Ordnung ist ein zweischneidiges Schwert. Sie kann uns einerseits dabei unterstützen, in der Mitte zu bleiben, denn Ordnung ist Balsam für unseren Verstand. Halten wir Ordnung, dann fühlt er sich sicher(er) und geborgen. In der Ordnung erkennt er Struktur und Sinn. Ordnung beruhigt den Verstand und macht ihn damit… stiller. Und dass er ruhiger und stiller ist, das ist es, was wir von ihm wünschen. Er hat seine Bedürfnisse und diese Bedürfnisse erfüllen wir ihm gerne. Im rechten Maß!
Und genau darauf kommt es an! Denn die andere Schneide des Schwertes Ordnung ist die Kontrollsucht. Sie kommt zum Tragen, wenn dem Verstand keine Grenzen auferlegt werden und er mit seiner Angst alleine gelassen wird. In diesem Angst gesteuerten Versuch, durch Kontrolle (Ordnung) etwas wie Ruhe, Stille und Sinn zu erzeugen, ordnet der ungeführte Verstand alles der Ordnung unter. Vergeblich. Denn alleine und ohne Anleitung wird er trotz aller Kontrolle, die er ausübt, niemals die Angst besiegen und niemals Sinn erfahren können. Die Ordnung wird zu einem Zwang, der weiter und weiter getrieben wird und in ihrer Vergeblichkeit die Angst nur noch ins Unendliche verstärkt.
Die Ordnung bedarf des Maßes. Wir können unserem Verstand die Ordnung zum Geschenk machen. Wir können ihm das Ordnen-Dürfen zum Geschenk machen. Er darf sich so einrichten, wie er sich wohlfühlt und gleichzeitig halten wir ihn wie ein Kind an der Hand (oder auch im Arm) und achten darauf, dass er in seiner Unwissenheit nicht ins Übermaß gerät. Wir gleichen seine Begrenztheit mit unserem seelischen Wissen aus. Und nehmen ihm so seine Angst… ein wenig zumindest…