Seelische Erkenntnis ist, einmal in einem gewissen Grade erlangt, kein Dauerzustand. Sie kann auch der Abnahme unterliegen. Unmerklich manchmal, denn der Schmerz erscheint uns genauso real wie die Geborgenheit. Hat das Ego die seelische Kraft zu sehr verringert, dann kommt es manchmal vor, dass die Ziele des Egos scheinbar denen des spirituell erwachten Bewusstseins entsprechen. Das Bewusstsein will vielleicht immer noch Friede und Liebe und Harmonie. Nur macht sich nun ein gereizter und unwilliger Ton bemerkbar, wenn sich Friede, Liebe und Harmonie nicht so einstellen, wie der Mensch es will. Denn es ist das Ego mit seinem Willen, das die seelischen „Ziele“ nun zu seinen gemacht hat und diese jetzt mit seinen Methoden durchsetzen will. Der Mensch bemerkt vielleicht erst gar nicht, wie das Streben nach seelischen Wahrheiten zum Vehikel des Verstandes geworden ist, mit dem dieser sich mehr und mehr manifestieren kann. Erst wenn der Schmerz groß ist und die Einsamkeit nicht mehr zu ertragen, erst dann bemerkt der Mensch vielleicht, dass er sich irgendwann von seiner seelischen Wahrnehmung verabschiedet hat und völlig unbemerkt dazu übergegangen ist, seinem Ego zu folgen. Von der wahren Geborgenheit hinein in die Einsamkeit, die schmerzerfüllt und voller Frustration beklagt, dass nicht alle Menschen diese Geborgenheit verwirklichen. Die Geborgenheit ist zum Anstoß des Schmerzes und der Trennung gemacht worden. Zu einer Meinung, um die sich trefflich in der Gewissheit des eigenen Rechts, streiten lässt. – Um das zu vermeiden ist es wichtig bewusst zu bleiben, sich und den Verstand bezüglich der Motive zu kontrollieren und zu hinterfragen.
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