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Universelle Liebe

In einem Gesprächskreis kamen wir auf das Thema der universellen Liebe. Ein Begriff, der allgemein immer mit Heiligen und Heilern in Verbindung gebracht und als eine für deren Wirken notwendige Eigenschaft angesehen wird. In diesem Gesprächskreis nun war es für keinen, wirklich keinen der zehn Teilnehmer erstrebenswert, einer universellen Liebe zu folgen bzw. sie hielten es für schlicht unmöglich. Vielleicht hielten Sie sie für ein – wenn überhaupt! – Ideal. Sie sperrten sich regelrecht gegen diese Vorstellung. Ich war überrascht. Es musste sich ja nicht jeder dazu berufen fühlen. Aber diese doch kategorische Ablehnung und fast schon aggressive Abneigung dagegen hatte ich nicht erwartet. Und als ein Teilnehmer dann noch Mutter Teresa mit ins Spiel brachte und ihr für ihr Handeln letztlich alleinig egoistische Motive unterstellte („ …auch Mutter Teresa war nur in Kalkutta, weil sie persönlich da etwas raus gezogen hat…“) wurde ich wirklich nachdenklich. Ich fragte mich: „Verstehen wir uns überhaupt richtig? Sind wir uns überhaupt einig, was universelle Liebe bedeutet?“ Ich erkannte, dass die Teilnehmer dieser Runde aus ihrer Ich-Person, ihrem dinglichen Leben und ihren Vorstellungen des Verstandes heraus sprachen. Sie kamen in ihrer Wahrnehmung nicht darüber hinaus. Das Mutter-Teresa-Beispiel war mir aus persönlicher Erfahrung bekannt. Damals war ich 17 Jahre alt und meine erste Freundin sagte sinngemäß zu mir „Liebst Du mich, weil ich ich bin oder weil es Dir guttut mit mir zusammen zu sein?“ Also anders gefasst: Liebst Du mich um meiner selbst willen, oder sind dort nicht auch egoistischer Motive mit dabei? Nun ist es in der Regel so, dass man natürlich auch emotional von einem geliebten Menschen profitiert und dies auch ein Grund ist, warum man mit ihm zusammen ist. Als ehrlicher Partner bestätigte ich Ihr das natürlich und bevor ich ein ergänzendes “...aber das heißt natürlich nicht….!“ einwerfen konnte, brach das Gewitter über mich herein… Nun ja…

Diese Vorstellung von einer vom eigenen persönlichen Befinden unabhängigen Haltung hatten die Teilnehmer, wenn sie an universelle Liebe dachten. Ich muss alle lieben! Jedem, und sei er noch so ein schlechter Kerl, muss ich Liebe und positive Gefühle entgegenbringen. Jeden muss ich anlächeln und mögen. Zu jedem muss ich nett sein. Zu jedem muss ich sein, als wäre er mein liebster Mensch. Und das auch noch völlig selbstlos. – Eine grauenvolle Vorstellung! Mit recht. Wer das willentlich versucht, der rastet irgendwann aus und hat dann noch zusätzlich Schuldgefühle wegen seiner scheinbaren Unfähigkeit, seinen unerfüllbaren Vorstellungen von der universellen Liebe gerecht zu werden. Die Teilnehmer sahen im Begriff der universellen Liebe nur einen Zwang. Einen Zwang, der dem Gegenüber etwas bringt und ihnen selber etwas nimmt. Etwas, aus dem sie nichts ziehen konnten. Einen weiteren Zwang, zusätzlich zu den vielen anderen Zwängen in ihren Leben, in denen sie geben müssen während andere durch sie erhalten. Im Unterschied zu den anderen Zwängen konnten sie sich bei diesem aber aussuchen, ob sie sich ihn antun wollten oder nicht. – Nein. Das war nicht das, was mit universeller Liebe gemeint ist…

‚Universelle Liebe‘ ist nur ein Wort. Es ist ein Wort, mit dem etwas ausgedrückt werden soll, was nicht ausgedrückt werden kann. Vielleicht kommt es dem Gefühl, das man haben kann, nahe. Ein zartes Gefühl. Ein Ahnen. „Es ist wie…..Liebe…“ Wie die verschlüsselten Schauungen in den Seelenreisen oder Träumen. „Es scheint wie… eine Art…..vielleicht……..Liebe(?)……“ Ein Hauch einer Ahnung. Und doch als Begriff meilenweit an der Wahrheit vorbei…

Das, was mit universeller Liebe bezeichnet wird, ist eine der unveränderlichen ewigen Wahrheiten, die wir von unserem Seelensinn erfahren können. Es ist das Wissen, dass wir alle und alles eine gemeinsame Wurzel haben, dass wir nie alleine sind. Dass wir immer behütet sind, weil wir alle ein Einziges sind! Es ist die Erfahrung der Einheit im Jenseitigen auf der unfassbaren Ebene unserer Seele, welche mühsam mit dem Begriff der universellen Liebe umschrieben wird! Sie ist spürbar in der Stille. Wenn wir uns ein wenig geöffnet haben und am Baum vor unserem Haus vorbeigehen, ihn kurz berühren und es spüren: „Wir sind eins. Du bist behütet. Wir wachen über Dich. Sei ohne Sorge. Wir lieben Dich.“ Es strömt in uns hinein und wir denken: „Das ist wie….vielleicht….Liebe.“ und doch ist es… ist es… Nichts.(?)…“ Und vielleicht kommen uns die Tränen und wir wissen nicht warum. Und das ist dann Seelenwissen. Unbeweisbares, nicht aussprechbares Wissen (sprich: Glauben). Ewiges Wissen, an das der Verstand nicht herankommt. Leider.

Das bedeutet nun nicht, dass ich zu jedem nett sein muss und mein höfliches Sonntagsgesicht aufsetzen muss, egal, was für ein Mensch mir gegenübersteht. Trotzdem liebe ich ihn. Aber anders. Ich weiß, dass wir eins sind. Aber nicht jetzt in der dinglichen Welt, wenn er frech zu mir wird und ich als Mensch auch Ego bin. Vielleicht würde ich alles von mir geben um ihn zu retten. Vielleicht ließe ich ihn auch sterben… Das eine hat mit dem anderen nichts zu tun. Unsere seelische Einheit existiert in anderen Kategorien.

Mutter Teresa hatte einen Ruf erhalten. Sie hat ewige Wahrheiten erkannt, die das Ich-Gefühl aufgelöst haben. Das lächerliche weltliche kleine Ich mit seinen kleinen Befindlichkeiten und Wünschen nach Anerkennung und Überhöhung spielte bei ihr mit Sicherheit keine Rolle mehr… Wenn wir irgendwann einmal diese Egolosigkeit erreicht haben sollten, dann fragen wir uns nicht mehr, ob wir aus irgendetwas heraus etwas ziehen können. Wir wägen nicht mehr ab, ob der eine mehr erhält als wir. Es gibt keinen Zwang mehr für uns, denn Zwang setzt immer den Zwingenden und den Gezwungenen voraus. In der Egolosigkeit oder Egoarmut gibt es kein ich und auch keine anderen mehr. Dort haben wir alles und es gibt kein Gefühl des Mangels mehr, der Abneigungen in uns erzeugt und uns zwingt um unser „Recht“ zu kämpfen. Nur können wir diesen Zustand nicht willentlich erreichen und wenn wir als Menschen im Schmerz unseren Peiniger nicht anlächeln können, dann ist das so und wir müssen uns nicht dazu zwingen. Die Existenz der universellen Liebe sollten wir uns trotzdem immer wieder vor Augen halten.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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