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Stille

Wer sich in die Stille begibt – in eine Situation ohne Einflüsse von Außen über die fünf Sinne – dem offenbart sich die Erkenntnis der ewigen Wahrheiten von alleine. Es gibt nichts dazu zu tun. Genau so, wie die Pflanzen ohne unser Zutun keimen und wachsen, der Wind ohne unser Zutun weht und der Regen ohne unser Zutun fällt, so fällt die Erkenntnis ohne unser Zutun auf uns nieder oder wächst in uns oder weht zu uns herüber.

Nur ist es so, dass die Pflanze erst im Verborgenen keimt. Ihr Wachstum ist langsam. Auf eine bestimmte Zeit im Jahr festgelegt. Dem Keimen voraus ging die Zeit des Wachstums und der Reifung des Samens in der Mutterpflanze. Der Regen fällt zwar scheinbar plötzlich. Aber auch dort: Die Wolken mussten erst aufziehen. Sich verdichten. Das Wasser, das uns als Regen auf das Haupt fällt, musste erst durch die Flüsse ins Meer fließen. Um dort dann zu verdunsten. Ein weiter Weg. Damit der Wind weht, müssen sich erst kalte und warme Lüfte treffen. Wer kann sagen woher diese kommen? Wie weit ihre Reise war. Wann sie begannen, sich zu bewegen, um dann endlich den rauen, frischen Wind zu erzeugen, der uns tief einatmen lässt. Und so ist es auch mit der Erkenntnis. Ist sie da, dann scheint es, als wäre sie aus dem Nichts erschienen. Aber sie hat ihren Weg hinter sich. Vieles musste unerkannt in seelischen Sphären von alleine geschehen, bis sie sich uns zeigen konnte. Und so ist es eben mit ihr genauso wie mit dem Korn, dem Regen und dem erfrischenden Wind. Wir können nichts dazu tun. Wir müssen warten, bis sich alles von alleine richtig erfüllt hat.

„Dazutun“ ist Verstand. „Dazutun“ heißt, dass die natürliche Ordnung einem nicht reicht, dass man ihr nicht vertraut. „Dazutun“ bedeutet Ungeduld, Manipulation, Verbessern wollen, Beschleunigen wollen. Schnelle Lösungen. Die natürliche Ordnung auf Trab bringen wollen.

Wer erst einmal aufgehört hat, „Dazutun“ zu wollen, der erkennt dann überrascht, dass die innere Erkenntnis schon lange bereit ist, sich uns zu zeigen. Dass sie eigentlich schon lange vor unseren Augen versucht, durch winken und springen auf sich aufmerksam zu machen. Dass ihre Schönheit und Frische uns schon lange umweht und wir nur zu sehr damit beschäftigt waren, „dazu zu tun“. Überrascht und ungläubig schütteln wir den Kopf, befreien ihn vom letzten Rest des „Dazutunwollens“ und lernen in Stille, was sie uns lehren will. Ohne zu verbessern, ohne zu beschleunigen, ohne uns einzumischen. Allein in der Annahme dessen was kommt.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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