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Die Reise ohne Ziel

Zwei Nymphensittiche sitzen in einem großen Käfig.

Mein Gefühl ist, dass diese Tiere eigentlich fliegen sollten. Wir sind in Südspanien. Umgeben von Palmen und Obstplantagen. Es wäre kein Problem. Sie würden weder erfrieren noch verhungern. Ich habe den starken Impuls den Riegel am Tor einfach zurück zu schieben und die Tiere in die Freiheit zu entlassen.

Warum setzt man fliegende Tiere in einen Käfig? Warum setzt man Tiere überhaupt in einen Käfig. Aber gerade fliegende?

Im Gespräch mit der Halterin offenbart sich mir langsam und mit gewissem Erstaunen, dass ihre Vorstellung von Nymphensittichen folgende ist: zwei Tiere, ein Pärchen, im Käfig. Eine andere Vorstellung hat sie nicht. Sieht sie diese Tiere, dann gehören zwei, ein Pärchen von ihnen, in einen Käfig. An Fliegen denkt sie beim Anblick dieser Vögel nicht. „Die kommen doch draußen gar nicht zurecht.“ So sagt sie noch.

Sie selbst sitzt in Spanien in einem Landhaus ganz weit draußen. Weg von allen und allem. Spricht kein Spanisch und kaum Englisch. Fürs schnelle Einkaufen reichts. Dann wieder schnell zurück.

Wenn man draußen nicht zurecht kommt, dann braucht man schnell einen sicheren Käfig. Sie hat kaum Rente und lebt von einer Erbschaft. Die ist in ungefähr drei Jahren für die Miete des Hauses verbraucht. Dann macht jemand den Käfig auf und scheucht sie – wild mit den Flügeln schlagend – hinaus. Dann muss sie fliegen…

Und als ich von ihr abreiste, da fragte ich mich: Warum bin ich soweit gefahren? Was sollte ich hier lernen? Was mitnehmen?
Tja….
Tja,… und ich erkannte mit völliger Fassungslosigkeit, dass ich in derselben schönen, zeitlich begrenzt verfügbaren, Finca sitze. Dass ich in meinem eigenen selbstgebauten Käfig sitze… Bequem und sicher…

Und ich entschied mich, musste es entscheiden, die Zäune abzureißen und die Tore weit auf zu machen. Und zu fliegen…
Nun bin ich auf der Reise ohne Ziel. Nur im Vertrauen. Nur dem Dienst an der Welt gewidmet. Ich bin egal. Ich muss egal sein. Kein innerer Zaun, kein inneres Tor, keine Bequemlichkeit, keine – Angst, darf mich vom mir bestimmten Weg abhalten. Nun muss ich dahin gehen, wo ich niemals hin wollte.
Ist ziemlich schwer. Vor allem, wenn man Jahrzehnte lang gedacht hat, man würde dies schon sehr lange so tun….

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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