Ein Gespräch über Nicht-Binäre Geschlechtszuordnung: keine Festlegung auf das männliche oder weibliche Geschlecht. Unabhängig vom biologischen, vom materiellen Geschlecht.
Und Floating Gender: fließende Identifikation mit den Geschlechtern. Wechselnd, fließend. Mal mehr männlich, mal mehr weiblich.
Kannte ich so gar nicht. Diese Begriffe. Von Divers hört man jetzt ja öfter. Und vom Gendersternchen *. Aber in die weiteren Tiefen dieser Geschlechterfragen war ich bis dahin nicht eingetaucht.
Nun sprach ich aber mit Anna. Ihr Freund ist Psychiater. Er halte das alles für völlig pathologisch, sagt sie, und es handele sich dabei einfach um Entwicklungsstörungen im Identifikationsprozess. Es fehlten einfach heutzutage die Leitbilder, an denen sich die Kinder orientieren könnten. Dann komme so etwas dabei heraus.
Und ich denke, noch völlig baff ob dieser plötzlichen neuen Erkenntnisse: „Das ist es doch. Das IST es doch! Die Menschen – einige zumindest, in Verbindung mit einem nicht ganz so kleinen öffentlichen Diskurs – entfernen sich von der rein materiellen Definition ihrer Selbst. Das rein Körperliche, der einzige Maßstab des Egos, des Verstandes, ist nicht mehr ausschlaggebend. Nicht mehr so ausschließlich ausschlaggebend. Es findet statt! Es findet wirklich statt! Die Menschen betrachten sich Selbst. Sie betrachten ihr Bewusstsein. Und sie erkennen: ‚Ich bin ALLES. Ich bin weiblich und ich bin aber auch männlich. Ich bin männlich, aber ich bin auch gleichzeitig weiblich!‘ Auch, wenn sie es so nicht unbedingt für sich erfahren, sagen sie eigentlich: ‚Ich bin materiell und ich bin seelisch. Ich bin fließendes Bewusstsein. Ich bin das Pendel, das immer in Bewegung ist. Ich bin der Fluss. Ich bin nicht die einseitige Starre. Nicht nur das Halbe, das mir nach Begutachtung durch die fünf Sinnen zugestanden wird. Ich bin MEHR! Viel mehr….‘ “
Und ich denke – und schreibe. Sitze hier und schreibe: „Niemand ist festgelegt auf sein Äußeres. ALLE sind letztendlich Floating Gender. Niemand ist nur männlich oder weiblich. Wahrgenommen muss es nur werden. Die BEWUSSTSEINE müssen sich ergänzen: Männlich und weiblich im rechten Maß! Dann sind die Systeme in der Lage, wieder göttlich zu handeln! Jeder Einzelne, Partnerschaften und Gemeinschaften. Jeder alles in seinem Verhältnis. Alle schwingend um die Mitte herum. Keine Festlegungen mehr auf starre rein materielle Leitbilder und extreme Positionen, die dann verteidigt werden müssen wie Bastionen. Das ist es doch! Es ist auf dem Weg! ALLES ist auf dem Weg! Wunderbar, dass es das so öffentlich so gibt!“
Zu Anna habe ich gesagt: „Na ja. Ich denke, je mehr wir die Starre aufweichen, desto besser. Störung hin oder her. Je mehr wir integrieren, desto besser. Je mehr Altes bröckelt, desto besser. Da mach ich doch gerne ein Gendersternchen. *. (Da bin ich doch auch gerne etwas gestört, denke ich mir dann noch zum Abschluss mit einem inneren Lächeln).
– – – Und wer da jetzt denkt: „Puh, wenn das die Zukunft ist, mit diesen Verrückten und verdrehten Leuten, ja dann weiß ich auch nicht, ob ich das jetzt so gut finden soll mit diesem Alles in Jedem….“
Der das denke, der kann ja auch dabei sein. Der kann ja die Welt ergänzen. Mit sich und seiner Art und seinem Bewusstsein. Der kann erkennen, dass er nicht nur weiblich ist. Und dass er nicht nur männlich ist. Dass er alles in sich hat und dass er fließt und nicht starr ist. Dass er mehr als sein Körper ist. Dass er auch Seele ist. Und wenn er das erkannt hat, dann geht‘s auch mit diesen queren Typen. Die erscheinen dann gar nicht mehr so fern und fremd und gefährlich. Und dann kann er das ‚Alles-in-sich-haben‘ leben. Ganz nach seinem Bewusstseinszustand…