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Gäbe es nicht die Stimme der Seele, die Welt wäre schon lange vollständig erstarrt

Der Verstand strebt nach totaler Kontrolle. Nur so, denkt er, verlöre er seine Angst. Wenn er alles auf den absoluten Nullpunkt von –273,15 °C gebracht hätte, dann bewegte sich kein Atom mehr. Das kleinste Elementarteilchen stünde absolut still. Der ganze Raum stünde absolut still und der Verstand hätte alle Zeit der Welt, sich jedes dieser unverrückbaren Teilchen anzuschauen und zu erkennen, dass sie in ihrer Unbeweglichkeit keine Gefahr mehr darstellen würden. Dies wäre die absolute Ruhe. Dies wäre der lebendige Tod. Dies wäre der kontrollierte Tod. Aber der Verstand kann diesen absoluten Zustand nicht erzeugen. Dieser bleibt sein Ideal. Einige Menschen erzeugen den lebendigen Tod stattdessen in sich und in ihrem Leben. Andere, die dies nicht schaffen, erzeugen den Schein des Gegenteils – das tote Leben – im großen Tam Tam und in zunehmender Lautstärke. Viele von diesen brechen irgendwann zusammen. Sie erreichen dann doch den sichtbaren Zustand eines lebendigen Todes.

Trotzdem ist sich der Verstand bewusst, dass diese Zustände nicht der wahre lebendige Tod sind und dass der „echte“ Tod trotzdem irgendwann kommt und übernimmt. Der wahre lebendige Tod hat nur ein Ziel und darum muss er alles ohne Ausnahme umfassen. Das Ziel ist, den Sieg über den „echten“ Tod zu erringen. Denn: kontrolliere ich alles, kontrolliere ich Zeit und Raum und jedes Teil darin, dann kontrolliere ich den Tod. Da ich aber nicht in der Lage bin, mit dem Verstand jedes Teil im Sinn eines ewigen Gleichgewichtes in seinen unendlichen Beziehungen und Verstrickungen, Zuständen und Entwicklungen zu lenken, ist die einzige pragmatische – und auch dem Verstand überschaubare – Lösung die allgemeine Erstarrung. Ein Zustand für alles. Ein einziger Zustand maximaler Kontrolle für alles.

Das ist das Einzige was zählt. Egal wie, aber die Kontrolle darf nicht an den echten Tod, an den Kreislauf, an das Schicksal, ja, an den Weltensinn abgegeben werden.

Gäbe es nicht die Stimme der Seele, die Welt wäre schon lange vollständig erstarrt. Vielleicht wäre sie nie anders gewesen seit Ewigkeiten. Die Seele bringt die wahre Bewegung. Und sie bringt die wahre Ruhe. Sie kontrolliert nicht, weil in der Einheit nichts zum Kontrollieren da ist.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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