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Ist „Bewusstmachung“ die Lösung?

Alles, was sich außerhalb der Reichweite unserer fünf Sinne befindet, wird uns nicht bewusst. „Bewusstseinserweiterung“ auf der Ebene unserer fünf Sinne findet seit je her nur durch Medien statt. War es früher der Reisende, der über ferne Begebenheiten informierte, so war es später die Zeitung und dann das Radio, das Fernsehen und schließlich das Internet. Die sinnlichen Erfahrungen anderer, die sich an fernen Orten befanden, wurden genommen, durch den Raum (und die Zeit) transportiert und dann als akustische oder visuelle Eindrücke unseren Sinnen zur Verfügung gestellt.

Dachten wir früher, es beträfen uns nur die Dinge und Geschehnisse innerhalb unseres eigenen „Horizonts“, so beschäftigen uns nun auch die Begebenheiten außerhalb des Radius unserer direkten Wahrnehmung als wären sie bei uns vor der Haustür. Der „Gesichtskreis“ hat sich erweitert.

Selbst mit den aktuellen technischen Medien zur „Bewusstseinserweiterung“ im materiellen Sinne können wir nur einen mikroskopisch kleinen Bereich der Welt, des Universums, der Schöpfung überblicken. Nahezu alles, was „geschieht“ und „ist“, bleibt unserem Bewusstsein trotz aller technischen Möglichkeiten verborgen. Der überwiegende Teil der Welt bewegt, ändert, handelt, heilt, zerstört, „geschieht“ und „ist“ also völlig ohne, dass wir darauf im Geringsten Einfluss nehmen könnten oder es uns auch nur gewahr werden würde.

Uns als Einzelpersonen, die innerhalb ihres Wahrnehmungskreises handeln können und durch technische Möglichkeiten ihren Handlungsbereich – ihr Bewusstsein – über den angeborenen Horizont ihrer fünf Sinne hinaus erweitert haben, scheint Bewusstmachung das Mittel der Wahl, wenn es um das Lösen von Problemen geht. Höre ich den Wasserhahn tropfen, dann gehe ich hin, sehe ihn und drehe ihn fest zu. Höre ich Worte und sehe ich Taten von jemandem auf der anderen Seite der Welt, die mir nicht gefallen, dann schicke ich ihm eine Interkontinentalrakete aufs Dach. Bewusstwerdung bestimmt unsere Handlungen und führt zur Lösung von Problemen. Ich erkenne die Ursache und handle entsprechend.

So macht‘ s der Mensch. Nur: Wie funktioniert das mit dem großen, großen Rest der Schöpfung, der existiert, ohne dass „Bewusstmachung“ stattfindet. Ja, wie funktioniert das denn überhaupt mit unserer Existenz, die auch ohne jegliche „Bewusstmachung“ ins Leben getreten ist und nun durch Zeit und Raum sich fortzieht? Wie funktioniert das denn mit jedem Atemzug, mit jedem Herzschlag, mit jedem unserer kleinen Kreisläufe? Bewusstmachung? Fehlanzeige. (Autonomes Nervensystem. Ich weiß. Aber wie sieht‘ s denn dann damit aus?) Trotz aller Medien zur Erweiterung des materiellen Bewusstseins muss der Mensch sich eingestehen, dass seine Methode nur ein Nischenmodell ist. Die Schöpfung existiert, ohne dass sie Bewusstmachung benötigen würde. Und so ist ein Weg, den der Mensch auch bemerken und letztendlich begehen muss, der der Nicht-Bewusstmachung. Handeln, ohne sich darüber bewusst werden zu müssen. Heilen, ohne sich darüber bewusst werden zu müssen. So wie der Himmel und die Erde sind und wie sie alles tragen und alles schirmen. Nicht-bewusst. So, wie wir als Menschen wahrscheinlich sowieso bereits zu 99,9 % agieren, reagieren, ja existieren. Unser Nichtbewusstsein ist uns nur noch nicht bewusst. So liegt das Beschreiten des Weges der Nicht-Bewusstmachung eigentlich in der Abkehr von unserem Zwang zur andauernden Bewusstmachung und zum Erkennen, wie viel Nicht-Bewusstsein unsere Existenz eigentlich ausmacht. Und zum Erkennen, wie viel die seelische Kraft unser Leben bestimmt und wie gering der Anteil der hochgeschätzten materiellen Kraft eigentlich ist.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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