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Der Mensch als Söldner und zu erobernde Beute – Er ist sich der Ursache seines Leides nicht bewusst

Ende des 19. Jahrhunderts standen in Europa 19 Millionen Menschen ständig unter Waffen. Die Regierenden der Staaten gaben ein Drittel bis die Hälfte der Staatseinnahmen für ihre stehenden Heere aus. Die Menschen waren großenteils verarmt. Zudem beutete der Frühkapitalismus erbarmungslos die Arbeiter aus bis aufs Blut. Es bestand allgemeine Wehrpflicht und die Frage war nur, ob die Regierenden dieses oder erst nächstes Jahr die Menschen ins gegenseitige Gemetzel und Schlachten schickten und für welche nichtigen Gründe dann zu Zigtausenden grausam gestorben werden durfte. Es herrschten Angst und Verzweiflung in der Bevölkerung. Man konnte der Situation nicht entrinnen. Sie galt als Gesetz der Natur. Zigtausende begingen Selbstmord. Gerade unter den Soldaten. Sie alle erkannten keinen Sinn mehr in ihrer Existenz. Hatten unendliche Angst vor dem, was der nächste Tag bringen würde.

Da haben wir es ja jetzt wirklich besser! Das physische Gemetzel auf dem Schlachtfeld gibt es für uns so nicht mehr. Niemand muss mehr vor den Fabriktoren verhungern. Wir haben uns weiterentwickelt!

Aber warum sind heute so viele krank? Warum sind so viele Menschen verzweifelt, einsam und in schwerer Depression? Warum nehmen sich so viele Menschen auch heute das Leben?

Was ist denn besser geworden? Besteht nicht immer noch allgemeine Wehrpflicht? Als Söldner im Dienste der Unternehmen, die ihre erbarmungslosen Kriege nun auf unzähligen Schlachtfeldern 24 Stunden am Tag auf der ganzen Welt führen? Wird der Mensch nicht immer noch verbraucht? Nur ist er jetzt neben willenlosem Gewaltinstrument auch noch gleichzeitig für andere Unternehmen naive zu erobernde Ressource. Man drängt ihm listig Dinge auf und damit ist er gewonnen. Das nennt sich Wohlstand und es wird der falsche Schluss gezogen, dass damit dann alles gut für ihn sei. Dass das Metzeln im Unternehmen und in sich selbst dadurch gerechtfertigt sei. Der Mensch jagt das Schnäppchen und merkt nicht, dass er die eigentliche Beute ist, die den Unternehmen ins Netz geht immer wieder.

Und ist der Mensch nicht auch einer Allianz von Unternehmern und Regierenden ausgeliefert, die über seine Geschicke, aber nicht in seinem Sinne entscheiden? Kann er nicht nur hilflos zu sehen, wie Gesetze gemacht werden, die ihm schaden und den kriegerischen Unternehmen satte Gewinne versprechen? Man sagt, das nutze ihm ja auch, in seiner Söldnerexistenz. Als zu erobernde Ressource nutzt es ihm dann vielleicht nicht mehr. Der Akt der Eroberung wird dann mit den neuen Gesetzen vielleicht etwas heftiger.

Es verhungert niemand mehr vor den Fabriktoren, weil einerseits dadurch die Angst der Regierenden und der Unternehmer vor den Massen gemildert, bzw. mittlerweile beseitigt und durch Desinteresse ersetzt worden ist und andererseits der Arbeiter als Konsument entdeckt worden ist. Als doppelte Ressource zur Produktion und zum Verbrauch. Er ist, wie oben bereits gesagt, nun Soldat und Eroberungsgut zusammen. Ganz neu ist diese Idee nicht. Schon im Frühkapitalismus hatte man sie. Der Arbeiter bekam statt Geld Gutscheine, die er nur im Fabrik eigenen Laden einlösen konnte. Natürlich war dort alles um ein Vielfaches so teuer wie auf dem Markt. Dieser 150 Jahre alte Zustand ist ja nicht verschwunden in unserer modernen und so zivilisierten Welt. Er wurde nur – verschoben. Nun darben die Menschen weiter im Süden und im Osten. Und mit ihnen lässt man die Natur verrecken und speist sie alle mit wertlosen Gutscheinen ab, damit der westliche Söldner-Trophäe-Zwitter in seiner wichtigen chimären Doppelrolle kauflustig und kampfbereit bleibt. Und morgens erklingt der Trompetenruf aus allen Weckern und weltweit marschieren die Söldner zu ihren Regimentern um zu kämpfen um die Macht am Markt. Die Welt eine einzige Kaserne. Und wieder zuhause da geht der Krieg weiter auf dem Feld der Meinungen. Genauso hart werden da die Schlachten um Meinungshoheit geschlagen und der Mensch wird wieder zur Beute mit seinen likes und thumbs up. Jeder wird dort zur Ein-Mann-Armee und versucht zu erobern, was er kann. Mit allen Mitteln. Der Zweck heiligt die Mittel.

Der Sinn seiner Existenz war für den Menschen damals, im 19. Jahrhundert, genauso unerkennbar wie er es für ihn heute ist. Er hatte und hat in der inneren Sinnfrage nur die Kirchen als Berater. Aber für die Kirchen ist er auch nur eine Ressource für Macht und Gewinn. Die Kirchen sind auch nur Kriegsparteien. Antichristlich und materiell. Sie haben nur ihre eigenen Schlachtfelder. Sie kämpfen um „Seelen“. Das ist ein kirchlicher Fachausdruck für die Ressource Steuerzahler. Sinn stiften, der über Machterhalt und Eigennutz hinausgeht, ist von ihnen seit vielleicht etwa 1700 Jahren nicht mehr zu erwarten. Der Mensch erkennt die Leere der Kirche, schüttelt ungläubig und resigniert den Kopf. „Dann ist da wohl nichts außer dem Kampf…“ sagt er zu sich selbst. Und trägt ihn, den Kampf, durch Raum und Zeit. In die zukünftigen Generationen.

Der Krieg tobt also in jeder Facette des gesellschaftlichen Lebens weiter. Während vor 150 Jahren aber für jeden sein Leid und dessen Ursache scheinbar klar erkennbar war, denn er fühlte in erster Linie ein physisches Leid und suchte dort den Schmerz zu lindern, so ist der heutige Mensch vollständig geblendet ob der Ursachen seines Schmerzes, ja er ist in der Regel sogar ob der bloßen Existenz seines Schmerzes geblendet. So normal ist für ihn der Kriegszustand geworden. Die Normalität, die ja besser kaum sein kann und über die er sich ja eigentlich nicht beschweren kann. So wird ihm eingeredet. Er bekommt doch seine Beute in Geld und dafür lässt er sich wiederum erobern und erhält dafür eine Sache. Er bekommt und bekommt. Was besseres gibt es doch gar nicht. Und er gibt dafür doch nur sein Leben. Er kann nicht sehen, was daran falsch sein könnte und betäubt seinen seltsamen Schmerz mit Drogen aller Art. Spiel, Spaß, Besitz, Aggression, Meinung, Position usw. Und dadurch wird er wieder zur eroberten Ressource – oder zum Söldner -, denn alles, wirklich alles ist umkämpft und wird erobert oder zur Eroberung benutzt.

Was ist denn sein Schmerz? Der scheinbar nicht heilbare und nur betäubbare Schmerz? Es ist sein seelisches Wissen. Das seelische Wissen um die Liebe. Um die Liebe zu allem und jedem. Das Wissen von der Einheit und der Geborgenheit und des Friedens. Jeder Mensch hat dieses Wissen in sich. Nur ist es ihm abkonditioniert worden im Drill auf den Kasernenhöfen des Kapitalismus. Wenn Du im Urlaub auf den Balkon gehst – das Handy ausgeschaltet auf dem Tisch liegend – und die ruhige, klare, kühle Morgenluft im Angesicht der Berge in tief Deine Lungen strömen lässt, Dich am Geländer festhältst und kurz die Augen schließt, dann kannst Du vielleicht den Frieden fühlen. Und er ist wunderbar. Verweilen könntest Du nun stundenlang in diesem Gefühl des Friedens. Dieses Gefühl ist nicht aus dem Nichts entstanden. Quasi als ein Fehlgefühl in unserer Welt des Schmerzes. Es ist ein Zurücktreten des Ichs, des angstvollen Ichs zugunsten der Wahrnehmung Deiner Beseeltheit. Es ist die Wahrnehmung Deines Inneren Lichts. Es ist die vor uns verhüllte Wahrheit. Und es gibt keinen Grund, warum wir nicht die meiste Zeit unseres Lebens in dieser für uns so unendlich wichtigen Wahrnehmung der Geborgenheit und des Sinns verbringen könnten. Leo Tolstoi sagte um 1890 zur damaligen Situation der Militarisierung, der Wehrpflicht, der drohenden Kriegsgefahr und der Abwesenheit des Seelischen Wissens in den Menschen in etwa: Es gibt über den Frieden nichts zu diskutieren. Es gibt nur eine einzige Frage. Gehe ich in den Krieg oder gehe ich nicht in den Krieg…

Diese Aussage ist auch heute noch genau so gültig wie damals. Wer sein inneres Wissen wieder erlangt, der kann nicht mehr in den Krieg ziehen. Wer vom Sinn weiß, der kann an diesem seelenlosen Schlachten nicht mehr teilnehmen. Kann nicht mehr helfen, zu vernichten. Kann sich nicht mehr erobern lassen zum reinen Wohl des Seelenlosen Gottes des Materialismus. Er weiß, dass die Menschheit sich immer noch im primitiven Tierzustand befindet und er weiß, dass der nächste Schritt uns vom Hass und nackten Überlebensinstinkt hin zu einer Gesellschaft des inneren Wissens und der allumfassende Liebe führen wird. Denn der Mensch kann dies beides verwirklichen. Das macht ihn besonders. Er kann das Paradies auf Erden wirklich erschaffen. Es bedurfte zweier Weltkriege, um das physische Hinschlachten von Menschenmassen wenigstens in Europa zu beenden. Das war vorher undenkbar. Der Krieg war etabliert und galt als unabänderliches und vorallem sinnvolles Naturgesetz für den Menschen. Vieles ist auch heute für die Allgemeinheit undenkbar. Auch dass der heutige immer währende und alles durchdringend Krieg kein Naturgesetz ist. Aber wir entwickeln uns weiter. Vom Dunkel zum Licht. Ob wir es wollen oder nicht. Mit jedem, der sein Licht erfährt, entwickelt sich die Welt hin zum inneren Wissen um die Einheit. Zum Frieden. Zur Liebe. Und das heute Undenkbare wird morgen Realität und für uns so natürlich, als wäre es nie anders gewesen.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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