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Fasten

Es sind nicht nur die Augen, die unser Ego nutzt, um Begierden zu erzeugen und auch zu befriedigen. Und es sind nicht nur die Ohren oder nur die Berührungssensoren, mit denen es uns auf die sinnliche Wahrnehmung festnageln und keinen Raum für seelisches Wahrnehmen lassen will.

Es sind in größtem Maße unsere Geschmackssinne, die uns permanent und ganz subtil in ihrer Gewalt haben.

Wer fastet wird es merken. Am ersten Tag, wie schwer ist das! Es fehlt der Kaffee! Das Brot! Die Wurst! Der Käse! Die Pizza! Die Schokolade! Was fehlt nicht alles, was einem vorher gar nicht bewusst gewesen ist! Aber spürt der Fastende in dem ganzen zitternden Gejammer einmal seinen Magen, dann wird er feststellen, dass dieser ganz ruhig und gelassen ist. Keine Regung geht von ihm aus. Hunger? Fehlanzeige! Es ist die reine Begierde, die uns verrückt macht. Das reine Verlangen nach – Geschmacksempfindung! Es ist das Ego, dass sich auch auf dieser Ebenen fühlen will. Die Trennung fühlt und durch das Essen eine scheinbare Einheit erzeugen will.

Nach einigen Tagen Fasten schwinden diese Wünsche. Ein zuckeriges Stück Kuchen erscheint nicht mehr attraktiv. So gelassen ist man geworden. So befreit von seinen Geschmackssinnen als heimliche Fessel des Egos, mit der es unser Bewusstsein an die Materie und den materiellen Körper ketten will. So ruhig ist der Darm mit dem wenigen Schmacklosen, was er erhält. Im Gegenteil, die Vorstellung, sich mit Zucker und Koffein künstlich zu puschen und die Gelassenheit eines Körpers– der auch ohne diese Mittel wach und aktiv ist – im Zustand ruhiger und natürlicher Funktion aufzugeben, erscheint absurd. Wenn man dann ein kleines Schälchen Quark mit frischen Kräutern erhält, dann ist dies der höchste Hochgenuss! Dieses Aroma, diese Säure im Quark! Wie herrlich! Nichts anderes braucht es. Nicht, was drüber hinaus, noch raffinierter oder süßer, salziger, sauerer oder schärfer sein müsste! Langsam isst man ihn. Genießt mit geschlossenen Augen jeden kleine Löffel. – Und denkt an das ehemalige Völlen von früh bis spät: Kaffee, Müsli, Brot, etwas zwischendurch, Kaffee, Mittag – mit Dessert -, Kaffee, etwas Zwischendurch, Kuchen, etwas trinken, Abendessen und dann Schokolade. – Und kaum etwas davon war dem Hunger geschuldet. Fast alles war nur: Begierde nach Geschmack und das künstliche Pushen eines aus dem Lot geratenen Körpers. Ein Verdauungssystem, das den ganzen Tag beschäftigt ist, obwohl es das weder müsste noch sollte. Da nimmt der Fastende in Ruhe den letzten Löffel seines Quarks und er spürt, wie anders diese Speise im Körper aufgenommen wird, als die Gemüsesuppe der letzten Tage. Er wird sich der Vorgänge bewusst und wird nicht von einer geschmacklichen übersüßen, übersauren, überscharfen oder überpushenden Geschmackssensation in Extreme gejagt, aus denen er keinen Ausweg mehr findet und sich immer weiter selbst verliert. Und nach dem Quark, dessen Geschmack langsam abebbt und dem Fehlen eines Verlangens nach großen Mengen schrillen Essens, kann der Fastende noch ganz woanders hin horchen. In sich selbst. In seine Seelische Wahrnehmung. Denn nun hat sein Bewusstsein endlich die Kapazitäten dafür frei….

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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