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Die sterblichen Götter

Die göttliche Kraft der Natur bot uns früher (und wie sie es für den größten Bereich der Tier- und Pflanzenwelt auch noch heute tut) ihre Gaben frei an. Sie war still. Sie war zurückhaltend. Abwartend. Alles lag da und wir konnten kommen und es uns nehmen. Die Natur wartete still auf unser Erscheinen oder unser Nichterscheinen. Für sie gab es keinen Unterschied.

Die neuen „göttlichen“ Kräfte – die Unternehmen –, die uns ihre „Gaben“ anbieten, tun dies nicht mehr in Zurückhaltung und stiller Annahme dessen, was und wer denn kommen mag. Unser Erscheinen oder Nichterscheinen ist von überlebensnotwendigem Interesse für sie, denn die Unternehmen stehen in Konkurrenz zu einander. Sie agieren aus der Angst heraus, ihren Anteil an der „Göttlichkeit“ an die anderen Unternehmen verlieren zu können und den Laden zu machen zu müssen. Sie fürchten, ihre Macht zu verlieren. Sie fürchten den Tod.

War die Natur früher auch uns Menschen gegenüber nur die Eine und in ihrem Geben unerschöpflich und selbstlos, so sind die Unternehmen viele und in ihrer „Leistungskraft“ beschränkt und durchaus erschöpflich. Sie sind darauf bedacht, von uns immer wieder einen möglichst großen Anteil an neuer Energie zum Selbsterhalt in Form von Geld oder – auf anderer Ebene – in Form von Arbeitskraft zu erhalten. Besser gesagt, sie sind darauf bedacht, sich diesen Anteil Energie durch Lug und Trug zu erschleichen. Durch Werbung zu erschleichen. Dabei manipulieren sie die Menschen mit der Vorgaukelung von Befriedigung materieller Bedürfnisse wie Liebe, Sicherheit, Macht und Angst durch Produkte.

So waren wir für die Göttliche Kraft der Natur ihre Kinder, die sich an ihrer Brust unbekümmert nähren durften. Wir „bezahlten“ durch unser Leben, durch unsere einfache Existenz, die sich in die natürlichen Kreisläufe fügte und damit dazu beitrug, dass die Schöpfung in Harmonie kreisen, pulsieren konnte. Wir waren selber ein Teil von dieser Kraft und dies war der Rahmen, in dem wir nahmen und gaben.

Da die neuen „göttlichen Gabenspender“ aber keine göttliche Kraft, sondern nur irdische und zu allem Überfluss auch noch vollständig materiell orientierte „Wesen“ sind, sind wir für sie nur eine aufzuteilende Beute. Nahrung. Wir sind als Energie-, als Geldlieferanten lebensnotwendig für ihre isolierte Existenz, deren einziger Kreislauf darin besteht, dem Menschen die Energie (das Geld), die er durch Arbeit in einem anderen Unternehmen für seine Lebenskraft erhalten hat, durch hinterlistige Trickserei in möglichst hohem Maße wieder abzunehmen, um so gegenüber den anderen „göttlichen Gabenspendern“ in einem möglichst großen Vorteil zu sein. Wir sind hier zwar auch Teil eines Systems, aber es nährt uns nicht. Es benutzt uns für die egoistischen Zwecke seiner neuen scheinbaren „Götter“. Für die Zwecke von sterblichen und einsamen Schein-Göttern, die nichts so sehr fürchten wie ihren Tod.

Nun gibt es natürlich den Konkurrenzkampf in der Natur. Das ist nicht abzustreiten. Der Überlebensinstinkt in Form der Angst vor körperlicher Vernichtung bestimmt auf allen Ebenen das materielle Handeln. So sollen dann die Unternehmen auch durchaus diesem Prinzip folgen und ihren überlebenswichtigen Vorteil gegenüber den anderen Unternehmen suchen. Der entscheidende Faktor aber, der diese Unternehmen zu blutgierigen Weltenvernichtern werden lässt, ist der, dass sie sich dabei nicht in die Kreisläufe der Göttlichen Kraft der Natur einordnen, sondern selber die göttliche Position beanspruchen. Sie wollen sich und das Geld zur Grundlage von allem machen, wo nichts mehr drunter oder drüber reicht und dessen Prinzip für sie göttliche Gültigkeit hat. Sie erheben so den materiellen Überlebenskampf und den Egoismus zum göttlichen Prinzip.

Die göttliche Kraft der Natur selber aber kennt den Konkurrenzkampf nicht, denn sie ist nur das Eine. Sie muss nicht den Überlebensinstinkt zu ihrem Prinzip machen, denn sie ist unsterblich. Sie steht nährend über – oder unter – Allem und dient der Schöpfung selbstlos, unerschöpflich und ohne Vorurteil. Sie ist die Quelle allen Gebens. Wäre unser System der Unternehmen und des Geldes an dieser Quelle angeschlossen und würde es sich von der göttlichen Kraft tragen und schirmen lassen, dann wären wir alle noch in den natürlichen Kreisläufen geborgen. Die Definition von Unternehmen, Produktivität, Erfolg und Geld wäre dann eine völlig andere.

Nur ist es aber so, dass das System sich dieser Quelle entledigt hat und die Basis allen Handelns und der Überbau aller Aktivität die Unternehmen und das ihnen innewohnende Prinzip der Konkurrenzvernichtung und des angstvollen Überlebensinstinktes ist. Das Prinzip ist die Angst vor dem Tod. Sie haben die ewige göttliche, tragende, schirmende und nährende (und angstfreie…) Kraft aus ihrem System verbannt und sich selbst und die Banken an ihre Stelle gesetzt. So gibt es in dieser Welt keinen unerschöpflichen und selbstlosen Spender mehr, auf den alle Wesen in ihrem Kampf ums materielle Überleben zurück fallen könnten. Das Einzige worauf die Menschen nun zurückfallen, wenn sie eine nährende Brust suchen, ist nicht die stille, annehmende, neutrale und versorgende göttliche Kraft der Natur, sondern das kalte und verlogene Angstsystem der Banken und Unternehmen, die erst einmal kräftig und nach Möglichkeit nehmen, um den Menschen dann möglichst wenig dafür zu geben. Sie müssen ja so handeln. Im Gegensatz zu einer wirklichen unerschöpflichen göttlichen Kraft, müssen die Unternehmen sich an denen, die sich vertrauensvoll – oder gezwungenermaßen – an sie wenden, nähren, um selber überleben zu können. Als sterbliche Wesen müssen sie mehr „kassieren“, als dass sie heraus geben.

Da dieses System völlig abgeschottet ist, bleibt dem Menschen nichts weiter übrig, als das, was ihm geboten wird zum Preis und zu den Regeln, die ihm aufgezwungen werden, anzunehmen. Er kann nicht weiter zurück fallen, weil es in diesem System hinter dem Geld und den Unternehmen mit ihren Waren nichts weiter gibt, wohin er sich fallen lassen könnte. Sucht er den Schutz vor den Wölfen, dann kann er sich nur an die Hyänen wenden. Die Hyänen selbst aber haben – da sie die Göttliche Kraft der Natur durch sich selbst ersetzt haben – nichts mehr, an das sie sich halten könnten, als sich selbst. Daher der Gedanke, dass mit dem Tode alles vorbei ist. Gibt es hinter den Hyänen nichts mehr und sterben die Hyänen, dann ist in diesem Denken zwangsläufig für sie alles vorbei. Wenn man selbst der Gott ist und man sterben kann, was soll dann noch da sein, das einen auffangen könnte?

Die unerschöpfliche Göttliche Kraft der Natur wurde im kapitalistischen Materialismus abgeschnitten und durch ein fehlbares und unvollständiges Prinzip ersetzt, das seine Energie – völlig ungöttlich – aus den anderen Wesen extrahieren muss, um selbst existieren zu können. Darum müssen die neuen „Götter“ mit viel Energieaufwand und List und Lautstärke und blendendem TamTam werben.

Dort, wo der Mensch keine Wahl mehr hat, für wessen Produkt er sich entscheidet – Arbeiter und Konsumenten in den Dritte-Welt-Ländern zum Beispiel -, kann dieses Tam-Tam natürlich vollständig ausfallen. Da kann sich der sterbliche „Gott“ direkt und ohne Umwege an den Menschen nähren, auf dass er sich durch sie dem Tode so lange wie möglich entziehen könne. Dort herrscht der trunkene Möchtegern-Gott, der selbst im so weltlichen Bann des Überlebensinstinktes gefangen ist, bereits vollständig und kann alle energieintensive Heuchelei beiseite lassen. Er erzwingt seine Anbetung durch die Androhung des Todes und weiß doch tief in sich von der Sinnlosigkeit seines Handelns und Seins. Denn er als sein eigener sterblicher Gott kann sich selber keinen Lebens-Sinn vermitteln. Er sieht nur seinen Tod, der sich unaufhaltsam nähert und somit den Tod seines Gottes. Damit ist für ihn alles ohne Sinn.

Die göttliche Kraft der Natur hingegen erlangt ihre Anbetung durch Liebe und der Verheißung eines ewigen Lebenskreislaufes. Sie ist der Sinn in sich selbst und der an sie angeschlossene Mensch weiß um diesen Sinn und ist in ihm über den Tod hinaus geborgen.

Das Ziel der Unternehmen ist es, sich an möglichst vielen Menschen zu nähren und zu stärken. Dafür imitieren sie, wo sie es noch müssen, die göttliche Kraft der Natur und geben vor, die Menschen tragen und beschenken und nähren zu wollen. Aber letztlich sind sie doch nur vergängliche Wesen, die sich zu Göttern aufgeschwungen haben. Sie sind verdrehte Götter, die den auch für sie geltenden Regeln der irdischen Existenz nicht entfliehen können, sich aber in eine materielle Position gebracht haben, ihre irdische Angst- und Konkurrenzwelt zum göttlichen Prinzip ausrufen zu können. Und in diesem Prinzip fehlt die unendliche und ewige und unerschöpfliche göttliche Kraft, auf die sich alles stützen muss, um vollständig und ganz sein zu können. Ihre Welt besteht nur aus Schmerz. In ihr liegt kein Wissen, kein Vertrauen, keine Demut und keine Liebe und keine Einheit.

Die göttliche Kraft der Natur muss nicht um uns werben, denn wir sind ein Teil von ihr. Sie muss nicht um uns werben, um uns etwas zu „verkaufen“ und um dann von dem von uns erpressten oder erschlichenen „Mehrwert“ leben zu können. Sie gibt, weil sie aus sich selbst heraus unendlich viel hat, und das Einzige, was wir dafür tun müssen, ist in den Kreisläufen zu leben. Das Einzige, was wir tun müssen, ist einfach, zu sein. Teil zu sein. Könnte unser Geld- und Unternehmenssystem sich in diese Kreisläufe einfügen und sich transformieren, dann müsste um niemanden mehr mit heuchlerischen Mitteln gebuhlt werden, um ihm seine Kraft zu rauben. Auch die Unternehmen wären dann Teil des Kreislaufes und könnten sich, anstelle von ihren Mitmenschen, von der Göttlichen Kraft der Natur nähren. Sie hätten ihre angemessene Position, die ihnen als sterblichen Wesen zugewiesen ist und müssten nicht als irdische, den Tod fürchtende, ängstliche Götter die Schöpfung auf den Überlebensinstinkt reduzieren. Sie könnten dann sterbliche Wesen sein, die sich in ewigem Wissen und Vertrauen in den Kreisläufen der göttlichen Kraft der Natur drehen würden.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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