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Ist dann nicht alles im reinen Materialismus ausschließlich geboren aus dem Überlebensinstinkt?

Bedenkt man dies alles, kann man da nicht zu dem Schluss kommen, dass alles menschliche Handeln, dass alles, was der Mensch geschaffen hat, ausschließlich auf dem Überlebensinstinkt beruht? Auf einer Ausprägung dieses Instinkts, die bereits das gesunde Maß überschritten hat? Auf einem Hass, der nicht mehr nur eine Notsituation bewältigen will, sondern sich verselbstständigt hat und sich auf dem Weg zu absolutem Hass befindet? Nimmt die materielle Sicht in unserem „Materialismus“ nicht langsam derartig zu, dass für die Wahrnehmung seelischer Einheit gar kein Platz mehr ist und wir außer einsamer Angst nichts mehr wahrnehmen und entsprechend unseren Verstand ohne ein Gegengewicht handeln lassen? Schafft der Mensch sich und seinen Mitmenschen die Notsituationen nicht selbst, die ihn zwingen, hassen zu müssen und nicht mehr damit aufhören zu können? Begann die dauerhafte Notsituation nicht da, als er sich entschieden hat, sesshaft zu werden? Als er sich entschieden hat, aus dem Kreislauf auszuscheiden und der Schöpfung seine statische und unbewegliche Haltung aufzwingen zu wollen? Als er das Rad der Kreisläufe mit aller Kraft anhalten wollte und sich daran bis heute erschöpft? Ist die Not der Menschen und all der instinktive, immerwährende Hass nicht dieser Entscheidung und der damit verbundenen selbstgeschaffenen (Todes-)Angst zuzuschreiben? Ist nicht unsere ganze derzeitige Form der menschlichen Existenz (von der globalen, über die gesellschaftliche bis hin zur persönlichen Betrachtung) nichts anderes als eine große lebensbedrohliche Katastrophe, der sich jeder mit den harten und tückischen Mitteln seines Verstandes zu erwehren sucht? Einzeln, in Gruppen, in Staaten…

Und wenn wir es gerade einmal friedlich haben und unsere Angst natürlicherweise weichen könnte, weil wir sehen können, dass unser Kühlschrank voll ist, weil wir fühlen können, wie warm und trocken wir es haben, weil wir hören können, wie friedlich die Vögel zwitschern, weil wir uns gerade ein schönes Getränk schmecken lassen und wir den schönen Frühlingsduft riechen dürfen, in einem Moment, in dem wir die Möglichkeit hätten, die seelische Einheit, die Geborgenheit kurz, ganz kurz einmal zu spüren, zu erahnen, dann machen den Computer oder den Fernseher an und erweitern unsere materiellen Sinne, die gerade einmal zur Ruhe kommen wollten. Wir lassen uns dann all das zeigen, was überall woanders fern von uns auf der Welt geschieht, bei diesen vielen, vielen hassenden und verängstigten Menschen; und die Angst steigt wieder in uns empor. Unser Verstand freut sich heimlich, denn er ist dann wieder in seinem Element: der Angst. Auch, wenn alles so fern ist, auch, wenn uns das alles, was wir gezeigt bekommen, niemals betreffen wird: Er kann sein Eskalationsprogramm wieder von vorne beginnen mit dem Trennen in Recht und Unrecht, in Gut und Böse, im Feststellen der Schuldigen – und endlich endend in der Lust am Hass.

Und wir werden niemals mehr Frieden finden. Wir werden so niemals ein Gegengewicht schaffen können zum weltweiten Hass, wenn wir nie den Frieden erfahren und ihn deshalb nie innerlich weitergeben können. Denn unser Hass schürt den Hass bei Anderen und unser Friede erzeugt den Frieden bei Anderen.

Irgendwer wird einwenden: „Das haut so nicht hin. Wir sind aber nicht mehr nur in Deiner vielgepriesenen seelischen Einheit verbunden. In der heutigen Zeit sind wir leider auch materiell in der Trennung verbunden und das in weltweitem Maßstab. Wo es früher vielleicht reichte – und es von der Schöpfung vielleicht auch weise eingerichtet war -, über den Horizont seiner fünf Sinne weder hinaus schauen noch -denken zu müssen und einfach der Natur zu folgen, reicht es heutzutage nicht mehr. Es ist von Bedeutung, ob in China der sprichwörtliche Sack Reis umfällt oder nicht. Denn er wird nicht von der Natur umgeworfen, sondern von Menschen. Und diese Menschen sind in der Lage uns auch hier, tausende von Kilometern über ihr natürliches Blickfeld hinaus, zu beeinflussen.

Ich weiß das. Ich weiß, dass es ein grundlegendes Problem gibt, das darin besteht, dass der Mensch einfach nicht in seinem durch die Reichweite seiner materiellen Sinne bestimmten Radius bleiben konnte und sich nun von einer unüberschaubaren Anzahl angstvoller Verstände umzingelt sieht.

Kam (und kommt) der vom Verstand dominierte Mensch irgendwo an – sei es auf unbekannten Kontinenten oder auf dem Flohmarkt -, wo die Menschen freundlich waren und einer friedlichen, angstfreien Natur folgten, dann hat er diese armen Menschen direkt benutzt, missbraucht und sich einverleibt, bis sie genau so angstvolle und in Wut hassende Verstandeswesen geworden sind wie er selbst. Er hat sie die Trennung und die Angst gelehrt. Nun ist als Folge davon die Welt voller Trennung und Angst und der Mensch hat keine Zuflucht mehr. Man möchte sagen, wäre er doch einfach zuhause geblieben.

Aber vielleicht war das sogar sein Ziel: Die Schaffung der weltweiten Bedrohungslage, damit der Mensch keinen Ort mehr hat, an dem er Ruhe finden und seine Seele spüren könnte und ihn so in der immerwährenden und überall drohenden Angst zu halten.

Ich denke, dass unsere paradoxe, globale – materielle – Verbindung in der Trennung aufgelöst werden muss. Der Friede und die Einheit müssen sich wieder in überschaubaren Bereichen von Zeit und Raum entfalten dürfen. Der Einzelne, die begrenzte Gruppe als materielle Einheiten agierend, mit allem und allen Anderen universell verbunden nur über den Seelensinn und nicht über die materiellen Sinne, die unseren Verstand nur wieder Notfallprogramme fahren lassen würden, das ist der Rahmen, den jeder für sich ausfüllen muss.

Natürlich beeinflusst uns heutzutage der Sack Reis, der in China umfällt, wenn es der richtige ist. Aber ich gebe zu bedenken: Nicht jeder Sack Reis beeinflusst uns. Und: sind wir – mal ehrlich – überhaupt in der Lage, auf jeden dieser fallenden Säcke effektiv reagieren zu können oder begeben wir uns – durch die Kenntnisnahme dieses Sackes – mit unserer Kraft letztendlich nur sinnlos in die Bereiche von Angst, Wut und Hass? Ist es dann nicht besser, sich auf seine Sippe, auf seine (Wahl-)Verwandtschaft zu konzentrieren und dem nachzugehen, was für uns direkt erreichbar und beeinflussbar ist?

„Man muss doch informiert sein!“, ich habe für mich erfahren, dass dies ein unwahres Konzept ist. Vom Verstand propagiert, um uns in seinem Notfallprogramm festzuketten. Von anderen Verständen für ihre Zwecke benutzt, um uns in der von ihnen wissentlich und geplant geschaffenen Angst festzuketten.

Wie jeder für sich seinen materiellen Rückzug und seine seelische Erweiterung voran treibt, das kann ich nicht beantworten. Das muss jeder nach seinen Umständen für sich selbst in Erfahrung bringen. Am Besten erst einmal auf der seelischen Ebene. Das ist zwar der schwierige Weg weil der ungewohnte, aber die Erkenntnisse werden wahrer sein, als wenn wir bequem versuchen, über unseren Verstand Lösungen zu finden und damit nur wieder beim Altbekannten landen werden. Und das Altbekannte funktioniert bekanntlich nicht so richtig gut.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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