Sich in „sein“ „Inneres“ „versenken“… Was bedeutet das? Ich weiß, dass diese Formulierung schwierig ist. Ich weiß es aus eigener Erfahrung. Denn was assoziiert man, wenn man sich nun vornimmt, sich in „sein“ „Inneres“ zu „versenken“? Man sieht die ganze große Welt um sich herum. Man sieht die Grenze seines eigenen Körpers zu dieser äußeren Welt. Man sieht das, was unter der uns nach Außen abgrenzenden eigenen Haut ist. Das ist das körperliche Innere. Man sieht dann dort drin einen Kern. Dunkel wie ein schwarzer See oder hell leuchtend wie ein explodierender Stern. Das ist dann „mein“ „Inneres“. Und da will ich nun hin. Ich rudere und rudere und es ist, als führe ich gegen einen schnell fließenden Strom. Oder als hielten mich Gummibänder fest. Es ist verflixt. Ich habe den Eindruck, dass ich mich gar nicht nähere, sondern mich mit jeder Anstrengung noch weiter und weiter davon entferne. Von „meinem“ „Inneren“. Aber ich will doch da hin! Denn da, so wurde mir versprochen, ist Ruhe, Stille, Klarheit und Erkenntnis. Welch ein Elend! Ich kann es nicht. Ich wusste es. Es liegt mir nicht, dieses „sich“ „versenken“...
Woran liegt es denn? Warum klappt das denn irgendwie nicht so richtig gut? Es liegt am Weg, den wir fälschlicherweise beschreiten, weil wir die Formulierung des Sich-in-das-eigene-Innere-versenkens falsch „verstehen“ und somit falsch „handeln“.
„Inneres“ bedeutet Zentrum. Ein einzelner Punkt. Ein Raum. Abgetrennt vom anderen. Vom Äußeren. „Mein“ bedeutet „Mein“ in Abgrenzung von „Dein“ oder noch schlimmer: von „Euer“. Es bedeutet Abgrenzung von allem Anderen. „Versenken“ bedeutet tief fallen. Bedeutet nichts mehr wahrnehmen. Bedeutetsinnliche Trennung von allem anderem. Drei Mal liegt in diesen Worten die Trennung. Also liegt in dieser Formulierung drei Mal das Konzept der materiellen Welt und des Verstandes. Und so versuchen wir dann mit dem trennenden Konzept des Verstandes und seinen Vorstellungen den Ort der Einheit zu erreichen. Mein – Eigenes – Inneres! MEINS! Alle und Alles andere soll zum Teufel gehen! Schotten dicht.
Die Formulierung des eigenen Inneren ist nicht gut.
Möchten wir daran festhalten, dann kann „mein Eigenes“ nur der Impuls sein, der in mir als jetzt und hier existierendem Wesen steckt, „es“ jetzt und hier zu „tun“. Mein Eigenes benennt dann nur noch Ort und Zeit und lässt mich als Individuum (oder die Vorstellung davon) ganz außer Acht.
Das „Innere“ benennt bei anderer Sichtweise nicht das typische Innere, wie es der Verstand für uns deutet: Als zwar irgendwie immateriell, aber doch an einem bestimmten Ort, abgetrennt von den anderen „Inneren“. – Es benennt dann keinen Punkt in „Uns“. Dieses Innere ist dann das Innere von allem. Es ist das Innere von allem und Jedem und steht somit als Gegenpol zu allem äußeren (sprich: materiellem), was existiert.
Was den Begriff des „Versenkens“ angeht, so kann er sicherlich bleiben. Nur ist dieses sich Fallen lassen in die dunklen und lautlosen Tiefen nicht die Abtrennung von den anderen, sondern ein gemeinsames Sinken in das gemeinsame Innere unter zeitweiliger Ausblendung des gemeinsamen Äußeren.
So löst sich das Bild von diesem kleinen meinem zentralen Punkt oder Raum in meinem eigenen kleinen Inneren, dem ich zu falle oder auf den ich zu rudere, auf. Ich sehe nicht mehr das ganze gewaltig große Andere, das ich außen vor lassen muss, um meinen im Gegensatz dazu so hoffnunglos winzig erscheinenden, kleinen eigenen inneren Punkt zu erreichen.
So gehe ich ein in die Gemeinschaft von allem und bin geborgen in der Einheit. „Meins“ ist gar nicht mehr von Bedeutung. Ich habe, während ich schreite, doch alles und jeden freundschaftlich an der Hand und neben mir. Gemeinsam machen wir uns auf den Weg.
Hier und jetzt gehen wir alle zu allem.
So bin ich dazu übergegangen, gar nicht mehr nach „Innen“ zu gehen. „Versenke“ ich mich, dann geschieht dies, indem ich mich ausdehne. Ich nehme mich wahr. Dann den Boden unter meinen Füßen, die Wände des Raumes. Ich dehne mich aus. Ich spüre die Erde und die Getiere unter mir. Ich fühle die Bäume vor der Tür und die Vögel in der Luft über mir. Ich dehne mich aus. Ich spüre meine Nachbarn und alles weit über, unter und neben mir. Ich dehne mich aus. Ich spüre den Mond, die Planeten, die Sonne. Ich dehne mich aus und ich spüre jeden Stern im Weltall. Ich dehne mich aus. Ich bin so dünn und durchscheinend und fast schon aufgelöst. Ich dehne mich aus. Und bin eins mit der gesamten Schöpfung…
Was brauche ich da „mein“ kleines „eigenes“ „Inneres“? Die Formulierung suggeriert einfach die falsche Richtung. Es sind Lieblingsworte des Verstandes und so erliegen wir fälschlicherweise der Versuchung, ihn dies auch mit seinen Methoden der Abgrenzung erledigen zu lassen.