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Kennst Du noch die Melodie?

Schau mich nicht so abweisend an. Wenn ich von der Melodie spreche. Von der einen. Du hast sie auch einmal gehört. Da bin ich mir sicher. Und dann schmunzelte man erst, als Du von ihr erzählt hast. Und Dir war das unangenehm. Später hat man den Kopf geschüttelt, wenn Du sie auch nur angedeutet hast. Das war Dir peinlich. Und je mehr Leute schmunzelten und den Kopf schüttelten, desto unsicherer wurdest Du, ob es diese Melodie wirklich gebe. Ob das, was Du da hörtest, nicht nur Einbildung war. Ein Hirngespinst. Und Du sprachst nicht mehr davon. Und warst froh, als Du sie nicht mehr so deutlich hören konntest. Dann wurde Dir so viel Lärm um die Ohren gehauen, so viele Bilder in die Augen geblitzt, dass es endlich ganz vorbei war mit dieser Melodie. Sollte es noch ein leichtes Klingen gegeben haben, so war auch dies nun überflutet mit Millionen sinnloser hektischer Sensationen. Und es war so schön. Du folgtest nun einfach dem Krach und dem Getöse, dem alle folgten und niemand schmunzelte mehr über Dich. Oder tadelte Dich. Du warst geborgen im Getöse. Jeweils in dem, in das Du gerade gesteckt wurdest. Und immer folgtest Du dem Krach, dem Du gerade mit der Masse folgen solltest.

Und da spreche ich von der Melodie. Und Du schaust mich ablehnend an. Du denkst an die Peinlichkeit und an den Tadel und das Lachen, wenn andere von der Melodie sprachen und dann verstummten.

„Es gibt diese Melodie nicht!“ Das hast Du tief in Dir aufgenommen. Und Du spürst nicht mehr, wie sehr sie Dir eigentlich in Deinem Leben fehlt. Wie Du Dich in all diesem betäubenden Krach sehnst, nach dieser einen ewigen Melodie Deiner Kindheitstage. Der Schmerz über diesen Verlust hast Du tief begraben, denn da, wo nichts ist, da gibt es dann ja auch kein Sehnen. Ist doch – logisch! Das ist doch – ein Fakt! Kinderkram war das! Unfug! Flausen eines unreifen Kindes!

So stehst Du jetzt vor mir. Und ich weiß, wärest Du bereit, das Getöse einmal zu verlassen, wärest Du bereit, einmal das Ohr wieder fein zu spitzen. Du würdest Sie wieder hören, die eine ewige Melodie der vergangenen Kindertage. Und Du würdest erkennen, dass sie wahr ist. Würdest weinen, ob der verlorenen Zeiten. Würdest geheilt werden an Deinem tief vergrabenen Schmerz.

Aber Du bist konditioniert. Durch die Scham, durch den Tadel, durch die Erlebnisse. Durch das Leben im Getöse, welches alles sein soll. Bist Gehirngewaschen. So nennt man das wohl.

Und Du wirst das Getöse nicht verlassen, denn da ist ja nichts außer ihm. Und als Erwachsener, jetzt mal ehrlich, da kann man ja gleich zum Arzt gehen und mal nachschauen lassen, ob da noch alle Murmeln im Schrank sind, wenn man sich auf ein solches Hirngespinne einlassen würde. Und außerdem: Was sollte man denn tun, wenn man doch plötzlich so eine komische Melodie hören würde? Nicht auszumalen!… wäre das… nicht wahr?

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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