Pforten der Wahrnehmung öffnen sich und der Mensch ist in der Lage, die Welt mit ganz anderen Augen (ja, mit einem völlig neuen Wahrnehmungssinn) zu „sehen“. – Unterzucker…

Die Vermutung, dass das Gebet – der aktive und intensive Kontakt zur nicht materiellen, zur seelischen Ebene – das Adrenalin unseres jenseitigen Aspektes ist, hatte ich schon geraume Zeit. So wie uns der durch Notsituationen ausgelöste Adrenalinausstoß auf materieller Ebene vor Schaden bewahren und die Welt so „verändern“ kann, dass wir wohlbehalten aus der Situation heraus kommen, so ist das wahre Gebet in der Lage, in Notsituationen etwas auf seelischer Ebene zu verändern und uns so zu retten.

Ist Unterzucker, die Unterversorgung mit lebensnotwendiger Energie, nicht eine Notsituation? Ist es vielleicht ein „vorgesehener“ Mechanismus, dass sich in solchen Situationen der Filter öffnet und uns mit anderen – erweiterten – Möglichkeiten der Wahrnehmung und des Handelns versieht? Ist die Sattheit unserer Gesellschaft vielleicht der Grund, warum der Filter so dicht ist und er die Pforten der Wahrnehmung weiter schließt, als es gut ist? Sie bis zur vollständigen Verleugnung der seelischen Existenz schließt? Ist das die Grundlage für den Alleinherrschaftsanspruch des Verstandes in dieser Welt? Die Sattheit?

Vielleicht liegt darin auch der Grund für Askese und Fasten vor heiligen Handlungen. Das Gehirn wird geschwächt und die Pforten werden wieder weiter geöffnet.

Mir scheint vieles körperliche Geschehen mit dem Ein- und Ausgehen der Seele zu tun zu haben. Der Atem – der Lebensatem – ist meiner Empfindung nach nur äußerlich die Aufnahme von Sauerstoff und die Abgabe von Kohlendioxyd. Er ist meinem Empfinden nach die Bewegung der Seelenkraft hinaus und wieder hinein.

Die Tatsache, dass ich bei seelischen Verbindungen die Symptome eines Unterzuckers bekomme lässt mich vermuten, dass auch der Unterzucker mehr ist als ein äußerlicher Energiemangel. Er scheint ebenfalls mit der Entfernung der Seele aus dem Körper zusammen zu hängen (oder mit der Öffnung der Pforten unseres Seelensinns. Je nachdem, wie wir es sehen möchten). Mutter Teresa wurde vorgeworfen, dass sie das Leid der Armen marginalisiere, indem sie sagte, das sie gerne so nahe bei Gott sein würde, wie es den Armen möglich sei. Dass diese von Gott gesegnet seien. Ist der Arme vielleicht aufgrund des Hungers und des Energiemangels wirklich „näher“ bei Gott? Ob ihm das bewusst ist und er sich in seiner Situation wohl fühlt oder nicht, spielt in dieser Betrachtung erst einmal keine Rolle.

Sind seine Pforten aufgrund des Mangels noch geöffnet und ist dies der Grund, warum Religion immer eher etwas für schlechte Zeiten zu sein scheint? Ist das der Grund, warum auch frühere Gesellschaften auf anderen Kontinenten, den Segen verloren hatten, nachdem sie von armen Bauern zu satten materiell orientierten Händlern und Eroberern aufgestiegen waren? Ist das der Grund warum Religion dann zwangsläufig nur noch als weltliches Machtinstrument verwendet wird, da der Filter so zu ist, dass kein Quäntchen einer Ahnung der wahren Beschaffenheit unserer seelischen Existenz mehr zugänglich ist? Ist somit die große Menge an Energie, die unserem Körper zur Verfügung steht, verantwortlich für den hohen Grad der materiellen Manifestation unserer Selbst und dem übergroßen Einfluss des Egos auf unser Bewusstsein?

Ist dann nicht die Nahtoderfahrung keine Halluzination aufgrund von Sauerstoffmangel im Gehirn, sondern eine erweiterte Wahrnehmung der Welt – und des eigenen Wesens – aufgrund des sich auflösenden Filters und der natürliche nächste Schritt in die nicht materielle Wahrnehmung, nachdem die letzte, finale „Notsituation“ das Ende unserer irdischen materiellen Verhaftetheit bedeutete?

Es ist einfach ein weiteres Pulsieren im Kreislauf der Existenz. Wenn wir Leben und Tod nicht trennen und als auf einer Linie sich befindend betrachten, dann können wir dieses Pulsieren erkennen. Nach der Manifestation kommt die Auflösung. Nach der Auflösung kommt die Manifestation… Alles hat seine Zeit: die gefilterte und in Raum und Zeit materiell begrenzte Existenz und die jenseits von Raum und Zeit befindliche geöffnete Existenz.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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