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Einssein im Leid oder Einssein im Sinn

Heute habe ich das Wesen der Distanz verstanden.

Mir war vorher nicht verständlich, warum die meisten spirituellen Lehrer ein distanziertes Verhältnis zu ihren Schülern aufrechterhalten. Mir erschien diese Trennung immer als ein Akt der Überhöhung. Als eine Vereinzelung in einem Bereich, in welchen nur Einheit existieren sollte. Meine Haltung war es immer, den Menschen zu zeigen, dass ich nicht besonders bin. Dass ich wie sie bin und jeder das gleiche Potential hat. Ich hielt Distanz zwischen Gleichen für unangebracht.

Heute habe ich erkannt, was für den Menschen im Materialismus „Gleich-Sein“ mit mir bedeutet. Für den Menschen im Materialismus bedeutet „Gleich-Sein“ mit mir ein „Gleich-Sein“ im Schmerz. Ich habe erkannt, dass mein Wunsch, nämlich uns alle als Gleiche in unserer gemeinsamen göttlichen Kraft zu zeigen, sich so nicht erfüllen lässt. Der Mensch im Materialismus kann sich diese Sichtweise oft nicht aneignen. Er kann seinen Wunsch nach Gleichheit und Vereinigung, nach Verständigung nur auf der Ebene verwirklichen, die ihm gewohnt ist. Diese Ebene ist die des Schmerzes. Folglich bemüht er sich, den Schmerz in mir zu suchen und konstruiert so ein „Gleich-Sein“. Ich habe aber seinen Schmerz nicht und erkenne, dass wir uns nur noch auf der Ebene des Egos, des Verstandes und der Meinungen bewegen, da die durch den Menschen definierte Ebene die des von ihm vorausgesetzten gemeinsamen Schmerzes ist. Auf dieser Ebene lässt sich nichts erreichen und ich bin gezwungen, möchte ich nicht auf der Ebene der Meinungen kämpfen, dieses Verhältnis zu verlassen.

Der Fehler liegt bei mir, denn ich habe die Gleichheit propagiert, ohne zu verstehen, dass der Mensch im Materialismus sie nicht einfach so verwirklichen kann, sondern aus Gewohnheit und Mangel an selbst erfahrenen Möglichkeiten das nimmt, was sein Verstand ihm als Alternative zu bieten hat. Und das ist ein „Wir im Leid“ und nicht das von mir gemeinte „Wir gemeinsam in Gott“.

Der distanzierte Lehrer übt die Distanz im Irdischen und hält die Einheit im Seelischen hoch. So bewahrt er den Verstand der Schüler vor Abwegen und nährt sie doch als Seinesgleichen. Ein „Gleich-Sein“ auch auf der Ebene des Verstandes ist mir nur möglich bei Menschen, die ihren Schmerz bereits überwunden haben, die ihren Verstand bereits emanzipiert haben und für die das „Gleich-Sein im Schmerz“ keine Alternative mehr darstellt. Das habe ich heute verstanden. Nach ziemlich langer Zeit.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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