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Jede äußere Wahrnehmung ist gradueller Schmerz

Jede Wahrnehmung die wir über unsere fünf materiellen Sinne erfahren, ist letztendlich Schmerz. Jede sensorische Wahrnehmung ist eine Wahrnehmung von Schmerz. Jede sensorische Wahrnehmung, die immer ein Wirken von etwas außerhalb von uns befindlichen auf uns anzeigt, erzeugt in uns das Gefühl der Trennung. Das ist der Schmerz. Schmerz ist nichts anderes als die Wahrnehmung von Trennung.

(Siehe die Grafik des Bewusstseinspendels auf der Hauptseite.)

Sehen, Hören, Riechen, Schmecken ist der gleiche Schmerz wie das Empfinden von Schmerz über unsere Gefühlsnerven. Ob wir sanfte Berührung spüren oder uns in den Finger schneiden. Der Schmerz selbst ist derselbe. Deswegen ist materielles Leben letztendlich graduelles Schmerzempfinden. Zu grelles Licht, zu große Lautstärke zu starke Gerüche und zu gewürzte Speisen: Alle dies mündet in einer unleugbaren Empfindung von Schmerz

Der Schmerz lässt uns je nach Intensität weit, weit in unserer materiellen Existenz verloren gehen. Die seelische Wahrnehmung der Einheit verblasst unter seinem Wirken bis nahe an ihr völliges Verschwinden. Es existiert nur noch die grauenvolle eiskalte Einsamkeit eines von allem abgetrennten Individuums, das außer dem Schmerz nichts mehr empfängt. Der Schmerz erzeugt maximale Trennung und daraus entsteht die einsame Angst. Diese Angst gebiert die Wut. Es ist die Wut auf den vermeintlichen Verursacher der eigenen Angst, die Wut auf den vermeintlichen Täter. Der Wut folgt der Hass. Der Hass ist der Wunsch, selber aktiv die Trennung (in Form von Schmerz, Angst, Tod) bei diesem ausgemachten Verursacher der eigenen Angst herbei zu führen. Es ist der Versuch, durch Zufügung von Schmerz, den eigenen Schmerz zu verlieren oder durch Vernichtung des vermeintlichen Verursachers, die Ursache für den eigenen Schmerz zu eliminieren. Dieser Mechanismus bei allen Sinnen der gleiche und setzt immer mit dem Gefühl des Getrenntseins ein. Nur unterliegen diese Sinne alle unserer Verstandeskontrolle. Der Verstand kann deren Schmerzempfinden und die Resultate daraus noch geschickt umdeuten. In etwas Charmantes und Liebenswertes, sogar Erstrebenswertes vielleicht… „Sehen, Hören, Fühlen, Schmecken, Riechen…. Ist das nicht ein Genuss!? Wer redet denn von Schmerz, Angst oder Wut? Wir sind Individuen! Nicht einsam. Individuen! Das beste, was man sich vorstellen kann! Das sind unsere Persönlichkeiten, die sich da zeigen.Und außerdem: Ein bisschen Schmerz gehört ja wohl zum Leben! Individualität ist das wichtigste Ziel, das es zu erreichen gilt! Schmerz. Lachhaft! Wir genießen unsere Existenz. Deswegen gehen wir ja mit uns, unseren Mitmenschen und der Natur so um, wie wir es tun. Das hat nichts mit aus Einsamkeit resultierendem Hass zu tun. Wir würden doch nie auf die Idee kommen, jemandem oder Etwas die Verantwortung dafür in die Schuhe schieben, dass er oder es angeblich allein dadurch, dass wir ihn oder es wahrnehmen, schmerzhafte Angst in uns auslöst und uns daran erinnert, wiegetrenntwir sind. Lächerlich! Wir sind doch ein globales Dorf. Und wir sind alle völlig vereint im Genuss der Dinge mit unseren fünf Sinnen, so dass ein Gefühl von Einsamkeit doch gar nicht aufkommen könnte. Sieh, höre, rieche, fühle und schmecke! Tausend und abertausend wunderbare und verschiedene Wahrnehmungen. Alle sind sie da. Die meisten bald von uns selbst erzeugt nach unseren Wünschen. Wie kann man da einsam sein? Und voller Angst noch dazu? Hanebüchener Unsinn ist das! Es wird langsam dunkel. Lasst uns anfangen zu pfeifen!

Erst wenn beim Sehen, Hören, Schmecken, Fühlen und Riechen die „Schmerzgrenze“ überschritten wird, dann muss der Verstand sich dem Schmerz stellen und sich eingestehen, wie einsam und getrennt er immer war und immer bleiben wird. Er erkennt, dass der „Genuss“ nur selbsterzeugte Illusion war, um der Erfahrung des Schmerzes der Trennung mit den Begriffen von „Persönlichkeit“ und „Individualität“ noch irgendetwas Positives abgewinnen zu können und diese Erfahrung sogar noch zu dem anzustrebenden Ziel zu machen. Er erkennt dann, dass der „Genuss“ nur der Schmerz der Trennung auf von ihm kontrollierbarem, verschleierbarem Niveau war, das nun überschritten wird. Was daraus folgt ist das, was wir überall auf der Welt sehen können. In so gut wie jeder Situation, in der der Schmerz nicht mehr gedeckelt werden kann: die Angst (der erste Schmerz), dann die Wut (Beschuldigung eines vermeintlichen Verursachers), letztlich der Hass (Bestrafung desjenigen, der ausgemacht wurde für die angebliche Zufügung des Schmerzes).

Hinter dem Hass kommt der Tod. Der scheinbare Tod, in dem der hassende Mensch fast nur noch Materie ist. Nahezu seelenlos in seinem Verlangen, zu trennen. Hinter diesem Tod beginnt der Kreis neu und der Mensch ist fast nur noch Seele (bedingungslose Liebe). In yogischen Praktiken wird der Schmerz bei der Selbstgeißelung genutzt, um genau diesen Überschlag kurzzeitig zu erreichen. Durch den überbordenden Schmerz kommt die Entseelung, die fast reine Körperlichkeit – nichts ist dann mehr da als der Schmerz der Trennung -, danach der „Tod“, der Zusammenbruch, die Ohnmacht, der Verlust der fünf Sinne und dadurch der Übergang vom Tod in die seelische Einheit, in der nichts wirkt außer dem Seelensinn. Nimmt der Schmerz ab, dann kehren die dies Praktizierenden nach einem Moment der Vergeistigung und fast völligen Einheit – dem scheinbaren körperlichen Tod – zurück ins Leben.

Dieser Schmerz darf aber nicht unsere Existenz bestimmen. Sie bedarf der Ergänzung durch das seelische Wissen um die Geborgenheit in der Einheit. Sind die Wahrnehmung des Schmerzes und der Einheit im Gleichgewicht, dann befinden wir uns in unserer Mitte. Dann entsteht in uns ein tiefes, untergründiges und leises Gefühl. Die Buddhisten nennen es wohl Mitleid. Es ist ein guter Begriff. Es beschreibt das Spannungsfeld zwischen der Wahrnehmung unserer und aller anderer Geborgenheit in der seelischen Einheit und der Wahrnehmung unseres und aller anderer Schmerzes in der materiellen Trennung. Wir trauern über unser aller Existenz im Schmerz, da wir doch wissen, wie geborgen und heil wir alle eigentlich sind. Dieses „Mitleid“ und „Trauern“ ist nicht das, was wir üblicherweise darunter verstehen. Genau so, wie „bedingungslose Liebe“ ebenfalls etwas anderes meint. Die Begriffe Mitleid und Trauern sind ebenfalls wie bedingungslose Liebe nur der Ausdruck für eine ewige Wahrheit, der wir uns mit Worten nicht anders nähern können. Es bedeutet nicht, dass wir alles und jeden bemitleiden oder uns in dauerhafter Traurigkeit ergehen sollen. Da wären wir schon wieder nahe dem schmerzvollen Selbstmitleid. Das Gefühl ist nur – – – irgendwie…. so ähnlich… wie… Traurigkeit oder Mitleid, vielleicht…

Angst und Vertrauen sind im Zustand des Mitleids im Gleichgewicht… Ist das Übergewicht der Angst gegenüber dem Vertrauen auch nur minimal: die Grundlage für unser menschliches Dilemma von immerwährendem Glauben und Zweifeln ist damit bereits bereitet….

Schuld entsteht aus dem Schmerz der Trennung. Der erste Schmerz der Trennung heißt Angst. Der Schmerz ist die Tat. Ist die Angst noch etwas, was nur den Einen betrifft, so ist die Schuld bereits der Eine und sein Gegenüber. Die Schuld heißt Wut. Wut auf den, der einem die Angst zugefügt haben soll. Hass ist der Wunsch nach Bestrafung des Schuldigen. Der Wunsch, ihm ebenfalls die Angst (sprich den Schmerz), die man selbst erfahren hat, zuzufügen. Das Konzept von Schuld und Sühne kommt somit aus der Trennung.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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