.

Einen Schritt möchte ich gehen! Einen einzigen nur!

Einen Schritt möchte ich gehen! Einen einzigen nur! Einen einzigen kleinen Schritt! Wie gut fühlt sich schon der Gedanke daran an! Der Gedanke an diesen einen kleinen Schritt!

Und da stehen sie alle – ungebeten, sei hinzugefügt. Und sie schauen. Schauen mich begierig an. Und sie sagen zueinander: „Nun geht er! Oh, er geht! Wie gerne ginge ich auch! Tausend Schritte würde ich gehen! Und keinen einzigen weniger.“ Und da stehen sie und sie starren mich an. Begierig. Begierig, des Schauspiels, das sich ihnen bietet. Ihre tausend Schritte vor ihren Augen… ihre ungegangenen… Wie könnte ich nun meinen einen einzigen, ach so kleinen Schritt nur gehen? Wie könnte ich sie – die Ungebetenen – enttäuschen? Wie könnte ich sie betrügen, sie verraten und ihnen die tausend Schritte vorenthalten? Ihre tausend Schritte. Die Schritte, die ich für sie zu gehen habe. Denn ich gehe und sie stehen.

Und ich gehe den ersten Schritt. Und es fühlt sich dort so wohlig an. Es fühlt sich dort so richtig an. Es fühlt sich dort die köstlichste Geborgenheit. Der Sinn, er ruht an diesem Orte! Und sie starren mich an. Nervös treten sie von einem Fuß auf den anderen. Schweiß steht auf ihrer Stirne und Unmut zeigt sich bereits auf manchen Gesichtern. Auf einigen auch ein Anflug von Hohn. Und sie beginnen zu tuscheln: „Nun geht er doch! Er wird doch weitergehen? Nun geht er doch und bleibt doch wohl nicht nach einen Schritt schon wieder stehen? Wie sollte er denn so irgendwo hinkommen? Wie sollte er denn so irgendwo ankommen? Da hätte er auch gleich bleiben können! Es wird doch nicht bei nur einem lächerlichen Schritte bleiben? Das wäre Scheitern! Versagen wäre das! Losgehen und dann nur einen Schritt machen! Alles heiße Luft. Was stiehlt er uns mit solch einer Narretei die Zeit? Ach, würden wir gehen, so weit würden wir gehen! In die Ferne würden wir gehen! Unsere Sinne würden wir baden in all dem was da draußen zu erfahren ist! Und er lässt uns träumen und geht dann nicht den Weg für uns! Er zersticht unsere schillernde Seifenblase und stürzt uns in den tiefen Schmerz.“ – Den tiefen Schmerz der Starre. Der Starre, die das Kind der Angst.

Und ich reiße mich los von meinem heiligen Ort. Und ich schleppe mich – unter ihrem abgrundtiefen gemeinsamen Aufatmen, welches klingt, als entwiche einem gewaltigen Ballon schlagartig alle Luft – neunhundertneunundneunzig Schritte weiter. Und ich stehe in der Ferne. Und ich stehe in der Ödnis. Und ich stehe in der Einsamkeit in all dem, was meine fünf Sinne an Neuem erfahren. Und ich drehe mich um und der heiße Wind hat die Spuren meiner Schritte bereits verweht. Und ich blicke zurück und still fließen mir Tränen die staubigen Wangen hinunter. Nun finde ich nie mehr zurück. Zurück zum Ort meines einen kleinen Schrittes…. zum Ort des Heiles und der Geborgenheit…

Und sie, sie schlafen und träumen ihren Traum vom Heil in der weiten Ferne. Und schlafen… und stehen…

– – – und wenn sie jemals einmal gehen sollten, dann niemals unter tausend Schritten. Denn wo käme man da denn sonst hin?

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

Der Inhalt dieser Webseite darf zu nicht kommerziellen Zwecken unter Angabe der Webadresse im Zusammenhang frei verwendet werden. Kontakt könnt Ihr gerne über info@omkarnath.de mit mir aufnehmen.

Cookie Consent mit Real Cookie Banner