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Gottesferne

Gottesferne…sagte einmal jemand, der den letzten Beitrag über das „Böse“ gelesen hatte… Ist das Fehlen des Seelensinns maximale Gottesferne, dann ist die vollständige Öffnung des Seelensinns maximale Gottesnähe? Dann hat Gott seinen Platz innerhalb der Schöpfung – nämlich auf der maximalen jenseitigen Seite – und nicht außerhalb. Dann ist Gott ein Teil seiner eigenen Schöpfung und die Schöpfung selbst ist Gott. Gott hätte sich dann durch die Schöpfung selbst erschaffen. Ist das der Ursprung des Bildes von Gott und dem Teufel? Gott im jenseitigen Extrem und der Teufel im diesseitigen Extrem und der Mensch mittendrin? Ist der Teufel dann nicht ebenfalls eine Schöpfung Gottes und die Notwendige andere Seite der Medaille? Ganz sachlich gesehen und ohne begleitende Mythen. Gäbe es keine zwei Seiten, dann gäbe es auch keine Mitte. Der vergeistigte Mensch, der sich der Wahrnehmung seiner fünf Sinne entledigt zu Gunsten des Seelensinns, geht auf in der Einheit der Schöpfung. Der Mensch ohne Seelensinn geht verloren in der absoluten Vereinzelung und Trennung von der gesamten Schöpfung. In der Trennung liegt der Schmerz. In der Einheit liegt – Nichts. Und wo nichts ist, da ist kein Gedanke. Da ist kein Urteil. Da ist keine Ursache und keine Wirkung. Keine Schuld. Dort ist nichts, womit oder worauf man überhaupt wirken könnte. In der maximalen Aufhebung der Trennung gibt es nichts mehr, was gesagt, getan oder gedacht werden müsste, weil alles bereits in der Ewigkeit und Unendlichkeit gesagt, getan und gedacht worden ist. Dort sind wir und unser Nächster ein einziges und das in aller Ewigkeit und Unendlichkeit.

So ist der vergeistigte Mensch bereits in dem Zustand, den der normale Mensch erst in seinem Tode erreicht. Im Zustand der Körperlosigkeit und der rein seelischen Existenz. Der vergeistigte Mensch ist fern der Menschen und ihrer Sorgen und Bedürfnisse. Er ist allein in der Einheit aufgegangen und dort existieren niemandes Sorgen und Bedürfnisse.

So ist der Mensch ohne seelische Wahrnehmung und Kraft ebenfalls in einem Zustand, den der normale Mensch erst in seinem Tode erreicht. Jener ist wie die Materie, nachdem sie sich von der Seele getrennt hat. Auch er ist fern der Sorgen und Bedürfnisse der Menschen, aber nur, weil er sie wegen der schalldichten unendlich hohen und unendlich weiten Mauer aus unzerstörbarem Glas, die zwischen ihm und den anderen liegt, nicht selber fühlen und begreifen und erfahren kann. So ist er nicht allein in der Einheit, sondern allein in der Einsamkeit. In diesem Zustand müsste Materie vergehen und beseelt neu erstehen. Aber er existiert und kann an seiner Existenz nichts ändern. Er muss warten auf seinen Tod. In einem solchen Zustand entsteht die Vorstellung von einem Leben ohne letzten Sinn.

Beide sind fern der Menschen. Beide sind nicht im Diesseits zuhause. Nur, entscheidet sich der vergeistigte selbst für das Verlassen der Menschengemeinschaft, so ist der Getrennte ein Verdammter, der keinen Einfluss auf seine Situation hat.

Der Mensch besteht aus materieller und jenseitiger Existenz. Die Mitte, das ruhende Pendel, ist das Ideal für unser gleichzeitiges Sein im Diesseits und im Jenseits. Mag der einzelne Mensch noch von der Menschheit als ganzer aufgefangen werden, wenn er sich zu weit aus der Mitte entfernt, so ist niemand mehr zum Auffangen da, wenn sich die ganze Menschheit zu weit von der Mitte entfernt. Vergisst der Mensch seine körperliche Existenz und die damit verbundenen Notwendigkeiten, dann kommt er in der Wüste um. Spürt der Mensch nichts von seiner seelischen Existenz, dann müssen alle außer ihm sterben, damit er seinen brennenden Wunsch nach Einheit endlich in sich allein verwirklichen kann. Auch er braucht die Einheit und wenn ihm die Einheit mit der Schöpfung verwehrt ist, dann sucht er sie in dem was er hat. Und das ist nur er alleine. Und niemand soll übrig sein, der ihn an die Wahrheit, an seine Getrenntheit, erinnern könnte.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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