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Sich jeder Gewalt enthalten

Man kann alles mit Gewalt erledigen. Das weiß jeder. Wenn man am Drücker ist. Natürlich nur dann. Das weiß hier auch schon jedes Kind. Die Erfahrung macht es früh. Spätestens in der Grundschule versteht es das Konzept.

Deswegen ist es unumgänglich, dass sich die, die am Drücker sind, jeder Gewalt enthalten. Zu verführerisch ist sie, als schnell wirkendes – unmenschliches – Gift. Und einmal eingesetzt, kommt der zu ihr Verführte kaum mehr von ihr los. So verführerisch einfach ist es, so süchtig macht es, sie einzusetzen, wenn man unbedroht von jeglicher Konsequenz an ein paar Hebeln der Macht sich befindet.

Ja,… unbedroht… und ohne Konsequenz… Das ist wohl der Punkt. Wer könnte, aber nicht tut, der ist ein Großer. Wer könnte, aber gar nicht muss, weil er die Menschen begreift, sie leiten kann und auch weiß wohin, zu ihrer aller Heil nämlich, der ist ein Übergroßer. Und nur ein solcher darf über die Geschicke der Welten walten und wachen. Kein anderer ist auch nur annähernd berufen.

Der, der gerne Gewalt anwendet und der dann, wenn die Gegengewalt auf einmal überraschend sich schon vor seinem Palaste zeigt, auf einmal Kreide frisst und von Verständigung und Gemeinschaft und Solidarität und Menschlichkeit palavert, der ist ein armer Wicht. Nicht einmal Frau und Kind darf man seiner Obhut anvertrauen.

Aber er sieht doch noch weiter als der Schatten eines entmenschlichten Wesens, der schwitzend aus seinem Paradefenster hinab schaut auf die wütenden Massen, die vergewaltigten, und mit einem Fluch auf den Lippen, in größtem Eigen-Wahn und gehetztem, selbstgerechtem Gegenhass – laut… und für alle hörbar… – den Schießbefehl erteilt…

Und zu guter Letzt, ganz im Irrsinn entrückt – nicht einmal über sich allein dürfte er walten – ist jener, der den Tobenden von seiner Balustrade hinab entgegenbrüllt – die ersten derer, die mit dem Beil in der Hand den Balkon bereits erklettert, schon an der Kehle packend – : sie sollen sich einmal Benehmen, verdammter Pöbel, und nicht so einen Lärm machen! Und welche Kinderstube sie denn wohl genossen hätten, und dass sie gefälligst nach Hause gehen sollen, ihren Dreck mitnehmen, sich mal rasieren und an ihre Arbeit gehen! So wie es sich gehört! Und sie brauchten nicht zu denken, dass das hier nicht Konsequenzen haben werde! Und jetzt Schluss mit dem Unsinn, elendes verwöhntes Pack! Euch geht’s wohl zu gut! Seid nicht beschäftigt genug! Na wartet! Das lässt sich ändern! Morgen, da könnt ihr sehen, was ihr euch da eingebrockt habt! – und jetzt runter! Runter mit euch! Runter von meinem Balkon!…

Wer Gewalt sät – bewusst oder aus Dummheit – zu dem kommt sie zurück. Und sehr überraschend ist es dann für manchen, festzustellen, dass sein Spiel nicht ewig geht und dass es Grenzen gibt, die man hätte kennen – und hätte beachten – sollen. Und plötzlich ist der selbstgerechte Tanz nicht mehr konsequenzlos und der träumende selbstverliebte Tänzer scheint plötzlich gar nicht mehr so unbedroht zu sein…

Deswegen ist es unumgänglich, dass sich die, die am Drücker sind, jeglicher Gewalt enthalten.

Und wer jetzt dumm tut oder feilschen will, was Gewalt denn nun konkret bedeuten soll, dem sollte man einen Vater geben und eine Mutter und ihn neu beginnen lassen. Ihn neu die Beschaffenheit der Welt erkennen lassen und sein kleines egoistisches und gerissenes Krämerherz im Einklang mit der Welt schlagen und zum Herzen eines Helden der Liebe, eines Ritters der Weiblichkeit neu erwachsen lassen.

Niemals darf der Schmerz uns leiten. Unser Handeln erwächst aus dem angstlosen Wissen um unsere Geborgenheit im Sinn, um unsere Beseeltheit und um die ewige Einheit von allem. Wir handeln immer in Liebe zu allem und jedem. Es existiert keine innere Trennung. Niemals darf der Schmerz allein uns leiten.

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