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Den Konsumreflex überwinden und die Wahrheit erfahren können

Ich hatte einer Bekannten einmal von einem Buch erzählt, dass mir lieb und teuer ist. Ein Buch, mit dem ich in engster Resonanz stehe. Ein für mich wirklich heiliger Ratgeber. Und ich benutze das Wort „heilig“ wirklich sehr selten. Es ist das chinesische I Ging, das Buch der Wandlungen. Eines Tages kam diese Bekannte zu uns und sah das Buch im Bücherregal stehen – Es war ein weiteres Exemplar. „Meine“ I Ging-Ausgabe steht in keinem Regal und ich gebe sie nur in wenige fremde Hände. Sie nahm das Buch heraus, fläzte sich in einen Sessel und begann, mehr oder weniger interessiert – oder gelangweilt, je nachdem -, darin herum zu blättern. Ich hatte ihr ja gesagt, dass es ein gutes Buch sei. Nun, dann lesen wir es einmal quer. Mir stieß diese Art des Umgangs mit dem Buch wirklich sauer auf und schweigend, die Hände in den Hosentaschen, betrachtete ich abwartend das Schauspiel. Sabine macht viel und Sabine liest viel. Sie macht Heilreisen, Inka-Kalender, Hopi-Herz-Heilung, Jahresfeste und und und, sie liest alles was auf dem esoterischen Markt zu haben ist. Kristallschädel, vier, fünf oder sechs Dimensionen. Alles. Alles wird sich in hoher Geschwindigkeit einverleibt und konsumiert. Es entsteht daraus ein Brei von völliger Unklarheit, der sie immer wieder dazu bringt, zu sagen: „Manchmal weiß ich auch nicht mehr, ob das alles so wahr ist…“ Wenn sie das sagt, dann sinkt meine Laune ins Bodenlose…(die innere Mitte verschiebt sich eben manchmal). So sah ich sie also in meinem Sessel bei dem Versuch sitzen, eines der ältesten Weisheitsbücher der Welt – das mir auch noch persönlich von größter Bedeutung und Freundschaft und Erfurcht ist – mal eben zwischendurch weg zu konsumieren. Blätter, blätter, blätter….“Mhh, mhh, mhh, Acht Zeichen? Wieso Acht Zeichen. Sind das nicht Neun?“ – Mir platzte innerlich der Kragen. Das gab es doch nicht! Einen Absatz quer abgelesen und schon maßte sich ihr Verstand eine Beurteilung an und meinte wirklich, einen Fehler gefunden zu haben. Eine Verbesserung von Jahrtausende altem spirituellen Wissens, beim Überfliegen, nachmittags in einem Sessel sitzend. Ich: „Mensch Sabine, gut dass Du das entdeckt hast. Das haben die Menschen wohl in den letzten 6000 Jahren alle übersehen!“ Sabine schaute mich indifferent mit kraus gezogener Stirn an. Jetzt war es auch egal. „Liebe Sabine, bitte tu mir einen Gefallen. Lies das Buch nicht so nebenbei und halbherzig an. Ich habe Dir erzählt, was es ist und was es für mich bedeutet und ich dachte, dass es Dir ein wenig klar geworden wäre. Konfuzius hat am Ende seines Lebens gesagt, dass, hätte er noch ein Leben, er es vollständig dem Studium des I Ging widmen würde. Wenn Du Dich wirklich ein wenig damit auseinandersetzen willst, dann mach bitte Folgendes: Kauf Dir Dein eigenes I Ging. Das, was Dir über den Weg läuft. Die Ausgabe, die sich Dir zeigt. Dann nimm das Buch und leg es drei Monate lang auf Deinen Nachttisch. Ohne reinzuschauen. Lass es einfach da sein. Nimm es wahr. Bau eine Verbindung dazu auf. Jeden Morgen und jeden Abend. Und wenn die drei Monate um sind, dann liest Du es durch. Und das tust Du, ohne Dir irgendwelche Gedanken über den Inhalt zu machen. Einfach lesen und nicht interpretieren oder verstehen wollen. Nicht schlau sein wollen. Das machst Du drei Mal hintereinander. Dann – und erst dann – nimmst Du Dir den ersten Satz vor. Liest ihn und lässt ihn lange, lange auf Dich wirken. Und dann schau, was bei Dir passiert. Wenn Du Dich diesem Buch so näherst, dann wird es Dir vielleicht auch nützen.“ … ‚und Du musst vielleicht nicht mehr an der Wahrheit zweifeln…‘ ergänzte ich in Gedanken. „Hm. Das heilige Buch.“ sagte Sabine in einem nicht interpretierbaren Tonfall während sie es auf den Tisch weg legte.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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