Die jungen Menschen von heute machen die Augen auf und sehen überall den kapitalistischen Materialismus. Er hat es so einfach sie zu formen. Gibt es doch seit über 30 Jahren kein weltanschauliches Konkurrenzmodell mehr zu ihm. Die Indoktrinierung erfolgt so automatisch. Ist doch der sozialistische Materialismus unendlich weit entfernte Vergangenheit. Von Weltanschauungen, die den Menschen als mehr als ein Tier, als mehr als eine alles killende, auf Überleben geeichte Biomaschine sehen, ganz zu schweigen. Die wurden schon vor langer Zeit verhöhnt und marginalisiert. Es gibt nur Kapitalismus und es gibt nur Materialismus. So einfach ist die Welt gestrickt für die jungen Menschen von heute. Und es wird alles getan, damit es so bleibt und sich ihr Horizont nicht erweitert. Und da nichts außer ihm existiert, ist jede weitere Verschärfung, jede weitere Verrohung im System Naturgesetz und wird – nicht erfreut, aber eben doch ergeben – angenommen und beflissen umgesetzt. Immer ungeschminkter zeigt sich die Erbarmungslosigkeit und die Unmenschlichkeit des Systems. In den USA schon immer üblich. Bei uns sich von Jahr zu Jahr verschärfend. Irgendwann hat man die Menschen soweit und unser Trump wird aufstehen. Die Vernichtung des Menschlichen noch weiter beschleunigend.
Nun habe ich den sozialistischen Materialismus noch gesehen und stelle jetzt fest: die Gehirnwäsche und die Einengung des Blickfeldes, die Verringerung des Denkbaren in den jungen Menschen heutzutage unterscheiden sich nicht von den Methoden des damaligen sozialistischen Materialismus. Oder von denen des nationalsozialistischen… Die Ziele sind immer gleich: den Menschen zu einer dem System nützlichen Maschine zu machen. Und da das System immer ein materialistisches ist, ist es für den Menschen, der von seiner Beseeltheit weiß oder sie zumindest verborgen in sich spürt, eine unerträgliche Qual. Nur die Entseelten, die Empathielosen, die, die sich nur fühlen können im immerwährenden Kampf um Dinge und Ideologien: Sie erhalten als Diener des Systems Einfluss und sie stürzen die Welt in immer tieferen Schmerz.
Der kapitalistische Materialismus hat nicht etwa gewonnen, weil er das bessere System wäre. Er hat gewonnen, weil er das brutalere, das seelenlosere und das hinterlistigere System war. Er belügt die Menschen perfekt. Und er saugt sie mit maximaler Effizienz aus. Und… Und das ist die große Gehirnwäsche… Die Mensch anerkennen diesen Zustand an als ihr gottgegebenes Leben… Ein Trick, eine Lüge, hinter der sich alle sog. christlichen Kirchen mit ihren Methoden des Machterhalts und der Ausbeutung, die sie in den vergangenen 1500 Jahre praktiziert haben, verstecken können. Der Kapitalismus ist der teuflische Trick des Jahrtausends. Und er zieht in seinem Wahnsinn die Daumenschrauben an. Fester und fester. Jahr für Jahr. Denn maximale Effizienz bedeutet maximale Kontrolle über das Schlachtvieh und maximales Verwerten des Schlachtviehs. Jedes Jahr wird die Effizienz ein bisschen gesteigert. Denn das ist das Ziel. Das einzige Ziel. Maximale Kontrolle und maximale Verwertung bei minimalem Einsatz. Selbst die verleugnete Menschlichkeit der Menschen, die verlachte Beseeltheit, wird noch verwertet. Als Sedativum, das die Schweine ruhig hält. Ist das System erst perfekt automatisiert und ausbruchssicher – maximal effizient – , dann kann endlich darauf verzichtet werden. Dann können die Schweine ruhig die Wahrheit sehen und mit Millionen Mäulern vor Angst und Entsetzen den Himmel erschütternd quieken: es gibt für sie dann kein Entkommen mehr…
Eine junge Studentin schrieb, sie wolle wegen der unmenschlichen Zustände im Studium und der stahlharten Auslese „ein Stück weit“ mit den „Verantwortlichen“ sprechen. Sie hat das Prinzip und den Sinn und Zweck des Ausbildungssystems und der Rolle ihrer eigenen Existenz darin noch nicht im mindesten erfasst.
Die „Verantwortlichen“, das sind die Wirtschaftsführer. Und das sind die stahlhart nach Empathielosigkeit, Maschinendenken und Egoismus Ausgesiebten der letzten Generation. Das sind die gnadenlosen Schweis- und Bluthunde des Kapitalismus aus ihrer Elterngeneration. Und die wollen nur eins: 1a Ware. Passgenau wie bestellt. Perfekt spezialisierte Kampfmaschinen für ihre Schlachten um die Marktmacht. Sicher wollen sie niemanden, der ihnen mal ein Stück weit erklärt, wie unerträglich die von ihnen geschaffenen Zustände für das Gros der Studierenden sind. Denn die Zustände gehören zum Produktionsprozess. Anders kann das Produkt nicht in ausreichender Härte, Eindimensionalität und Kritiklosigkeit geliefert werden. Es gibt zwar viel defekten Ausschuss und damit zerstörte junge Menschen, aber was solls, der Menschmaschinennachschub wird deswegen nicht ausbleiben…
Noch wuchtet der Schatten des Ungeheuren über uns. Der gewaltigste der Kriege ist uns noch zu nahe, als daß wir ihn ganz überblicken, geschweige denn seinen Geist sichtbar auskristallisieren können. Eins hebt sich indes immer klarer aus der Flut der Erscheinungen: Die überragende Bedeutung der Materie. Der Krieg gipfelte in der Materialschlacht; Maschinen, Eisen und Sprengstoff waren seine Faktoren. Selbst der Mensch wurde als Material gewertet. Die Verbände wurden wieder und wieder an den Brennpunkten der Front zur Schlacke zerglüht, zurückgezogen und einem schematischen Gesundungsprozeß unterworfen. „Die Division ist reif für den Großkampf.“
In Stahlgewittern, Ernst Jünger, 1920
Ich muß gestehen, daß wir oft bei schwerem Umtrunk zusammensaßen, bis wir die ganze Welt nur noch als ein lächerliches Phantom, das um unseren Tisch kreiste, betrachteten.
In Stahlgewittern, Ernst Jünger, 1920
Wann hat dieser Scheißkrieg ein Ende? Fronttagebuch, Ernst Jünger, 1917