Von je her wird – von Männern – die Hinterlist als Attribut der Frauen dargestellt. Aber es ist nicht das Weibliche, das hinterlistig ist. Hinterlist ist die Methode des schwachen Männlichen, das nicht in der Lage ist, auf offene Art und Weise seinen Willen durchzusetzen. Das Männliche in den Männer durfte und darf in der Regel und im Idealfall an jeder Stelle und zu jeder Zeit seinen Willen artikulieren und für ihn offen kämpfen. Das ist der Weg, den der Verstand als gerade ansieht. Das Männliche, das Handelnde, in der Frau war – und ist es häufig immer noch – unterdrückt. Ihm bleibt nur verstecktes Agieren zum eigenen Schutze übrig. Daher ist die Hinterlist auch das Attribut vom unterdrückten Männlichen in Männern. Überall dort, wo der Verstand nicht agieren kann, ohne Schaden zu nehmen, handelt er im Geheimen. Unerheblich, ob er es in einer Frau oder in einem Mann tut.
Da die Welt von Männern definiert wird, nennen sie verdecktes Handeln „Hinterlist“ und schreiben diese negativ besetzte Eigenschaft natürlich den Frauen zu, die durch das materialistisch-männliche System (wie die unterdrückten Männer eben auch) erst zu diesem Handeln gezwungen werden. „Hinterlist“ ist ein Symptom für die Schieflage der materialistischen Gesellschaft. Der Einzelne, sei er Mann oder Frau, kann sich seine Handlungsweise nicht frei aussuchen.