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Gibt man einem verängstigten Tier Sicherheit, dann geht seine Angst und es kommt zurück in seinen natürlichen ausgeglichenen Zustand

Gibt man einem verängstigten Tier Sicherheit, dann geht seine Angst und es kommt zurück in seinen natürlichen ausgeglichenen Zustand.

Gibt man einem verängstigten Menschen Sicherheit, dann kann es passieren, dass die Angst ersetzt wird durch Hass – den Wunsch nach Gewalt – oder durch eine Überhöhung des Egos, die jede Demut und jedes Maß missen lässt.

Warum ist das so?

Befindet sich der Mensch in Angst, dann ist er tief gefangen in seiner materiellen Wahrnehmung. Das seelische Wissen fehlt ihm zu einem großen Teil. Bringen wir ihn in Sicherheit, dann ist dies lediglich eine materielle Sicherheit, die sich nur auf seine materielle Wahrnehmung auswirkt. Der Mensch in der materiellen Wahrnehmung hat immer den Schmerz der Trennung und einen hohen Grad an Angst. Hat er Angst, dann ist er im Überlebensmodus. Im Kampfmodus. Geben wir ihm also nur materielle Sicherheit, dann nehmen wir ihm nicht die Angst, sondern wir geben ihm nur eine Ressource, mit welcher er sein Ego wieder stärken kann. Sei es um instinktiv einen Gegenschlag gegen den Angstverursacher zu planen oder um anlasslos – und ebenso instinktiv – mit seinem wieder erstarkten und sich wieder unabhängig und einsatzfähig fühlenden Verstand in seiner Umwelt nach Überlegenheit, Trennung und Macht zu streben. Materielle Sicherheit ändert also nichts am Vorhandensein der Angst und ihrer Folgen. Sie dient nur der Erholung des Egos, das dadurch dann in die Lage versetzt wird, sich wieder effektiv gegen alles und jeden zur Wehr zu setzen. Aus Angst. Aus Schmerz. Aus Einsamkeit.

Das Tier hat keinen Verstand, der es im dauerhaften Alarmmodus halten würde. Ist die Situation sicher, dann gehen die akuten Waffen des Überlebensinstinktes zur Ruhe. Das Tier ist wieder in der Mitte. Es hat keinen Verstand, der es daran hindern würde. Anders beim Menschen. Ist die Situation sicher, dann müsste auch der Verstand zurück treten und Platz machen. Dies geschieht aber nicht und so wird die Sicherheit zu einer Ressource, die vom Verstand aktiv benutzt wird, um die Krallen neu zu wetzen oder die Gelegenheit direkt zu nutzen, seine Position im scheinbar immerwährenden Überlebenskampf zu festigen. Der Mensch erreicht nicht die Mitte, sondern bleibt trotz Sicherheit fast vollständig in der materiellen Wahrnehmung.

Deswegen reicht es nicht, den verängstigten Menschen in Sicherheit zu bringen. Das Pendel seines Bewusstseins muss in Richtung seelischem Wissen verschoben werden, damit die Sicherheit zu dem Ruhepunkt werden kann, der sie sein soll. Seelisches Wissen bedeutet weniger Verstand, weniger Angst, weniger Schmerz, weniger Kampf. Dann erst kann die Sicherheit fruchtbar sein.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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