Die Pandemie hat zwei Effekte: Sie manifestiert die Wissenschaftsgläubigkeit in den Bewusstseinen der Menschen und damit das materialistische Weltbild.
Und sie bringt den Begriff Solidarität vermehrt in den Sprach- und Denkgebrauch. Allerdings im dem Sinne, dass solidarisch zu sein heißt, auf Linie zu sein, wenn es verlangt wird. Solidarität wird damit vom unentbehrlichen Begriff der Menschlichkeit entkoppelt. Sie ist ein Begriff, der auch in kommunistischen und faschistischen Systemen in der aktuellen Bedeutung verwendet wurde und wird. Die Kommentare der Journalisten über ungeimpfte Menschen in der Öffentlichkeit haben teilweise bereits etwas von der hasserfüllten und so machtvoll-selbstgerechten Tonlage des freislerschen Volksgerichtshofs. Volksschädling! hört man schon im Subtext leise zischen – mit einem gestreckten Finger den Schuldigen bezeichnend.
Würde der moralische, ein Schuldverhältnis des Einzelnen seinen Mitmenschen gegenüber definierende Begriff der Solidarität durch den klaren Begriff der Menschlichkeit ersetzt werden, dann könnte bereits in den nach dem kapitalistischen MiniMax-Prinzip agierenden Privatunternehmen Krankenhaus angesetzt werden. Oder es könnte die Menschlichkeit im gesamten kapitalistisch-materialistischen System betrachtet werden.
Der einzelne Mensch, der sich nicht gesund genug für eine Impfung fühlt und Angst hat – vielleicht auch, weil ihm schwant, dass der Hersteller des Impfstoffs weder von Solidarität noch von Menschlichkeit etwas weiß (und auch die mit ihm agierenden kapitalistischen Regierungen nicht) – müsste dann nicht als unsolidarisch gebranntmarkt und mit einer Schuld beladen und bedrückt werden. So verliert man Menschen. Indem man ihnen seine Empathielosigkeit zeigt.
Der Kapitalismus ist aus Prinzip unsolidarisch. Und empathielos. Er kennt nur temporäre Allianzen zum eigenen Zweck. Von Jahr zu Jahr optimiert er sein MiniMax-Prinzip in der Gesellschaft. Die Solidarität, die gerade mit großem moralischen Getöse eingefordert wird, verfolgt nur einen Zweck: Die Lage zu beruhigen, damit das Menschenmaterial wieder optimal funktionieren kann. Nämlich betäubt mit allen Sinnen sich dem Kapitalismus hingeben, in Selbstverleugnung ihrer Menschlichkeit in der Arbeit und durch Konsum. Und das Menschenmaterial macht überwiegend mit. Kennt es doch nichts anderes mehr als seine ihm zugedachte Funktion in der Maschine Kapitalismus und sehnt sich nach dieser Art von Normalität zurück. „Ist nun mal ne Leistungsgesellschaft… Highperformer musst Du sein. Und solidarisch. Kaufen. Nicht denken. Nicht was anderes fühlen als den Hunger nach den Dingen. Und nach Ablenkung und Betäubung des immerwährenden Schmerzes… Was willste machen… So is die Welt nun mal.“
Wenn es sich für die Herren Biontec und Co. nicht bezüglich Geld und Marktmacht gelohnt hätte, gäbe es nicht eine Impfdosis gegen den Corona Virus. Wie es bei anderen seltenen aber schlimmen Krankheiten die bittere Realität ist. Menschlichkeit ist im Kapitalismus ein Reizwort. Zu oft gesagt, macht es den Kapitalismus nervös und bissig, denn je öfter der Mensch Menschlichkeit hört, desto mehr klart sein Blick auf und er schaut durch den Ablenkungnebel des Kapitalismus, der ihn mit toten Dingen, toten Gefühlen, fehlgeleiteten und manipulierten Denkmustern und umgedeuteten Begriffen (wie z. B. Solidarität) und viel Getöse auf allen Ebenen unwissend ob der wahren – unmenschlichen – Ziele des Kapitalismus und der wahren Rolle des Menschen – als verschleißbare Maschine – darin, halten will. Das Wort Menschlichkeit lässt sich nur sehr, sehr schwer manipulieren. Es ist absolut. Es ist in uns und es ist unser einziger Hafen gegen den Vernichtungswillen des kapitalistischen Materialismus. Deshalb wird versucht, uns diesen Begriff auszutreiben. Nur da, wo es sich nicht richtig lohnt, im Ehrenamt, auf den Intensivstation, da darf er noch etwas dahinvegetieren. Kostet er doch nichts und verbilligt vieles ungemein. Mit Menschlichkeit arbeiten Mensch-Maschinen mehr oder gar umsonst! Perfektes MiniMax-Prinzip. Perfekt, perfekt…
Und sagt ein Politiker doch einmal das Wort Menschlichkeit: leerer und hohler, flüchtiger und durchscheinender, fundamentloser und substanzloser, wissensloser kann es nicht mehr klingen. Wir alle ahnen die Lüge, den Trick, die Taktik, die Manipulation dahinter und es ist so fade und es ist so schwächend und es ist zum Verzweifeln, ist der Politiker doch Erhalter eines unmenschlichen Systems. Der Wirtschaftsführer sagt das Wort nicht. Er schlägt zu und sagt: „Bist Du dumm? Denk erst mal richtig!“ Wenn er lügt und trickst und taktiert, dann ist das seine Rechts-, seine Finanz- und seine Marketingabteilung. Menschlichkeit ist aber auch da kein Begriff, der zieht.
In der materialistischen Wissenschaft ist Menschlichkeit übrigens auch ein ungern gesehener Begriff. Er lässt sich nicht quantifizieren, lässt nicht mit sich rechnen. Er ist etwas von außerhalb unserer materiellen Existenz. Und das gibt es doch qua definitionem gar nicht! Deswegen macht der Professor Professor Doktor Doktor Doktor schnell, voll der wissenschaftlichen Allmacht und – wissenheit seines heiligen Amtes, einen ungeduldigen und ärgerlichen Bleistiftstrich durch diesen nichtexistenten Begriff. Stört er ihn doch nur beim Rechnen und hält ihn ab von der Lösung seiner toten Gleichungen…
Die einen wollen vom Menschen toten Gewinn, die anderen tote Funktion. Solidarität ist schön fern von Menschlichkeit. Es treibt die Menschen durch moralischen Zwang in die Ecke. Als Systemfaktor für den Gewinn der einen und zur erwarteten Funktion als statistische Zahl für die anderen.
Unter diesen Umständen bin ich lieber menschlich als solidarisch 😉. Wäre unsere Gesellschaft menschlich, keine der jetzigen Probleme würden existieren… „Aber sie ist ja nun mal wie sie ist. Was soll man da machen. Und überhaupt: So schlimm ist sie ja nun auch wieder nicht. Es gibt viele gute Menschen!“ Ja, die gibt. Und sie werden gebraucht. Denn sonst würde uns der Kapitalismus bereits um die Ohren geflogen sein. Er wütet, braucht aber Menschen, die alles zusammenhalten. Die Existenz guter Menschen bzw. des Menschlichen im Menschen macht das Maschinensystem aber nicht besser.