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Marias Loslassen

Maria – ich schätze sie und ihre Arbeit sehr – fragte mich einmal: „Letztens sagte mir jemand, dass die Körperelementarwesen das gleiche seien, wie die Krafttiere. Ich dachte immer, das Krafttier hätte eine andere Stellung. Was meinst Du?“ Nach ihren ersten beiden Sätzen wusste ich bereits, dass ich auf diese Erörterung eigentlich gar Lust hatte. Ich hatte keine Ahnung, was Elementarwesen, geschweige denn, was Körperelementarwesen sind und wollte es auch irgendwie gar nicht wissen. Ich spürte nur sofort wieder eine für mich schmerzhafte Aufteilung in Namen und Bedeutung. Ich spürte ein Spiel des Verstandes, der wieder etwas, was eigentlich eins und ganz ist, unter seiner Lupe sezieren muss, um sich sein Urteil über gemeinsam, getrennt, richtig und falsch – entspricht meiner Meinung – entspricht meiner Meinung nicht – bilden zu können. Etwas hilflos – und ich muss zugeben, auch etwas unwillig – setzte ich an: „Ich glaube, das sind doch wieder nur unterschiedliche Bezeichnungen…“ und kramte alles, was ich so wusste heraus, um ihr die Gleichheit der Essenz zu verdeutlichen, die in den scheinbar getrennten – nur begrifflich getrennten – Dingen liegt. Am Ende meiner Antwort sagte Maria dann doch: „Na ja, vielleicht ist doch irgendwie alles nur eins…“ Für mich klang es jetzt nicht besonders überzeugt… Maria arbeitet mit den Menschen auf energetischer Ebene. Was energetisch auch immer heißt. Ich mag das Wort eigentlich nicht, aber es gibt irgendwie scheinbar kein Besseres. Maria hat viele Patienten und ist sehr erfolgreich. Sie kommt aus Bayern und lebt nun im Ruhrgebiet. Sie sagt, sie liebe das Ruhrgebiet, weil man dort besser arbeiten könne. Man habe nicht den Wunsch bei schönem Wetter in die Berge zu fahren, wie in Bayern, sondern könne sich hier weiter auf die Arbeit konzentrieren. Sie hat mit ihrem Mann ein Haus gekauft und im Garten 23 Tonnen Granit eigenhändig zu Bruchsteinmauern verarbeitet. Das ganze riesige Haus wurde kernsaniert, unzählige Tonnen Schutt abgefahren und die Innenwände mit 15 Tonnen Lehm versehen. Dieses Jahr hat sie aufgegeben, gegen den Garten zu kämpfen. Sie will ihm nun nicht mehr ihren Willen aufzwingen. Alles soll mehr da wachsen, wo es selbst gedeihen möchte.

Wenn sie mit den Menschen arbeitet, dann geschieht dies ganz natürlich in der Einheit. Aber trotzdem. Trotzdem kann ihr zwingender, arbeitender und lustvoll tonnenweise Materie bewegender Verstand sich nicht heraushalten und muss zwanghaft die Trennung in die Bereiche der Einheit bringen. Maria ist sich dessen nicht bewusst und lässt es deswegen zu. Und Maria ist dann nicht mehr klar. Wäre sie klar gewesen, dann hätte sie mich nicht zu fragen brauchen. Das, was eigentlich eins war, ist von ihrem Verstand durch Begriffe und Definitionen aufgetrennt worden und plötzlich stellte sich die Frage nach richtig und falsch an einer Stelle, an der für sie vorher alles eins war.

Die Menschen erscheinen mir mehr und mehr faustisch. Immer detailverliebter werden sie in allen Bereichen. Immer mehr schauen sie tief in die Flaschen auf der Suche nach dem Homunkulus. Mephisto zeigt ihnen dann den äußeren Schein und sie ergötzen sich an den Sinnen und der Macht. Sie denken, das wäre die Wahrheit.

Gretchen, die Wahrheit in Form des Unwissens, der Unschuld, des Nichtwollens und des Nichtstrebens, bleibt auf der Strecke, wird geschändet und erleidet ein schreckliches irdisches Schicksal. Erst in ihrem Tode – in dem Augenblick, in dem die materiellen Mächte keine Macht mehr über sie ausüben können, weil sie nur noch Seele ist – wird sie göttlich erlöst.

Maria hat bereits aufgegeben, Macht über ihren Garten ausüben zu wollen (oder ihren Verstand Macht über ihn ausüben zu lassen, je nach dem). Und hoffentlich hält sich die Erkenntnis, dass in letzter Essenz Körperelementarwesen und Krafttier nur zwei Worte sind. Und Worte erfindet der Verstand, weil er den einen klaren Ton der Einheit nicht vernehmen kann.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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