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Die Wespe und der Mensch

Ich stehe am Fenster und sehe eine Wespe im Brombeergestrüpp auf und nieder fliegen. Es ist Anfang Oktober. Bis vor zwei Wochen haben sich noch hunderte von ihrer Art in einem großen Efeu an den Blüten gelabt. Welch Ein Getümmel und Gesumme war das! Ich konnte mich von diesem Anblick oft kaum los reißen. So schön war diese Betrachtung für mich. Aber auch dieser letzte große Nahrungsquell des Jahres ging zu Neige. Schon als sie noch diesen süßen Nektar zu hunderten genossen, war ihr Schicksal gewiss. Bis auf die Königinnen werden sie alle bald des Hungers sterben…

Nun fliegt die Wespe hier. Im Brombeergesträuch. Auf und ab, wo es keine nährenden Blüten mehr gibt.

Jedes Jahr kommt dieses Sterben. Kreisläufe. Für jedes Tier. Für jede Art… Zu jeder Zeit. In natürlicher, schmackloser, hingebender Harmonie.

Nur der Mensch. Der will sich dem Kreislauf nicht hingeben. Bevor er stirbt, da sterben erst die anderen. Wenn er geht, dann wird nichts mehr übrig sein. Für nichts und niemanden. Seiner Vernichtung schickt er die Vernichtung von allem, was in seiner Reichweite ist, voraus. Er ist nicht Kreislauf, denn er weiß von diesem nichts. Er ist geradeaus. Linear. Und geradeaus, das heißt „einem Ziel entgegen“. Und ein letztes Ziel zu haben bedeutet, nichts als den Tod zu haben…

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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