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Das Energietier

Ein Tier, nennen wir es einmal Energietier, das statt Eiern Atombomben legen, diese 100 Kilometer weit werfen und dort zünden könnte und das durch einen chemischen Auswurf ganze Wälder und die ganze Landschaftsflora und – Fauna eines gewaltigen Gebietes zu einem für es nahrhaften Brei verflüssigen könnte, hätte durch diese Möglichkeiten, Energie einzusetzen und zu verwerten, ein unermessliches und auch zerstörerisches Potential.

Angenommen, es hätte nun noch ein dominierendes militärisches strategisch-taktisches Ziel- und Analysesystem mit maximalen Angriffs- und Verteidigungsfunktionen namens VERSTAND, dessen aller einzige und alleinige Aufgabe die Sicherung des nackten physischen individuellen Überlebens um absolut jeden Preis ist, dann ist man sicherlich gut beraten, diesem Wesen nicht im Geringsten verdächtig aufzufallen. Nicht in sein Visier zu geraten.
Das ist in Gegenwart eines Tigers ohne Verstand, aber stattdessen mit Muskeln, Klauen und Reißzähnen bewehrt, erst einmal nicht anders.
Der entscheidende Unterschied zwischen dem Tiger und dem Energietier ist, dass es eben VERSTAND hat und dieser weiß, in jedem Moment weiß, dass, erstens, der nächste Moment sein letzter sein kann – und, zweitens, dass der Tod irgendwann und unvermeidbar trotz allem Kampfes und Energieeinsatzes kommen wird…

Der Tiger weiß das nicht. Deswegen können seine Zähne, Klauen und Muskeln die meiste Zeit ruhen.

Beim Survivalsystem VERSTAND führt die Erkenntnis der dauerhaften Bedrohung durch dem Tod zu der Entscheidung, dass die Umwelt rund um die Uhr maximal kontrolliert werden muss. In diesem Fall erst einmal durch einen Tausend Kilometer breiten Kordon atomar verseuchter Erde. Da kann sich dann keiner mehr von außen nähern.

Aber dann hat man ja noch seinesgleichen im inneren Bereich. Da jeder außer einem selbst eine potentiell tödliche Gefahr darstellt, bombt man die, mit denen man es gefahrlos machen kann, erst einmal weg. Bildet temporäre Allianzen, Gesellschaft genannt (mit für alle gültigen Ansichten, Kultur genannt), um sich selbst gegen die außerhalb stehenden zu schützen, bricht diese Allianzen wieder, wenn es günstig erscheint und atomisiert die gefährlichen Exalliierten bei nächster günstiger Gelegenheit. – Wenn es nicht gerade nützlicher ist, sie durch Bedrohung mit dem Tod zur Produktion von Sprengköpfen oder Nahrungsbrei einzusetzen (eine andere Variante von Gesellschaft und Kultur) . VERSTAND ist nicht einseitig. Rechnet auch Plus und nicht nur Minus. Mehr Energie erhalten, als man einsetzt bringt auf langer Strecke entscheidenden Vorteil.

Über Wurzeln kann man stolpern, in Gruben kann man fallen. Alles tödliche Fallen im Visier des dauerkriegsführenden Ziel- und Analysesystems VERSTAND. Die Natur muss auf einheitliches Niveau gebombt werden. Dann bricht man sich vielleicht nicht morgen den Hals.

All das Atomisieren kostet natürlich Energie. Also wird an Flora und Fauna verflüssigt und verzehrt was geht. Nebenbei muss man noch übriggebliebene Nahrungskonkurrenten eigener und fremder Art unschädlich machen…

VERSTAND ist auf reines Überleben getaktet. Also betreibt er Ressourcenmanagement. Versucht seine Umwelt durch besseres Verständnis optimaler zu kontrollieren. Welche Pflanzen lassen besseren Nahrungsbrei entstehen? Welcher Brei lässt effizientere Atombomben wachsen? Wie geworfen und gezündet ist die Verheerung beim Gegner am größten? Er nennt diese Abteilung seiner Survial- und Vernichtungsmaschinerie Wissenschaft. Beim Nachwuchs kann gar nicht früh genug VERSTAND aktiviert und zum alleinigen Entscheidungsträger gemacht werden (genannt Bildung). Integriert in Gesellschaft bedeutet dieser Zuwachs höhere Überlebenschancen durch stärkere gleichgerichtete Abwehr- und Vernichtungskraft. Nicht integriert, bedeutet dies Probleme, die man dann wieder gewaltsam lösen muss.

Letztendlich, ganz am Ende, ganz, ganz am Ende, wird das stärkste Individuum der Energietiere in seiner panischen Todesangst alle anderen potentiellen Todbringer (also alles andere außer ihm selbst) vernichtet haben und die Welt ist nur noch eine atomare Wüste.

Aber VERSTAND arbeitet in diesem letzten Wesen immer weiter. Pausenlos, denn er weiß der eigene Tod wird kommen. Trotz Vernichtung von allem und jedem. Trotz dieser maximal möglichen Kontrolle der Umwelt. Der Tod steht bevor. In jeder Sekunde kann er kommen… Und er wusste es von Anfang an… Er wusste von Anfang an, dass alles, alles, alles, was er in seinem Überlebenskampf tun wird, absolut und völlig sinnlos sein wird. Ihm nur Zeit schindet, sinnlose Zeit, bis der Tod kommt und ihn besiegt. Ja, ihn schon in der ersten Sekunde, beim ersten eigenen Atemzug, bereits besiegt hat. Dass so gesehen niemand lebt, denn ob heute tot oder in 50 Jahren, wo ist der Unterschied angesichts der Ewigkeit des Todes und der Vergeblichkeit des eigenen Tuns? So erkennt VERSTAND, dass auch er selbst nur ein Phantom ist. Ein Kämpfer für nichts als Staub und Asche. Selbst nur Staub und Asche…

Das System VERSTAND weiß also vom ersten Moment seiner Existenz an, dass sein einziger Zweck, der heilige Grund seiner baren Existenz von der ersten Sekunde an zum bombensicheren Scheitern verurteilt ist. Dass VERSTAND also völlig sinnlos und in seiner baren Existenz nicht zu rechtfertigen ist.

Also, was tut dieses taktisch-strategische Kampf-System? Um seine Existenz und seinen Anspruch auf Dominanz zu rechtfertigen? Es blendet diese Tatsache in seinen Gleichungen einfach aus und gibt vor, unsterblich zu sein. Solange man alle Gefahren dieser Welt wegbombt und zu sieht, dass man genügend Flora und Fauna zum verflüssigen hat.

Dies wird von ihm – denn so ist ja seine Realität – als Sinn und Zweck der Existenz des „Energietiers“ als solches definiert.
Und gibt es gerade nichts zu tun, dann wird in der Gesellschaft von VERSTAND der Tod natürlich trotzdem weiter verdrängt und die sinnlose Zeit mit sinnfreier Betätigung angefüllt… Kämpfe mit sich selbst, ritualisierte Kämpfe gegen die anderen. Kämpfe um Position und Meinung. Erhöhung des Einflusses und der persönlichen Sicherheit durch Anhäufung von Dingen…

Sinn, Ewigkeit und Tod sind dem Energiewesen bekannt. Nur das Survivalsystem kann diese Eigenschaften der Welt nicht verarbeiten.

Aber zum Glück ist das Energietier nicht von seinem Survivalsystem dominiert und abhängig.

Zum Ausgleich für die unermessliche Energie, die ihm im Vergleich zu allen anderen Tieren zur Verfügung steht, hat es einen weiteren und tieferen Zugang zu seiner Existenz erhalten, einen Zugang zu Wissen, das weit über das des reinen körperliche Überlebens hinaus geht. Dieser Zugang lässt es begreifen, dass es einen Sinn in der eigenen Existenz gibt und dass dieser Sinn nicht in der Individualität liegt, sondern im Wissen um das Aufgehen im Lebensprozess. Es weiß, dass es nicht getrennt ist vom Rest des Seins und dass der Tod, das Ende des materiellen Seins, nicht das Ende der Existenz ist. So hat dieses Wesen keine Todesangst, denn es ist geborgen im Wissen um die Einheit. Es ist im Wissen um seinen Dienst an der Schöpfung und es befreit VERSTAND von seinem einsamen Wahnsinn und seiner Verzweiflung und teilt ihm sinnvolle Aufgaben zum Erhalt des Körpers im Dienste an der Schöpfung zu, lässt ihn integriert zum Wohl der Schöpfung handeln. Es verändert seinen Körper und produziert statt Atombomben nahrhaften und fruchtbaren Samen. Verzehrt nicht mehr wahllos in der Angst, zu wenig zu erhalten, sondern hält Maß und Gleichgewicht.

Seine Energie dient dem freudvollen Fortgehen und der Entwicklung des Lebensprozesses. Es ist ganz und es lebt und es stirbt und es ist freudvoll, denn es weiß um den inneren Sinn des Kosmos.

Zum Glück hat das Energiewesen diese Einsicht… So kann es die Schöpfung erhalten und glücklich sein. Es muss nicht in lebenslanger angstvoller Panik dahin rasen und die ganze Welt mit sich in den Abgrund reißen. Welch ein Glück…

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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