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Wasch mir den Pelz, aber mach mich nicht nass. – Eine etwas gruselige Geschichte

Initiation (double binding)

Wasch mir den Pelz. Aber… mach mich nicht nass! Was wäre, wenn das jemand von Dir erwarten würde? Wie wäre das, wenn jemand vor Dir stünde, in einer dunklen verregneten Nacht in einer finsteren Gasse, und genau das von Dir fordern würde? Du würdest ihn wohl komisch anschauen und vielleicht sagen: „Hör mal, das ist ein ganz schöner Unsinn, was Du da von mir willst. Ohne Wasser kann ich Dir den Pelz nicht waschen. Er wird dann wohl oder übel nass werden. Und überhaupt, wie kommst Du überhaupt dazu, mit dieser Forderung an mich heran zu treten? Ich denke, wir vergessen das mal und gehen beide unserer Wege.“ Und Du willst Dich abwenden.

Und die Gestalt richtet sich daraufhin auf, breit, dunkel bedrohlich, funkelt Dich mit Wut glimmenden Augen an und sagt mit leiser drohender Stimme nur eins: Wasch – mir – den Pelz… und mach – mich – nicht nass…! Du würdest dann vielleicht doch etwas nervös und beunruhigt werden und mit gespielt fester Stimme sagen: „Hören Sie mal, das wird mir jetzt zu bunt! Da lass ich mich nicht weiter drauf ein! Gehen Sie sofort weiter oder ich rufe die Polizei. Wie soll‘s denn gehen, ohne nass zu werden?! Und überhaupt: Da ist ja auch nichts dabei! Ein Fall für den Irrenarzt sind Sie ja!“

Und er richtet sich noch weiter auf, beugt sich nach vorne und brüllt Dir in erbarmungslosem Hass ins Gesicht: WASCH MIR DEN PELZ! ABER MACH MICH NICHT NASS!!!! Ohne die Möglichkeit der Flucht, in die dunkle Ecke der einsamen Gasse gedrängt, würdest Du vielleicht stammeln: „Okay…….Okay…….“ Und hektisch und fahrig Dein Handy aus der Tasche fummeln und die Polizei anrufen. 110. Notruf. Sofort ist jemand in der Leitung und Du, schwer atmend und immer einen verschwitzten Blick auf die dunkle Gestalt gerichtet, fühlst erste Erleichterung. „Hallo? Hallo? Gott sei Dank! Ich stehe hier mit einer Person. Sie bedroht mich! Sie fordert von mir, ihr den Pelz zu waschen und sie dabei nicht nass zu machen….“

Aha. Ja gut, …und weiter?“ hörst Du es ein wenig ratlos aus dem Lautsprecher klingen.

Wie?! Wie: und weiter?! Was soll das heißen?! Ich brauche Hilfe! Was soll ich tun?! rufst Du mit rasendem Herzklopfen in das Mikrofon.

Ja…, Ja nun… dann machen Sie es doch einfach.“ entgegnet der Polizist vom Notruf ein wenig gereizt. „Machen Sie doch einfach, worum die Person Sie bittet. Wo ist denn das Problem? Was haben Sie denn damit für ein Problem?“

Ich?“ rufen Sie ungläubig in absoluter Hilflosigkeit „Ich habe ein Problem? Diese Gestalt ist mein Problem, die etwas Unmögliches von mir fordert. Die mich bedroht und die mich nicht gehen lässt! Ich habe ja versucht, vernünftig mit ihr zu sprechen und ihr das mit dem Wasser zu erklären! Dass Nass zu werden doch völlig normal und okay ist!

Wasser? Was für Wasser? – Hören Sie. Das ist hier eine Notfallleitung. Sie dürfen sie nicht unnötig blockieren. Das ist strafbar. – Wissen Sie was, ich verbinde Sie mit unserem Polizeipsychologen. Ist das okay? Hilft Ihnen das erst mal weiter?“

Ja… ist okay… Bitte,… bitte verbinden Sie mich. Okay… ja. Vielen… vielen Dank… ja…“ hauchst Du völlig desorientiert, der aufkeimenden Hoffnung wieder beraubt, matt und kraftlos, dem Schwindel nahe, alles sich um Dich drehend, in das Handy, den Kopf gesenkt, Dich schwankend an einer Häuserwand abstützend und aus den Augenwinkeln heimlich die knurrende, voll Hass wartende Kreatur im Auge behaltend.

Polizeipsychologe vom Dienst. Hallo?“ klingt es Dir jovial entgegen.

Hallo? Ja hallo, ich…, ich… bitte helfen Sie mir!“ Flüsterst Du drängend, am Ende aller Kräfte und einer Ohnmacht nahe „Beim Notruf, da gab es ein Missverständnis. Ich werde hier bedroht. Von einer Kreatur. Sie will mich zwingen, Ihr den Pelz zu waschen und sie dabei nicht nass zu machen! Bitte, bitte…. Was soll ich tun? Was soll ich nur tun? Ich werde hier wahnsinnig vor Angst! Ich hab‘s ihr doch versucht zu erklären mit dem Nass werden und dem Wasser…

Der Psychologe räuspert sich ein wenig. Aus dem Lautsprecher hörst Du ihn sagen: Wasser? Was für Wasser? Nun ja. Nun ich sage einmal: Es liegt ja an jedem selber, ob er sich einem Zwang ausgesetzt fühlt oder nicht. Angst ist eine sehr relative Angelegenheit und ob Sie wahnsinnig werden oder nicht, das können Sie mangels psychologisch-psychiatrischer und akademischer und wissenschaftlicher Expertise wohl nicht beurteilen. Ich bin jetzt nicht vor Ort, aber es scheint sich bei Ihnen um einen Fall von hartnäckiger Realitätsverweigerung zu handeln.“

WAAAS?“ schreist Du am Ende aller Deiner Nerven in das Telefon, während Du Dich immer weiter in die Ecke drückst, um Abstand zwischen Dir und der sich langsam nähernden, behaarten monströsen Kreatur zu halten. Sie sind der Polizeipsychologe: Sagen Sie mir: Was soll ich denn jetzt tun, verdammt noch mal????!!!!“ rufst Du mit blanken Nerven in das Mikrofon.

Nun ich denke, Sie sollten sich erst einmal beruhigen.“ lässt sich der Psychologe – mit leichtem aber deutlichem Tadel in der Stimme – vernehmen Ich könnte Ihnen da ein paar Pillen verschreiben lassen. Oder Sie gehen gleich einmal fein los und kaufen sich etwas Schönes. Das hilft ja oft auch. Ein bisschen Ablenkung. Aber. Zu aller erst: Waschen Sie der Person jetzt endlich den Pelz und machen Sie sie nicht nass dabei, Herrgott noch mal! Ist das denn so schwer zu begreifen?!, tönt es voller unterdrückter Wut Dir entgegen.

Das sind die letzten Worte, die Du hörst, während Dir das Telefon aus der Hand und Dein Bewusstsein in eine schwarze Ohnmacht gleitet. Hart und ohne Gegenwehr schlägst Du mit Deinem Gesicht auf den nassen und dunklen Asphalt der nächtlichen Gasse. Irgendwann, nach gefühlten 1000 Jahren der Finsternis und gehetzt von 10000 Monstren aus 1000 menschenzerreißenden Alpträumen hörst Du leise aus der Ferne ein dumpfes Pochen in der Dunkelheit. Du spürst es mehr. Es ist das Blut, das durch Deine geschwollenen Lippen und Deine zerschundene Wange pulsiert. Du fühlst den nassen Asphalt schmerzhaft stechend an Deinem Gesicht. Langsam, mit unendlichen Kopfschmerzen öffnest Du ein Auge und das, was Du siehst und das, was Du hörst lässt Dich augenblicklich ergrauen. Vor Dir steht die Gestalt. Wahnsinnig grinsend, hoch aufgereckt Dich anstarrend. Um Sie herum stehen Millionen von Menschen und auch sie starren Dich an, aus leeren Augen blickend, im gleichen Wahnsinn wie die Gestalt, mit den gleichen schlohweißen Haaren wie Du und sie alle flüstern, zischend wie die Schlangen fast: „Wasch ihm den Pelz und mach ihn nicht nass. Wasch ihm den Pelz und mach ihn nicht nass. Wasch ihm….“ Und Du schreist in unendlichem Grauen. Weitere gefühlte 1000 Jahre lang. Und Du verlierst augenblicklich den letzten Rest Deines geschundenen und ach so wunden Verstandes. Und langsam richtest Du Dich auf. Erst auf alle Viere. Dann auf die Knie. Und Du hebst die Hände in leerer toter Verzückung. Und Du blickst zur Kreatur und grinst und Du stimmst ein in den Chor. Und zischst flüsternd: „Wasch ihm den Pelz…“

Recht so…“ flüstert eine Stimme neben Dir befriedigt in Dein Ohr. Es könnte die des Polizisten vom Notruf gewesen sein.

Jetzt wird alles gut…“ klingt es ermunternd von der anderen Seite wie aus dem Munde des Psychologen.
Und Du vollbringst das Kunststück. Du wäscht der Kreatur den Pelz und machst sie nicht nass…

Jetzt bist Du frei…, Kind. Jetzt bist Du – erwachsen! Kind. hörst Du es aus unzähligen Kehlen raunen. Und die Wesen umringen Dich und erheben Dich von Deinen Knien auf die Füße. Und Du grinst um Dich. Unsicher erst und dann immer selbstbewusster. Dann reißt Du die Arme in die Höhe und mit donnerndem das Weltall erschütterndem Hass brüllst Du, den Kopf hoch in den schwarzen Regen in finsterster Nacht gereckt: „WASCH MIR DEN PELZ UND MACH MICH NICHT NAAAAAAASSSSSSSS!!!!!!!!!“

Und die Millionen und die Milliarden mit ihren leeren Augen stimmen mit ein, in dieser mond- und sternlosesten aller Nächte, zu einem alles vernichtenden, animalischen Geheule. Und Eure Tränen, die nicht versiegenden Ströme Eurer Tränen aus Euren leeren Augen…, der schwarze Regen wäscht sie – die verlorenen und von niemandem bezeugten – hinfort von Euren Wangen, hinab in die schmutzige und faulige Gosse Eurer irdischen Verdammnis in der Selbstverleugnung….

Denn Du kannst nicht wahrhaftig glücklich und im Sinn existieren, wenn Du gezwungen wirst, Deine Beseeltheit zu verleugnen und Dich für eine tote Maschine zu halten, deren einzige Zukunft die Vernichtung in ewiger Finsternis sein soll. Dafür bist Du nicht geschaffen. Das ist die verdrängte Hölle auf Erden.

Du bist geschaffen für seelisch, göttlich inspiriertes Handeln! Handeln zum Nutzen und zur Erleuchtung der gesamten Schöpfung. Und das wird Dir und Milliarden anderen vorenthalten. Ein Verbrechen an der Menschheit.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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