Neben der Stellung unseres Bewusstseinspendels gibt es noch so etwas wie verschiedene Potentiale mit denen unsere seelische und materielle Wahrnehmung versehen ist. Diese Potentiale des Materiellen und des Seelischen entscheiden, wie weit sich das Pendel überhaupt in eine Richtung (bzw. aus einer heraus) bewegen kann. Ich kenne eine Frau, deren Leben ist im Äußeren eine Katastrophe. Verschuldet, so dass sie manchmal nicht weiß, was sie am Monatsende essen soll, zwei mal geschieden, Brüche mit den Kindern und den Ex-Ehemännern. Alleine. Einen 14 bis 16 Stundentag und ausschließlich umgeben von Personen, die sie nicht verstehen und die sie gängeln und auch mobben. Ich würde diesen Zustand keine Woche ertragen. Mein Pendel wäre spätestens dann in tiefster Wut und Selbstverteidigungsreflexen gefangen. Diese Frau – eine Pastorin mit ca. 20 Gemeinden, verteilt auf kleinen Bergen eines deutschen Mittelgebirges am Ende der Welt, – macht dies nun Jahrzehnte so. Ohne Urlaub. – Habe ich gesagt, dass diese Frau seit mindestens 20 Jahren nicht mehr im Urlaub war? – Wenn ich mit ihr telefoniere, dann möchte man oft denken, sie sitze gerade am Ostseestrand und schaue aufs Meer. Und es ist nicht so, dass sie den Stress verdrängen oder ignorieren würde. Wenn sie dann von ihren Nächten erzählt, dann „tobt“ es dort in ihr ohne Unterlass. Sie bekommt kaum Schlaf. Aber wenn sie segnet, dann spüren die härtesten Atheisten den heiligen Geist auf sich nieder kommen (sie nennen es zwar nicht so, aber sie sind begeistert wegen der wunderbaren Messe, Taufe, Trauung, Beerdigung etc.) und ich spüre die Wände bei uns wackeln. In 500 Kilometern Entfernung. So eine Kraft hat diese Frau! – In ihrer Kirche wurde sie dafür verfolgt und auf einen höllischen Abschiebeposten versetzt.
Aber das ist das Potential, das ich meine. Diese Frau spürt unendlichen Schmerz. Nachts. Der Körper ist seit Jahrzehnten völlig überlastet und brüllt verzweifelt nach Ruhe. Jede Nacht. Aber ihr Pendel geht über den Schmerz nicht hinaus. Nicht in die Angst, nicht in die Wut und schon gar nicht in den Hass. Ihr Pendel bleibt trotz allem überwiegend im Seelischen. Und damit heilt sie wieder ihren Körper und macht weiter. Gemobbt, gedemütigt, ohne Unterstützung von Kollegen und Vorgesetzten. Mit ihren Kindern ist sie vor dreißig Jahren von ihrem wahnsinnigen ersten Mann geflohen. Ohne Geld, ohne Kleidung. Einfach los und ohne Angst. Und es wurde ihr aufgetan. Immer wurde ihr von Fremden geholfen. Wenn man sie fragt, ob sie nicht manchmal diesem (oder jenem) den Hals umdrehen möchte, der sie besonders mobbt, dann sagt sie, etwas um eine Antwort verlegen: „Daran denke ich nicht… Ich bete für ihn (oder sie)…“ Diese Frau ist reine seelische Kraft und deswegen durch Äußeres nicht zu vernichten. Ich denke, sie ist eine der Säulen dieser Welt, denen es zu verdanken ist, dass noch nicht alles im Hass versunken ist. Und wie es überall steht: Diese Menschen werden von den Weltmenschen nicht erkannt. Sie werden verlacht, gedemütigt und ans Kreuz geschlagen…. Und dann stehen sie einfach am dritten Tage wieder auf. Und der Hass kann sie nicht zerstören.
Dieses Potential gibt es auch auf der anderen Seite. Menschen, denen man alle Liebe und allen Frieden und alle Güte darbringen kann und doch kommen sie aus Ihrer Angst nicht heraus. Vielleicht – im besten Fall – ganz kurz ein kleines Stückchen Angstfreiheit und dann wieder zurück. Menschen, die nie das seelische Vertrauen erlangen können, da ihre äußere Wahrnehmung ein zu großes Potential hat. Die immer im Leid verharren müssen.