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Was haben wir denn schon selbst geschaffen?

Wenn Sie diesen Text lesen, ist die Wahrscheinlichkeit hoch, dass Sie Bürger eines wohlhabenden westlichen Staates sind. Sie haben wahrscheinlich auf ihrem Grund und Boden noch nie einen Krieg erlebt, haben ein Dach über dem Kopf und – im Prinzip – können Sie, wenn Ihnen danach ist, jederzeit in einen Supermarkt gehen und Ihren Hunger und Durst stillen. Ich rede nicht von Luxus oder Sorgenfreiheit, ich meine die Befriedigung Ihrer menschlichen Grundbedürfnisse: Sicherheit, Obdach und Nahrung. Diese sind bei Ihnen erfüllt. Zusätzlich können Sie auch, wenn es irgendwo ziept, direkt um die Ecke zu einem Arzt gehen. Und sich beklagen, dass Sie auf einen Spezialistentermin vier Wochen warten müssen. Fließendes warmes Wasser haben Sie auch noch. Wir könnten so weiter machen. –

Wie oft wird Ihnen diese Gnade, die Ihnen zuteil wird, in Ihrem Leben bewusst? Nie? Oder wenn sie im Fernsehen sehen, wie es drei Vierteln der übrigen Weltbevölkerung ergeht?

Wie gehen Sie mit dieser Gnade des Friedens, des Obdachs und der Nahrung um? Ignorieren Sie sie und ärgern sich lieber darüber, dass im Ökokatalog die Wolljacke, die Sie bestellt haben, nicht mehr in Ihrer Farbe lieferbar ist? Oder denken Sie, dass Sie sich das ja alles selbst verdient haben? Kein Fleiß kein Preis?!

– Welchen Einfluss haben Sie auf den Ort Ihrer Geburt und die dort herrschenden Umstände? Es gibt Orte und Zeiten, wo sie mit „Kein Fleiß, kein Preis“ Ihr Leben schnell in einem in der Wildnis gelegenen Lager unter Qualen ausgehaucht hätten. Das wäre es dann gewesen.

– Wie viel Einfluss haben wir? Wie viel ist es das Schicksal, das die Urteile über unser Leben fällt? Wie gehen wir damit um? Was ist mit dem Gebet am Mittagstisch? Mit dem Erntedank? Was ist mit einem Segen, den man – zumindest gedanklich – spricht, wenn wir Lebendes zum eigenen Leben töten und verzehren (auch von Pflanzen spreche ich)?

Alles ist uns geschenkt. Nichts haben wir uns verdient.

Vom unnötigen materiellen Überfluss kann man vielleicht sagen, dass man sich den bei uns „verdient“. Erzwingt, würde es besser treffen. So unnatürlich ist er und so eine alleinige Geburt des keine Grenzen kennenden Verstandes.

Jetzt wird der eine oder andere sagen: Wenn wir es schon nicht selbst waren und nur Nutznießer sind: Aber unsere Eltern und Großeltern: DIE haben es doch alles geschaffen! Zu ihrem und unserem Wohle! – Hätte es das Schicksal anders gefügt, sie hätten NICHTS erschaffen. Auch Sie sind in der Hand des Schicksals gewesen, das es ihnen erst ermöglicht hat, zu ihrem und Ihrem Wohle zu handeln. Und es dabei zu übertreiben.

Es würde uns glücklicher machen, könnten wir bewusst dankbar dafür sein, dass für uns genau so gesorgt ist, wie für die Amsel in den Bäumen. Jeden Tag nur ein wenig Dankbarkeit würde schon reichen, wenn wir uns bewusst werden, welchen Segen wir erfahren dürfen und welchen besonderen Segen wir erhalten.

Unsere Grundbedürfnisse als Lebewesen sind erfüllt. Vielleicht macht es Dankbarkeit uns leichter, den Schmerz, die Hatz, die Einsamkeit, die Ermüdung und die Leere, die uns die materielle Übertreibung unserer Eltern und Großeltern beschert hat, zu überwinden.

Wir haben alles, was wir benötigen, um ein glückliches Leben zu führen. Wir sollten täglich dafür danken. Jeder dieser dankbaren Gedanken kommt auf wunderbare Weise zu uns zurück. Das heißt nicht, dass wir immer nur Glück und Freude erfahren werden. Aber wir werden das erfahren, was dem natürlichen Lauf der Welt entspricht. Und nicht die leeren Übertreibungen, die uns so einsam und gehetzt und müde und hungrig zurücklassen in all dem Überfluss zurücklassen, von dem wir noch hypnotisch glauben, wir hätten ihn uns redlich „verdient“.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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