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Die Frau, die überall Nazis sah

Ich habe mal mit einer Frau zusammen gearbeitet. Ihre Verwandten sagten mir, sie sei verrückt. Überall würde sie „Neonazis“ sehen.

Nun, wir haben uns gesprochen und augenscheinlich war sie – verrückt. Nach den Vorstellungen einer materialistischen Gesellschaft. Denn wie kann jemand in dieser schönen Welt voller Wohlstand und Sicherheit überall die Mensch gewordenen Symbole für Trennung, Angst, Hass, Gewalt und Vernichtung sehen?… Da möchte der eine oder andere vielleicht schmunzeln, wenn er es einmal so betrachtet. Aber so muss es betrachtet werden. Diese Frau hat einfach unsere Gesellschaft wahrgenommen. Sie hat das wahrgenommen, was – wie das stereotype Bild der Neonazis – im kapitalistischen Materialismus still geduldet wird, ja eigentlich untrennbar dazu gehört. Was heimlich und unausgesprochen dazu gehört, wenn es keinen Einfluss von vereinendem, ewigem und Geborgenheit spendendem seelischem Wissen gibt.

Der Mensch, immer in Angst um seine Position in Bezug auf sein Gegenüber. Der Mensch in seiner Gruppe (Arbeiter, Angestellter, Bürger, Politiker, Rentner, Junger Mensch usw….) und in Misstrauen und Gegnerschaft den anderen Gruppen gegenüber. Der Mensch gegenüber der Gnadenlosigkeit des Finanzsystems, das ihn todsicher vernichten wird, wenn er nicht in dessen Sinne handelt… Die Arbeitswelt, in der man über Leichen gehen muss… Der Mensch, der nur noch ein Zahnrad ist. In seiner Ausbildung immer genauer auf den Nutzen des Geldgottes zugeschliffen und dann auch leicht verschlissen und ersetzt. Ein seelenlose Ding. Zum Gebrauch. – Das hat diese „mehr sehende“ Frau Tag für Tag wahrgenommen. Das unausgesprochene Unmenschliche. Ihr Bewusstsein hat es in Bilder von stereotypen Neonazis gegossen, denn folgen sie der Vergangenheit, dann folgen sie dem Unmenschlichen. Dem Seelenlosen. Dem Hass.

Ich konnte ihr das nur bewusst machen. Ob sie sich von den Bildern befreien konnte, das weiß ich nicht. Das Unmenschliche unseres Systems – trotz „Wohlstand“ und „Sicherheit“ – ist ja nicht verschwunden…

An sie muss ich ich heute wieder denken, wenn ich all das Dunkle lese, was in der Welt zur Zeit veröffentlicht wird. Und der Normalbürger sagt: „Verrückt!“

Ich glaube auch, dass das meiste nicht stimmt. Aber da draußen sind empfindsame Menschen, deren Bewusstsein nimmt das unmenschliche und seelenlose Prinzip unserer Gesellschaft auf – und gießt es in diese „verrückten“ Theorien. Ungestraft und manchmal auch inhaftiert und kurz mal psychiatrisiert. Es sind nicht die Menschen, die „krank“ sind. Es ist das Seelenlose in unserer Welt, was sie in solche Szenarien treibt. Denn unser Verstand dient nur dem Überleben. Regiert er alleine in unserem Bewusstsein, dann gibt es nur Angst und deshalb nur Fight or Flight. Nur Kampf oder Flucht. Aber das ist nicht die Wahrheit. So sehr unser Verstand es uns auch so verkauft. Und so sehr es auch danach aussieht, wenn ich auf der Autobahn in den Rückspiegel schaue und die aggressiven, tollwütigen und blutrünstigen „Gesichter“ der teuren Raubtier-Autos hinter mir sehe…. Es ist nicht die Wahrheit. Es ist die halbe Wahrheit. Aber halb, das klappt nicht so gut…

Ich kenne ein paar Neonazis. Wir sind im Gespräch. Selten einig, aber im Gespräch. Im Prinzip stimmen sie mir sogar zu in meiner Sichtweise über die Situation. Sie denken aber eben, dass es anders nicht geht. Ich denke das Gegenteil. Vielleicht treffen wir uns alle mal in der Mitte.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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