Der Verstand ist ein Werkzeug zur Unterstützung des Überlebensinstinktes. Es gibt keine Unterschied zwischen ihm und einer scharf kralligen Tigerpranke, der Beinmuskulatur einer Gazelle oder einem Haifischgebiss. Deshalb muss der Verstand genauso und genau als solches betrachtet und behandelt werden: Als ein Werkzeug, einzusetzen in Notsituationen, in der er uns unser Überleben durch Nahrungserwerb, Flucht oder Abwehr ermöglicht und im Waffenfutteral zu belassen, wenn Nahrung vorhanden und Sicherheit gegeben ist, um Raum zu geben für Ruhe, Kontemplation und Seelenkraft. Für die Wahrnehmung Gottes und der Einheit.
Daher gibt es keinen Unterschied zwischen dem Menschen und den Tieren außer in der Art der Ausstattung mit Werkzeugen zur Überlebenssicherung. Der Verstand hebt uns nicht von den Tieren ab. Im Gegenteil: Er reiht uns als Wesen, die hilflos ihren irdischen Zwängen ausgeliefert sind und in Angst und Schmerz reagieren müssen, nur in ihren Reihen ein. Der Verstand ist nur eine Waffe. Materiell, einseitig und daher unvollkommen. Der Verstand ermöglicht es uns, zu reißenden Bestien zu werden. Das Fatale ist nur, dass das Prinzip unserer materiellen Gesellschaft uns in einer andauernden Notsituation hält. Deshalb ist der Mensch gezwungen, permanent eine reißende, vor Angst und Wut besinnungslose Bestie zu sein. Dieser Zustand der Menschen verstärkt wieder den Eindruck einer Bedrohungssituation beim Einzelnen und führt in eine Eskalationsspirale ohne Ende.
Der Verstand hat sich ein System geschaffen, in welchem er die Bedrohungssituation selbst produziert, um daraufhin mit Angst und Gewalt darauf reagieren zu können. Er schafft sich selbst seine eigene Daseinsberechtigung und sein Recht, dauerhaft wirken zu können und niemand anderen ans Ruder zu lassen.
Es ist ein glücklicher Umstand, das der Mensch noch gezwungen ist, zu schlafen. In dieser Zeit ruht der Verstand. Er ist deshalb auch bestrebt, diesen „ineffizienten“ und ihn äußerst beunruhigenden Zustand möglichst abzuschaffen. – – – Die flinken Beine stehen meistens still. Die reißenden Fänge sind meistens geschlossen. Der Verstand… der Verstand ruht niemals.
Wer nur materiell wahrnimmt kann ausschließlich im Überlebensinstinkt reagieren. Er hat keine anderen Optionen, weil es in der materiellen Existenz nur diese eine Möglichkeit gibt.
Wer seelisch wahrnimmt, dem verblasst der Schmerz, die Angst, die Wut und der Hass. Derjenige sieht die Welt in ihrer Ganzheit. Er sieht sie in ihrer Einheit und muss nicht mehr ohne Ruhe um sein materielles Überleben gegen selbst geschaffene Feinde kämpfen. Er bescheidet sich mit Nahrung und Sicherheit. Er weiß, dass ihn mit den Menschen mehr vereint als von ihnen trennt. Der Welt der ewig und immerzu reißenden Bestien entzieht er sich so gut er kann und wirkt auf der Ebene der Seele. Mancher opfert sich für die Erlösung der einseitig Verblendeten, damit sie doch noch einen Hauch der Wahrheit erfahren können.