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Kann man dem Wort trauen?

Am Anfang war das Wort… Andere sagen: Am Anfang, da war die Tat. – Das macht keinen Unterschied, denn jedes Wort ist gleichzeitig eine Tat. Eine gedankliche Handlung, die dem gedachten oder dem gesagten Wort voraus geht.

Mit der Schöpfung der Welt entstand die Materie. Ob durch Gott oder den Urknall, das spielt keine Rolle. Es entstanden die Dinge. Die Einzel-Dinge.

Vor vielen Jahren hatte mir jemand gesagt: „Worte trennen.“ Ich habe das damals nicht verstanden. Zu abstrakt wirkte mir diese Aussage. Jahre später habe ich es dann aber begriffen. Die materielle Welt, die ‚alltägliche‘ Welt, die Welt der Dinge, scheint getrennt zu sein in ihre Einzel-Aspekte. So scheint sie – für den Verstand.

Es wäre wahrscheinlich nicht zwingend notwendig, diese Trennung in Einzeldinge so ausschließlich wahrzunehmen, wie der moderne Mensch es tut. Vielleicht ließe sich noch ein anderer, ein gemeinsamer Aspekt in allem getrennt erscheinenden erkennen, wenn… ja, wenn… wenn da nicht das Wort wäre. Das Wort, geboren aus unserem Verstand. Dem Wahrnehmer der Trennung. Denn mit dem Wort gibt der Verstand allen Dingen verschiedene Namen und Bezeichnungen. So entstehen Gruppen, Aspekte, Ansichten, – Richtig… und… Falsch. Trennung. Und das tiefe Gefühl der völligen Einsamkeit. Der Verlorenheit. Der Schmerz. Ein Schmerz der Einsamkeit, der seit Anbeginn der Menschheit wächst, in dem Maße, wie die Bedeutung des Wortes, der trennenden Information, wächst, in dem Maße, wie die Wahrnehmung von Trennung immer ausschließlicher wird…

Als wir unser Waldhaus verlassen wollten, hatten wir in Kleinanzeigen viel Werkzeug zum Verschenken angeboten. Ich erinnere mich an einen Mann, der mit seinem Ford Pick-Up Truck bei uns vor fuhr. Nervös. Misstrauisch. Unruhig, ob er denn auch all das geschenkt bekommen würde von mir, was ich angeboten hatte. Er erschien eher wie in der Höhle des Löwen. Wie einer, der ein Recht hätte, um das er kämpfen müsse. Immer kämpfen müsse…

Da war doch noch ein Sägebock! Wo ist denn der Sägebock!?!“
„Du sollst ihn bekommen. Habe keine Angst. Alles ist da. Es ist für Dich gesorgt. Du wirst beschenkt werden und es ist kein Trick dabei. Kein Haken. Und nichts wird Dir vorenthalten werden…“

Der Mann trug ein T-Shirt. Und auf diesem T-Shirt stand: „In sechs Tagen erschuf Gott die Welt. – Dann kam der Handwerker“

…und brachte die Welt erst einmal richtig in Ordnung…, musste ich gedanklich ergänzen. … und vermehrte die Tat und vermehrte das Wort. Und vermehrte die Einsamkeit, den Schmerz. Verringerte die Wahrnehmung dessen, was die Dinge vielleicht gemeinsam haben, was der Mensch mit der gesamten Schöpfung vielleicht gemeinsam habe.

Die Angst des Menschen, selbst vor dem Nächsten, selbst, wenn dieser ihm etwas schenken will, wuchs und die Reduzierung der Existenz auf „Wort“ und „Tat“ vermehrte den Wunsch nach „Mehr“ in den Menschen, denn in einer solchen Einsamkeit kann anders als durch an sich raffen, keine Einheit hergestellt werden. Eine Schein-Einheit. Denn die Einheit, das Gemeinsame ist immer da. Nur nicht zu finden in Wort und in Tat…oder in Dingen. Nicht wenn Wort, Tat und Ding – die Trennung – so ausschließlich sind, wie in unserer materialistischen Gesellschaft.

Kann man dem Wort trauen? Nein.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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